„Trotz eines kriselnden Arbeitsmarktes bleiben Beschäftigte in Deutschland grundsätzlich optimistisch, was ihre eigene Situation angeht“, resümiert Thomas Kindler, Managing Director von Xing. „Zum ersten Mal seit Ende der Pandemie ist diese Zuversicht allerdings etwas eingebrochen. Die Sorge um einen möglichen Arbeitsplatzverlust nimmt zu. Das Bedürfnis nach Jobsicherheit und höherem Gehalt prägen die Wechselbereitschaft.“ Doch immer noch gut ein Drittel der befragten Studienteilnehmer:innen (36 Prozent) planten dieses Jahr einen Jobwechsel oder sind zumindest offen dafür (2024: 37 Prozent). Nach drei Rekordjahren und einem Plus von vier Prozent in 2022 bleibe die Wechselbereitschaft damit weiterhin hoch, sinke aber erstmals wieder leicht. Vor allem die Jüngsten am Arbeitsmarkt, die Gen Z (Jahrgänge 1997 bis 2021), seien hier mit 48 Prozent (2024: 50 Prozent) sehr sprunghaft, 11 Prozent suchten bereits konkret nach einem Exit. Ähnlich sehe es bei den Millenials (Jahrgänge 1981 bis 1996) aus, wo 44 Prozent (2024: 47 Prozent) nach einem anderen Job Ausschau hielten.
Wirtschaftlicher Abschwung und Inflation sorgen in Deutschlands Arbeitswelt für ein zunehmendes Bedürfnis nach Sicherheit im Job und einem höheren Gehalt. Grundsätzlich herrscht jedoch Optimismus, auch wenn über ein Drittel (36 Prozent) nach wie vor bereit für eine neue berufliche Herausforderung wäre – und damit im Ländervergleich mit Schweiz (56 Prozent) und Österreich (44 Prozent) auf der unteren Skala liegt. Das sind die Ergebnisse der aktuellen Wechselbereitschaftsstudie des Job-Portals Xing, welches das Meinungsforschungsinstitut Forsa seit 2012 durchführt. Im Januar 2025 wurden dafür 4.924 Arbeitnehmer:innen in der DACH-Region befragt, davon 3.413 in Deutschland.
Grundsätzlicher Optimismus

Was sind die Jobwechseltreiber?
Die meisten der befragten Beschäftigten seien sehr oder eher zufrieden mit ihrem Job (85 Prozent), ebenso mit ihrem Verdienst (53 Prozent). Was treibt Mitarbeiter:innen dann dazu, an einen Jobwechsel zu denken? Gründe dafür seien zu wenig Gehalt (38 Prozent), zu viel Stress (Frauen: 44 Prozent; Männer: 30 Prozent), schlechte Führung (Frauen: 43 Prozent; Männer: 30 Prozent) und fehlende Aufstiegschancen (Frauen: 25 Prozent; Männer: 34 Prozent). Ein weiterer Grund sei zudem Lust auf Abwechslung, bei den Männern (31 Prozent) mehr als bei den Frauen (21 Prozent). Zusammenhalt unter den Kolleg:innen (61 Prozent), Jobsicherheit (60 Prozent) und interessante Aufgaben (58 Prozent) würden hingegen motivieren, langfristig beim jetzigen Arbeitgeber zu bleiben.

Jobsicherheit und mehr Gehalt beim neuen Arbeitgeber
Danach gefragt, was sich Beschäftigte von ihrem neuen Arbeitgeber wünschen, stehe Jobsicherheit (69 Prozent) ganz oben, gefolgt von mehr Gehalt (65 Prozent; 2024: 61 Prozent) und einem guten Führungsverhalten (63 Prozent, 2024: 66 Prozent). Frauen sei vor allem auch eine flexible Arbeitszeiteinteilung (66 Prozent) wichtig. Bei den Männern legten 55 Prozent Wert darauf. „In schwierigen Zeiten sehnen sich Menschen nach Stabilität. Dazu gehört neben dem Gefühl, keine Angst vor Arbeitsplatzverlust haben zu müssen, auch eine ausreichende finanzielle Entlohnung, gerade angesichts rapide steigender Lebenshaltungskosten“, sagt Kindler. Geld sei jedoch nicht allein ausschlaggebend. Trotz besserer Bezahlung würden sich die Befragten bei einem befristeten Arbeitsvertrag (55 Prozent), schlechter Führungskultur (45 Prozent) und einem ungünstigen Unternehmensstandort (42 Prozent) nicht bei einem Unternehmen bewerben. Attraktiv mache hingegen einen Arbeitnehmer, der eine Vier-Tage-Woche bei gleicher Wochenarbeitszeit (53 Prozent), Gehaltstransparenz (38 Prozent) und die Möglichkeit für ein Sabbatical (28 Prozent) biete.
Motivierendes Arbeitsumfeld schaffen
Darüber hinaus fragte die Studie auch nach der Einstellung zum Thema Arbeit. Die sei durchaus positiv. Die meisten der befragten Arbeitnehmer:innen (61 Prozent) würden bis zum regulären Renteneintrittsalter arbeiten wollen. 48 Prozent der Männer und 51 Prozent der Frauen wollen sogar bis 65 bzw. 67 beruflich tätig sein. Weitere 13 Prozent könnten sich vorstellen, auch darüber hinaus aktiv im Arbeitsleben zu bleiben – nicht nur wegen des Geldes (48 Prozent). Viele erhofften sich dadurch, fit im Kopf zu bleiben (70 Prozent), soziale Kontakte pflegen (56 Prozent) zu können und Sinnhaftigkeit (50 Prozent). Zu der positiven Einstellung gegenüber Arbeit würden laut Kindler auch der Fachkräftemangel und ein solides Sozialsystem beitragen. „Unternehmen können das für sich nutzen, indem sie ein Arbeitsumfeld schaffen, das Leistung sowohl finanziell als auch emotional wertschätzt und die vorhandene Motivation weiter fördert“, rät der Arbeitsmarktexperte.
mm/sb
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