Studie

Xing-Studie: Würden Sie gerne weniger arbeiten?

19. September 2024
Im Xing-Arbeitsmarktreport 2024 wurden auch Beschäftigte in Deutschland befragt. Fast die Hälfte wünscht sich mehr Freizeit

Fachkräftemangel, demografischer Wandel, Wohlstandsverlust – braucht es da mehr Arbeit in Deutschland? Aus dem aktuellen Xing-Arbeitsmarktreport 2024, bei dem das Marktforschungsinstitut Appinio im Auftrag von Xing bundesweit 2.000 Beschäftigte im Alter von 18 bis 65 Jahren sowie 300 Personalverantwortliche befragte, geht hervor: Die meisten (58 Prozent) finden das volkswirtschaftlich nicht notwendig. Zudem wollte das Job-Netzwerk wissen, welche Anreize für Arbeitnehmer:innen besonders attraktiv sind und ob die Work-Life-Balance bei der Arbeitsmotivation nach wie vor eine Rolle spielt.

Mehrarbeit nicht als notwendig erachtet

Etwa 46 Millionen Beschäftigte gibt es aktuell in Deutschland. Im Vergleich zu 1994, als dem Arbeitsmarkt 37,7 Millionen Erwerbstätige zur Verfügung standen, sei damit ein Höchststand erreicht. Denn bis zum Jahr 2035 werden voraussichtlich rund 1.000 Arbeitnehmer:innen pro Werktag altersbedingt fehlen. Hinzu kommt, dass hierzulande die durchschnittliche Wochenarbeitszeit (2023: 34,4 Stunden) unter dem europäischen Durchschnitt (36,9 Stunden) liegt. Trotz allem erachten es sechs von zehn Erwerbstätigen (58 Prozent) nicht für notwendig, mehr zu arbeiten, um die Wirtschaft zu stützen. Das sind vor allem die Babyboomer (1946-1964) und die Generation X (1965-1979) mit jeweils 63 Prozent, während die Millenials (1980-1995) und Generation Z (1996-2010) hier mehr Handlungsbedarf (55 Prozent bzw. 53 Prozent) sehen, so die Studie.

Allerdings widerspricht dies bei fast genauso vielen GenZlern (53 Prozent) und der Hälfte der Millenials dem Wunsch, weniger zu arbeiten. Generationenübergreifend würden gerne 49 Prozent der Befragten ihre Arbeitszeit reduzieren, aber nur 37 Prozent der Babyboomer. Diese sind auch mit 57 Prozent um einiges zufriedener mit dem Status Quo als die anderen Altersgruppen (Generation X: 42 Prozent, Millenials: 39 Prozent, GenZ: 34 Prozent, insgesamt: 40 Prozent).

Fachkräftemangel ist spürbar

„Hier zeigt sich eine klare Schere zwischen den Generationen. Während die überdurchschnittlich leistungsbereiten Babyboomer das Gefühl haben, ihren Teil getan zu haben, aber auch generell weniger Notwendigkeit für eine Anhebung der Arbeitszeit sehen, sind sich die Jüngeren eines drohenden Wohlstandsverlustes deutlich bewusster. Während sie theoretisch anerkennen, dass Mehrarbeit hier als Gegenmittel ergreift, würden sie es vorziehen, diese nicht selbst leisten zu müssen“, erklärt Thomas Kindler, Managing Director von Xing. Dabei bekämen bereits viele der Befragten den Fachkräftemangel schon jetzt zu spüren: durch Schwierigkeiten, geeignete Mitarbeiter:innen zu finden (40 Prozent), mehr Arbeitsbelastung, schlechte Stimmung und Arbeitsbelastung (jeweils etwa 30 Prozent), mangelnde Arbeitsqualität (24 Prozent), erhöhten Stresslevel und drohenden Burn-Out (jeweils 24 Prozent).

Das sind Anreize für Mehrarbeit

Was könnte Erwerbstätige trotzdem dazu bewegen, mehr zu arbeiten? Immerhin neun Prozent der Befragten wäre dazu bereit, vor allem die geringfügig oder in Teilzeit Beschäftigten (15 Prozent). Dafür brauche es aber in erster Linie finanzielle Anreize wie Bonuszahlungen und Prämien (48 Prozent), mehr Gehalt anteilig zur Stundenzahl (40 Prozent) oder deutlich darüber hinaus (43 Prozent). Ebenso gefragt seien steuerliche Vergünstigungen oder zusätzliche Urlaubstage (40 Prozent), sollte die Arbeitszeit erhöht werden.

Work-Life-Balance entscheidender Faktor 

Ganz oben auf der Prioritätenliste im Arbeitsleben stehe jedoch die Work-Life-Balance. 52 Prozent der befragten Recruiter und Personalverantwortlichen gaben an, dass dies neben Homeoffice, Remote Work, flexiblen Arbeitszeiten und attraktiver Vergütung der entscheidende Faktor in Bewerbungsgesprächen sei. Über die Hälfte (52 Prozent) der Umfrageteilnehmer:innen sei hier zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit dem Verhältnis zwischen Arbeits- und Privatleben, vor allem die Männer (55 Prozent). Bei den Frauen seien es nur 49 Prozent. Diese (41 Prozent) würden auch häufiger als Männer (31 Prozent) über gesundheitliche Probleme und Stress klagen. Weitere Hürden im Arbeitsleben seien fehlende Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung (35 Prozent). „Diese Ergebnisse zeigen uns, dass Beschäftigte in Deutschland weniger denn je bereit sind, ihr Privatleben ihrem Job unterzuordnen, es sei denn, die Bedingungen stimmen“, erklärt Kindler.
mm/kk

Quellen und weitere Informationen

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