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Xing-Arbeitsmarktreport 2025: Viele würden gerne weniger arbeiten

5. November 2025
Arbeitszeit reduzieren, kaum bereit zur Mehrarbeit – Jobnetzwerk Xing befragte 2.000 Beschäftigte in Deutschland

Wegen Rezession und Fachkräftemangel stehen in der deutschen Politik Forderungen nach längeren Arbeitszeiten und einem späteren Renteneintritt zur Diskussion. Doch was meinen die Beschäftigten dazu? Das sollte der Xing-Arbeitsmarktreport 2025 herausfinden. Das Marktforschungsinstitut Appinio befragte im Juli 2025 insgesamt 3.500 Angestellte im Alter von 18 bis 65 Jahren in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz. Was sind die Gründe für wenig Bereitschaft zur Mehrarbeit? Was kann ein Motivator dafür sein? Und wie blicken die Beschäftigten auf ihre Perspektiven am Arbeitsmarkt? Das sind die Ergebnisse für Deutschland.

Wenig Interesse an Mehrarbeit – warum?

Zwei Drittel (67 %) der befragten Beschäftigten würden gerne weniger arbeiten. Um den Wohlstand zu erhalten, brauche es ihrer Ansicht nach keine Mehrarbeit (64 %). Über die Hälfte der Umfrageteilnehmer:innen (60 %) sei zudem nicht bereit, mehr zu arbeiten – trotz des Fachkräftemangels, den viele im Arbeitsalltag spürten. Danach gefragt, ob man zu Mehrarbeit bereit sei, spiele vor allem das Alter eine Rolle. Würden knapp über die Hälfte der 18- bis 24-jährigen (54 %) Befragten es ablehnen, mehr zu arbeiten, seien es bei den 55- bis 65-Jährigen sogar rund zwei Drittel (67%). Als Gründe dafür wurden zu viel Stress (65 %), zu wenig Zeit für sich und Hobbys (55 %), zu wenig Zeit für Care-Arbeit (47 %) sowie für Verwandte und Freunde (44 %) angegeben. Vor allem die 25- bis 34-Jährigen (74 %), jene zwischen 35 und 44 Jahren (71 %) und die 45- bis 54-Jährigen (66 %) würden deshalb gerne ihre Arbeitszeit reduzieren. Bei den 55- bis 65-Jährigen sind es dagegen nur 58 Prozent. 

Überraschend dabei sei, dass die Befragten zufriedener mit der Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben seien als noch im vergangenen Jahr. 56 Prozent sind zufrieden oder sehr zufrieden (2024: 52 Prozent). Lediglich vier Prozent (2024: 7 %) seien sehr unzufrieden oder unzufrieden. 

Gründe, warum Beschäftigte keine Mehrarbeit wollen: Stress (65%), keine Zeit für Hobbys (55%), Familie (47%), Freunde (44%).

Das motiviert, mehr zu arbeiten

Finanzielle Beweggründe (59 %) seien ein wichtiger Motivator, nicht weniger arbeiten zu wollen, ebenso großer Spaß am Job (56 %). Das Geld ist auch der ausschlaggebende Faktor für all jene, die gerne mehr arbeiten würden (69 %), der Spaß an der Arbeit liege dabei an zweiter Stelle (42 %). Anreize für freiwillige Mehrarbeit seien ebenfalls monetäre Aspekte wie Bonuszahlungen und Prämien (49 %), deutlich mehr Gehalt über die anteilige Stundenzahl hinaus (46 %), zusätzliche Urlaubstage (45 %), Gehalt anteilig zur geleisteten Stundenzahl (43 %) sowie steuerliche Anreize (36 %). „Die Zahlen zeigen, dass viele Menschen bereit sind, mehr zu leisten und mehr zu arbeiten, wenn man ihnen die richtigen Anreize bietet“, ist Thomas Kindler, Managing Director von Xing, überzeugt. 

Balkendiagramm zeigt wichtigste Anreize für freiwillige Mehrarbeit mit Bonuszahlungen, höherem Gehalt, Urlaubstagen und steuerlichen Anreizen.

Arbeitsmarktperspektiven – so werden sie eingeschätzt

Derzeit einen neuen Job zu finden, schätzen die befragten Beschäftigten, wie auch im Vorjahr, eher pessimistisch ein. 59 Prozent fänden es „eher“ bis „sehr“ schwierig (2024: 58 %), 41 Prozent meinten, es sei „überhaupt“ bis „eher nicht“ schwierig (2024: 42 %). Paradoxerweise würden jedoch viele im Alltag den Fachkräftemangel spüren, zum Beispiel wie schwierig es sei, Personal zu finden (38 %; 2024: 41 %). Etwa ein Drittel (30 Prozent) berichte von einer höheren Arbeitsbelastung beziehungsweise einer Zunahme des Stresslevels. 20 Prozent müssten mehr Verantwortung übernehmen. 27 Prozent klagten über schlechte Stimmung und Motivationsprobleme im Betrieb. Darunter leide auch die Qualität der Arbeit (25 %), und ein Fünftel befürchte ein Burn-out (20 %). 

„Die Ergebnisse zeigen: Menschen wollen arbeiten – aber unter Bedingungen, die ein gesundes, erfülltes Leben ermöglichen“, resümiert Kindler. „Zeit für Familie, Freunde und Erholung ist für viele Beschäftigte genauso wichtig wie Karriere. Unternehmen müssen diese Realität ernst nehmen, können sie aber auch für sich nutzen.“
mm/sb

Quellen und weitere Informationen

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