„Weil wir kaum Fachkräfte finden, setzen wir auf die Einarbeitung im Betrieb“, sagt Anja Budack im Gespräch mit den Hamburg News. Deshalb gibt es bei Elis fachliche Schulungen und Deutschkurse. Rund 43 Prozent der Mitarbeiter:innen haben keinen deutschen Pass. Viele kommen aus der Ukraine, Syrien und Polen, aus dem Senegal, Marokko oder Vietnam. Aus ungelernten Kräften können in der Wäscherei auch Vorgesetzte werden: „Gerade bilden wir zum Beispiel eine Mitarbeiterin im Qualitätsmanagement aus. Sie soll bei uns eines Tages Fach- und Führungsaufgaben übernehmen. Denn natürlich haben wir einen Bedarf an Fachkräften. Immer mehr ältere Kolleg:innen, von denen viele eine Berufsausbildung haben, gehen in den Ruhestand.“ Und wie läuft das Miteinander in der vielfältigen Belegschaft? Dafür gibt es zum Beispiel das „Frühstück der Nationen“, bei dem Essen aus den vielen Herkunftsländern auf den Tisch kommt. Und nach dem nächsten Ramadan soll bei Elis auch das Fastenbrechen gefeiert werden. Für sein Engagement wurde der Betrieb im vergangenen Jahr mit dem Integrationszertifikat der Bundesagentur für Arbeit ausgezeichnet. Anja Budack sagt: „Uns ist ein gutes Miteinander wichtig, denn ohne unsere Kollegen aus dem Ausland würde der Betrieb nicht laufen.“
Genau 1.399 offene Stellen gibt es aktuell in Nordwestmecklenburg in der Metropolregion Hamburg. In dem östlich von Lübeck gelegenen Landkreis buhlen jede Menge Unternehmen um kluge Köpfe, mit dabei ist auch der Textildienstleister Elis. In der Elis-Großwäscherei in Wismar werden jede Woche 150 Tonnen Wäsche gewaschen – vom OP-Kittel über Bettlaken und Tischdecken bis hin zu persönlicher Kleidung von Menschen in Pflegeinrichtungen. Insgesamt fünf Standorte hat das Unternehmen in der Metropolregion Hamburg, weltweit ist es in über 30 Ländern vertreten. Bei Elis in Wismar gehören 168 Mitarbeiter:innen zum Team, Tendenz steigend. Bei Bewerbungen setzt das Unternehmen in erster Linie auf Soft Skills: „Wer bei uns anfangen will, muss fleißig sein und Spaß haben am Arbeiten“, erklärt Personalreferentin Anja Budack. Keine Deutschkenntnisse? Keine anerkannte Ausbildung? Bei Elis sind das – zumindest für Jobs in der Produktion – keine K.-o.-Kriterien.
Fachliche Schulungen und Deutschkurse

Das Welcome Service Center Nordwestmecklenburg lockt Fachkräfte
Um Beschäftigte zu finden, arbeitet Elis unter anderem mit Jobcentern, Bildungseinrichtungen und dem Welcome Service Center Nordwestmecklenburg (WSC) zusammen. Das WSC ist Anlaufstelle für Fachkräfte, die in den Landkreis ziehen, aber auch für Unternehmen vor Ort. Das Ziel: mehr Menschen an die Küste locken – mit Jobbörsen, Unternehmensbesuchen für Jobsuchende und Beratung von Unternehmen. Im Sommer gibt es auch besondere Aktionstage an den Strandpromenaden. Hier geht es darum, mit Tourist:innen ins Gespräch zu kommen. Warum keinen Neustart in Nordwestmecklenburg wagen? Wer sich unberührte Natur wünscht, wird hier fündig mit über 100 Kilometern Strand und großflächigen Wäldern. Der Landkreis bietet außerdem UNESCO-Welterbe in Wismar und schmucke Bäderarchitektur in Boltenhagen. Und geht das Konzept auf? „Das klappt tatsächlich ganz gut“, sagt Anne-Juliana Bunkelmann vom WSC. „Wir profitieren vom Trend zur Stadtflucht. Zu uns kommen vor allem junge Familien aus Berlin. Viele kennen die Region, weil sie bei uns jedes Jahr Urlaub machen.“
Unterstützung bei der Suche von Wohnung, Sprachkurs und Kitaplatz
Besonders gefragt sind in Nordwestmecklenburg qualifizierte Arbeitskräfte in Gesundheits- und Pflegeberufen, im Handwerk und Baugewerbe und auch in der Industrie. Jobs gibt es auch in der IT-Branche, der Gastronomie und in Logistik und Verkehr. Seit diesem Jahr legt das WSC den Fokus auch auf das Onboarding internationaler Fachkräfte. Von der Hilfe bei der Wohnungssuche über die Recherche nach der richtigen Ansprechperson in Behörden bis zum Vermitteln von Sprachkursen oder der Organisation von Kitaplätzen – im Auftrag der Unternehmen, die internationale Fachkräfte anwerben, kümmert sich das WSC um ein gutes Ankommen. Dazu gibt es verschiedene Stammtische für neue Gesichter in Nordwestmecklenburg. Mal auf Englisch, mal für Familien, mal wird zusammen geradelt, mal ein Museum erkundet. Anne-Juliana Bunkelmann sagt: „Für uns ist wichtig, dass die Zugezogenen nicht allein bleiben, sondern hier wirklich ein Zuhause finden. Denn alle, die Ruhe und Weite suchen, treffen mit Nordwestmecklenburg eine ausgezeichnete Wahl.“

Frisch gegründet: Koordinierungsstelle zur Fachkräftesicherung für die gesamte Metropolregion Hamburg
Weil das Thema Fachkräfte ein entscheidendes Zukunftsthema ist, hat die Metropolregion Hamburg gerade die Koordinierungsstelle zur Fachkräftesicherung gegründet. Ziel sind gemeinsame Projekte zur Anwerbung, Ausbildung und Qualifizierung von Fachkräften. Erste Projektideen gibt’s bereits – darunter ein virtuelles Welcome Center, ein Fachkräfte- und Arbeitgeberportal für kleine und mittlere Unternehmen oder Weiterbildungen im Bereich erneuerbare Energien und Wasserstofftechnologie. Wann die ersten Projekte an den Start gehen, wird nun ausgetüftelt.
agu/kk
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