Die Folgen des Klimawandels werden immer deutlicher und der Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu Herausforderung und Chance zugleich. Die Basis für diese Transformation ist eine saubere, sichere und bezahlbare Energieversorgung. Nicht nur deshalb ist grüner Wasserstoff, erzeugt aus erneuerbaren Energien, einer der Hoffnungsträger der Industrie. Die Wasserstoffwirtschaft befindet sich dabei in einem rasanten Aufschwung, der enorme Möglichkeiten eröffnet, aber auch Herausforderungen mit sich bringt. Gemeinsam mit starken Partnern aus Industrie, Wissenschaft und Politik treibt Hamburg den Aufbau einer wettbewerbsfähigen grünen Wasserstoffwirtschaft voran – inklusive umfassender Dekarbonisierung von Hafen, Industrie, Logistik und Luftverkehr.
Noch ist grüner Wasserstoff knapp. Deshalb liegt der Schwerpunkt darin, die Kapazitäten für die Erzeugung und den Import hochzufahren. Ein zentrales Projekt in diesem Zusammenhang ist der Hamburg Green Hydrogen Hub (HGHH). Am Standort Moorburg im Hamburger Hafen realisieren die Hamburger Energiewerke GmbH zusammen mit Luxcara den Bau eines Elektrolyseurs mit einer Leistung von 100 Megawatt und dem Potenzial für spätere Erweiterungen, der 2026 an den Start gehen soll. Für die passende Infrastruktur sorgt das von der Gasnetz Hamburg GmbH geplante Hamburg Hydrogen Industrial Network (HH-WIN), ein rund 40 Kilometer langes Wasserstoffnetz im Industriehafen. Beide Projekte werden mit EU-Förderungen im Rahmen des sogenannten IPCEI Wasserstoff (Important Projects of Common European Interest) unterstützt. Dabei sind für beide Vorhaben insgesamt Subventionen von über 250 Millionen Euro vorgesehen.
Der Hafen ist die treibende Kraft der Hamburger Wirtschaft – und spielt auch beim Thema Wasserstoff eine zentrale Rolle. Als einer der leistungsstärksten Häfen in Europa ist er nicht nur ein effizienter Logistik-Hub, sondern auch das größte zusammenhängende Industriegebiet Nordeuropas. Seine Infrastruktur bietet beste Voraussetzungen für Import, Lagerung und Distribution von Wasserstoff in großen Volumen. Ein hoher Grad an Digitalisierung sorgt für effiziente Prozesse. Am Hafen treffen transnationale Wasserwege, Straßen und Schienen im europäischen Verbundnetz auf leistungsstarke Stromtrassen und Gaspipelines. Kaum ein anderer Standort in Europa bietet bessere Voraussetzungen.
Mit der 2022 verabschiedeten Importstrategie für Wasserstoff will sich Hamburg als internationales Drehkreuz im europäischen Wasserstoffnetz positionieren und sowohl regionale als auch Teile der nationalen und europäischen Versorgung mit Wasserstoff abdecken. Eine Initiative internationaler Energie-, Logistik- und Industrieakteure will dabei den Hamburger Hafen zu einem „Sustainable Energy Hub“ machen, in dem sich weitere Industrie- und Umschlagunternehmen aus dem Bereich nachhaltiger Energien sowie wichtige Zulieferbetriebe von Anlagen und technischer Ausrüstung niederlassen. Darüber hinaus soll im Hamburger Hafen bis 2026 Deutschlands erstes großes Importterminal für grünen Ammoniak entstehen, der anschließend im Hamburger Hafen zu grünem Wasserstoff umgewandelt wird.
Auch das bis 2026 geplante landbasierte LNG-Terminal Brunsbüttel ist ein weiterer Baustein in der Wasserstoffstrategie, denn es trägt perspektivisch zum Aufbau einer Infrastruktur für Wasserstoff und grüne Gase bei.
Grüner Wasserstoff soll zunehmend auch in der Hafenlogistik zum Einsatz kommen. Dazu hat die Hamburger Hafen und Logistik AG verschiedene Projekte ins Leben gerufen, beispielsweise H2LOAD für die Dekarbonisierung des Schwerlastlogistik.
Insgesamt gibt es in der Hansestadt mehr als 60 weitere Projekte, Initiativen, Startups und Kooperationen zum Thema grüner Wasserstoff. Dazu gehört beispielsweise die H2Global-Stiftung, die den Markthochlauf für Wasserstoff durch ein Subventionsmodell unterstützt, das für Abnehmer stabile Preise und damit Planungssicherheit gewährleistet.
Das ITZ Nord soll als norddeutsches Verbundprojekt an den Standorten Hamburg, Bremen, Bremerhaven und Stade insbesondere für Startups, Gründer:innen sowie KMUs eine neuartige Entwicklungs-, Forschungs- und Testumgebung in der Luft- und Schifffahrt schaffen. Es gilt als wichtiger Meilenstein für den Ausbau Norddeutschlands zu einer Wasserstoffhochburg und wird vom Bund mit rund 70 Millionen Euro gefördert.
Auf die Vernetzung und Förderung von Startups setzt auch der 2022 gelaunchte „H2 StartUp Accelerator“, der sich als eines der weltweit ersten Programme dieser Art ausschließlich um das Thema Wasserstoff dreht und dessen Ziel es ist, ein internationales Ökosystem für innovative Jungunternehmen aufzubauen und Start-ups mit weltweit führenden Unternehmen zu verbinden.
Mit dem Norddeutschen Reallabor (NRL) will ein weiteres Verbundprojekt neue Wege zur Klimaneutralität erproben. Dazu werden Produktions- und Lebensbereiche mit besonders hohem Energieverbrauch wie Wärmeversorgung und Mobilität schrittweise defossilisiert und auf erneuerbare Energieträger umgestellt, und das sowohl in der Industrie als auch im privaten Bereich.
Das MAN-Tochterunternehmen H-TEC SYSTEMS baut in Hamburg derzeit das Stack Manufacturing & Development Center, wo Stacks für PEM-Elektrolyseure mit einer potenziellen Gesamtleistung von mehr als 5GW gebaut werden sollen. Ein PEM-Stack nutzt Elektrizität, um Wasser durch Elektrolyse in Sauerstoff und Wasserstoff zu verwandeln und ist notwendig für das Betreiben eines Elektrolyseurs. Die Fertigung soll 2024 den Betrieb aufnehmen.
Auch ein Zukunftsprojekt aus dem Bereich Luftfahrt ist in Hamburg angesiedelt. Mit WOPLiN will Airbus einen elementaren Beitrag zum Erreichen der globalen Klimazielen leisten, denn der Anteil der Luftfahrt an den weltweiten CO2-Emissionen beträgt rund drei Prozent. Airbus – einer der größten Arbeitgeber der Metropolregion – hat daher das Flugzeugkonzept ZEROe ins Leben gerufen, mit dem der Ausstoß signifikant verringert werden soll. Dabei setzt das Unternehmen auf Wasserstoff als Energieträger für Antriebssysteme und entwickelt derzeit drei verschiedene Prototypen für Mittelstreckenflugzeuge, von denen eines umgesetzt werden soll.
Auch über die Grenzen der Stadt hinaus ist Hamburg beim Thema grüner Wasserstoff aktiv. 2020 haben die fünf norddeutschen Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Bremen sich zur HY-5 Initiative für grünen Wasserstoff zusammengeschlossen. Die Standortinitiative, hinter der die fünf Wirtschaftsförderorganisationen der Länder stehen, will Norddeutschland zur stärksten Zukunftsregion für grünen Wasserstoff in Europa machen. Dafür unterstützt sie Investoren und ansiedlungsinteressierte Unternehmen und stellt die Vorteile Norddeutschlands auf internationalen Messen und Konferenzen heraus.
Wasserstoff ist nicht nur ein elementarer Bestandteil zukünftiger Energieversorgung, sondern auch ein Milliardenmarkt: Bis 2050 werden für die Wasserstoffindustrie die Entstehung von mehr als fünf Millionen Arbeitsplätzen und ein Jahresumsatz von 800 Milliarden Euro in Europa prognostiziert. Und Norddeutschland ist ganz vorne mit dabei.