Wirtschaftsstandort

So unterstützt Hamburg internationale Fachkräfte

6. August 2024
Das Hamburg Welcome Center bietet ein breites Förderangebot – von Deutschkursen bis Jobcoaching. Hamburg News sprach mit einer Kandidatin

Der deutschen Wirtschaft entgehen in diesem Jahr rund 49 Milliarden Euro, weil Unternehmen wegen fehlender Mitarbeiter:innen nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Das zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft, die das Produktionspotenzial mithilfe des Global Economic Model von Oxford Economics berechnet hat. Einen Hebel zur Behebung des Fachkräftemangels sieht eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) in der verstärkten Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in Gesellschaft und Arbeitsmarkt. Genau diesem Ziel hat sich das Hamburg Welcome Center (HWC) verschrieben.

HWC bietet behördenübergreifendes Angebot

Das HWC versteht sich als zentrale Anlaufstelle sowohl für zugewanderte Fachkräfte als auch für Unternehmen mit Fachkräftebedarf. Das behördenübergreifende Angebot von Sozialbehörde, Behörde für Inneres und Sport, Agentur für Arbeit und Jobcenter Team.Arbeit.Hamburg umfasst eine Vielzahl weiterer Träger, darunter etwa den Labour Market Service als Beratungsstelle der AWO Aqtivus. „An unserem Standort in der Süderstraße arbeiten alle zusammen, um Abläufe zu beschleunigen und Kandidaten möglichst schnell in Arbeit zu bringen“, erklärt Aqtivus-Beraterin Antje Tiedemann. „In Hamburg gibt es viele Menschen mit im Ausland erworbenen beruflichen Kompetenzen, die jedoch dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen, weil bestimmte Voraussetzungen nicht erfüllt sind.“ Um diese Hürden besser zu überwinden, finden ausländische Fachkräfte unter dem Dach der HWC vielfältige Unterstützungsangebote – vom Deutschkurs über Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen bis zur Hilfe bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse oder der Erteilung einer Arbeitserlaubnis. 

„Ganz wichtig ist zudem das Angebot für Jobcoaching und Jobberatung, damit es bei der Bewerbung um Praktikums- und Ausbildungsplätze oder Voll- und Teilzeitstellen klappt“, so Tiedemann weiter. Dabei arbeitet das HWC Hand in Hand mit Hamburg Invest, die als Service für die zu betreuenden Hamburger Unternehmen mit Fachkräftebedarf kontinuierlich Stellenausschreibungen an das HWC übermittelt. „Im Rahmen unserer Beratungen im Bereich Talent Services ist das Hamburg Welcome Center ein entscheidender Partner und leistet einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung und zur Attraktivität Hamburgs als internationaler Wirtschaftsstandort“, so Lukas Soltysiak, Projektmanager Talent Services bei Hamburg Invest.

Viele Besucher bei einer Jobmesse
Jobmesse „Hamburg braucht Talente“ im November 2023

Vermittlungserfolg durch das HWC

En-Chieh (Antja) Lee, Senior Legal Specialist und seit Oktober 2023 in Hamburg, wandte sich wegen eines Visums zur Arbeitsplatzsuche an das HWC. „Die Mitarbeiterin dort war sehr nett. Sie hat sich für mich Zeit genommen, mir Tipps gegeben und mir erklärt, welche weiteren Angebote das HWC bietet“, erzählt die Taiwanesin, die 2022 zum Studium nach Deutschland kam. Vor kurzem hat sie ihren Master an der Berliner Humboldt-Universität in „International Dispute Resolution“ gemacht, einem Programm für Juristen mit Fokus auf Schiedsverfahren im internationalen Kontext. Durch den HWC-Stellennewsletter erfuhr Lee von einer Teilzeitstelle beim International College of Music Hamburg (Icom), wobei der Hinweis auf die Stellenausschreibung von Hamburg Invest kam. Dort wurde zwar keine ausgebildete Juristin gesucht, wohl aber ein kluger Kopf mit chinesischen Sprachkenntnissen. Darüber hinaus bietet eine Teilzeitstelle oftmals einen guten Einstieg in den Arbeitsmarkt, so die Expert:innen. „Antja Lee hat ihre Unterlagen also an uns gesandt, denn die Bewerbung für vielversprechende Kandidaten zu übernehmen, ist ein weiterer wesentlicher Service“, führt Tiedemann das Prozedere aus. „Es gibt viele Fachkräfte mit Migrationshintergrund, die bereits die Voraussetzungen für eine Stellenausschreibung erfüllen, aber während des Bewerbungsprozesses Unterstützung brauchen.“

Asiatische Frau vor Bildschirm am Schreibtisch
En-Chieh (Antja) Lee an ihrem Arbeitsplatz

Hamburg als attraktiver Standort für internationale Fachkräfte

Ein erfolgreiches Vorgehen: „Seit Mai bin ich jetzt Assistentin des Managements und Leiterin des Studentensekretariats beim Icom“, erzählt Lee. Die Arbeit fällt ihr leicht. „Ich bringe ja schon Berufserfahrung mit, habe in Taiwan in einer Kanzlei mit internationalen, darunter auch deutschen, Kunden und Kollegen gearbeitet.“ Zwar habe sie am Anfang noch etwas mit der deutschen Sprache gekämpft, doch inzwischen hat sie sehr viel dazu gelernt. Nun betreut sie junge Musiker:innen, die vor allem aus China und Japan nach Hamburg zum Studium kommen.

Und warum hat sich die 37-Jährige nach ihrem Masterstudium für die Hansestadt entschieden? „In Hamburg gibt es viele große und internationale Unternehmen, die gute Arbeitsmöglichkeiten bieten. Und Hamburg ist attraktiv für Menschen aus aller Welt, die hier zusammenkommen und sich gegenseitig austauschen.“ Denn neben der Sprache und der fachlichen Qualifikation sei emotionelle Unterstützung ein wichtiger Faktor auf dem Weg in den deutschen Arbeitsmarkt. Die Teilzeitstelle sei zwar ein guter erster Schritt, doch um ein Arbeitsvisum zu erhalten – der nächste Schritt für Lee – ist ein Mindestgehalt von 40.770 Euro im Jahr Voraussetzung (Stand 2024). „Das erreiche ich nicht in Teilzeit, ich muss und möchte also Vollzeit arbeiten.“ Vielleicht ist der ideale Vollzeitarbeitgeber für Lee ja nur ein weiteres Beratungsgespräch beim HWC entfernt.
ys/sb/kk

Quellen und weitere Informationen

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