Handel

So wird Hamburgs City noch attraktiver

29. Oktober 2025
Internationaler Austausch, Gestaltung des Jungfernstiegs und Weihnachtsfreuden – Ein Besuch bei Hamburgs neuer Citymanagerin Mimi Sewalski

„Hamburg hat eine schöne Innenstadt“, findet Mimi Sewalski. Die vielen Touristen scheinen diese Einschätzung zu bestätigen. Englisch- und spanischsprachige sowie asiatische Tourist:innen bevölkern Große Bleichen, Neuer Wall oder die Alsterarkaden, wo Selfies gemacht werden und die Außengastronomie an diesem milden Oktobertag gut besucht ist. Damit das so bleibt, arbeiten bisherige und neue Citymanagerin Hand in Hand, um einen erfolgreichen Übergang zu gestalten: Brigitte Allkemper, seit 2006 Geschäftsführerin des City Managements, und nun Mimi Sewalski, die am 1. Oktober die Geschäftsführung übernommen hat. Die 45-Jährige vertritt damit rund 850 Mitglieder zwischen Binnenalster und Norderelbe aus Bereichen wie Einzelhandel, Kultur-, Freizeit- oder Tourismuswirtschaft. Hamburg News sprach mit der „Expertin des Wandels“ über ihre Ideen, Pläne – und Weihnachten.

Chancen des Wandels

Hamburg News: In einem Interview haben Sie sich kürzlich als „Expertin für den Wandel“ bezeichnet. Wie viel Wandel braucht die Hamburger City? 

Mimi Sewalski: Ich verstehe Wandel als etwas Positives. Transformation birgt Chancen und die möchte ich für Hamburg erschließen. Doch aktuell erleben wir viel Unsicherheit angesichts der globalen Lage und damit geht eine gewisse Konsumzurückhaltung einher. Zudem hat sich die Art, wie konsumiert wird, geändert und entsprechend müssen sich der Handel und der Standort neu aufstellen. Wobei das nicht für Hamburger gilt. Es ist eine Herausforderung, vor der Städte in aller Welt stehen – mit der jedoch eben auch Chancen einhergehen.

Bunte Regenschirme hängen über der Straße im Passagenviertel zwischen historischen Backsteingebäuden.
Bund geschmückt: Große Bleichen als Eingang zum Passageviertel

City gut aufgestellt

Hamburg News: Wie steht Hamburg denn im Vergleich zu anderen Städten da?

Mimi Sewalski: Die Innenstadt ist ziemlich gut aufgestellt. Hamburg wird als starker Wirtschafts- und Tourismusstandort wahrgenommen. Zu Recht. Nicht jede Innenstadt ist so schön. Angefangen bei der Einbettung zwischen Elbe und Alster über die Architektur – es lohnt sich wirklich beim Shoppen mal den Blick zu heben – bis hin zu charakteristischen Läden, die es nur bei uns gibt und die ein besonderes Shopping-Erlebnis erlauben. Dazu kommt ein vielfältiges Kultur- und Gastronomie-Angebot. Das nenne ich gut aufgestellt.

Brunnen mit Skulpturen vor Starbucks zwischen Mönckebergstraße und Spitalerstraße, Touristen drum herum
Hingucker zwischen Mönckebergstraße und Spitalerstraße

Internationaler Austausch

Hamburg News: Und wie könnten wir noch mehr strahlen?

Mimi Sewalski: Ich plane zum Beispiel den Austausch mit Citymanager:innen in Barcelona, einer Stadt von ähnlicher Größe wie Hamburg, sowie Kopenhagen oder Amsterdam. Aber auch mit Berlin. Eine Stadt mit so vielen unterschiedlichen Quartieren durchs Citymanagement zusammenzuführen, ist eine Leistung, von der sich viel lernen lässt. Und da ich ja aus dem E-Commerce komme, möchte ich die digitale Kommunikation ausweiten.

 

Innenansicht eines modernen Einkaufszentrums mit Glasdach und mehreren Etagen voller Besucher.
Europa Passage, erbaut von Hamburgs Stararchiteken Hadi Teherani

Trends erspüren

Hamburg News: Was haben Sie sich da konkret vorgestellt? 

Mimi Sewalski: Ich möchte über digitale Kanäle, wie Instagram oder Linkedin, neue Zielgruppen erschließen und dazu Trends erspüren: Wer macht wo gerade etwas, das viral gehen könnte und damit auch die Attraktivität der City transportiert. Dabei geht es mir keineswegs nur um junge Zielgruppen. Ich möchte auch Familien und ältere Menschen stärker ansprechen. Für sie schaffen wir Erlebnisräume, die zum Verweilen und Entspannen einladen. Angebote wie Spielmöglichkeiten für Kinder oder besondere Ruhe-Oasen, lassen sich digital wunderbar sichtbar machen.

Grüner Park mit leuchtenden Sitzbänken und Kirchturmspitze im Hintergrund bei bewölktem Himmel.
Die Keimzelle Hamburgs: Hier stand einst eine frühmittelalterliche Burg aus Holz. Heute lädt der Platz zum Verweilen ein

Business Improvement Districts

Hamburg News: Hamburg setzt bereits seit 2005 auf BIDs (Business Improvement Districts) und ist damit Vorreiter für ganz Deutschland. Wie wichtig sind diese Initiativen, die sich für Extra-Begrünung, Sitzbänke oder Lichtinstallationen engagieren? 

Mimi Sewalski: Sehr wichtig. Als kleinere Einheiten können sie schnell und effektiv zu Lösungen kommen und haben mit ihrem Engagement bereits viel erreicht, um die Attraktivität der Innenstadt zu steigern. Solche Initiativen bereichern unsere Arbeit. Im Kern besteht das City Management Hamburg aus zwei Personen, doch wir arbeiten eng verzahnt in einem großen Netzwerk an der starken Positionierung Hamburgs. Dabei verstehe ich Vernetzung nicht nur menschlich, sondern auch projektbezogen und räumlich.

Informationsschild mit Karte und Erklärung zum Passagenviertel und Business Improvement District in Hamburg.
Kaufmännisches Engagement für Hamburg: Die BIDs

Quartiere ergänzen sich

Hamburg News: Apropos räumlich – Im Zuge des im April dieses Jahres eröffneten Westfield Hamburg-Überseequartiers gab es Befürchtungen einer Entwicklung á la: Neues, schilderndes XXL-Shoppingcenter hängt traditionelle Innenstadt ab. Das City Management ist für beide Quartiere zuständig. Wie beurteilen Sie die Situation? 

Mimi Sewalski: Ich sehe im Westfield Hamburg-Überseequartier eine Bereicherung für die Stadt. Dort gibt es Läden, die es in der Innenstadt nicht gibt und umgekehrt. Besonders am Wochenende zieht das neue Quartier nach wie vor viele Besucher an, aber unter der Woche hat sich die Besucherfrequenz auch in der City wieder recht gut eingependelt. In die Mönckebergstraße kommt Bewegung. Die US-Marke Skechers zieht in die ehemalige s.Oliver-Fläche, Apollo-Optik wird im April 2026 die ehemaligen Wiesenhavern-Flächen beziehen, und im September dieses Jahres hat das Luxushotel Conrad im Levantehaus eröffnet. Das ist eine gute Entwicklung. Und dank des neueröffneten Kreuzfahrtterminals im Westfield Hamburg-Überseequartier haben Touristen nun kurze Wege, um die Stadt zu erkunden. Auch darin sehe ich eine Bereicherung. 

Einkaufszentrum Überseeplatz mit moderner Glasüberdachung und vielen Besuchern bei klarem Himmel.
Neues Quartier lockt vor allem am Wochenende. Unter der Woche hat die City ihre alte Anziehungskraft stabilisiert

Flanieren am Jungfernstieg

Hamburg News: Ein klassisches Ziel für Tourist:innen ist der Jungfernstieg. Der aktuelle Umbau des Hamburger Hofs zwischen Poststraße und Jungfernstieg verbreitet jedoch erneut Baustellen-Flair… 

Mimi Sewalski: Ich sehe das Problem Baustellen. Allerdings sind hier viele Akteur:innen beteiligt und viele weitere betroffen. Und ich kann nur sagen: ich werde eine laute Stimme in den verschiedenen Runden sein, die sich mit dem komplexen Thema befassen. Doch auch wenn der Jungfernstieg noch nicht baustellenfrei ist, hat sich doch schon einiges getan. Die Aufenthaltsqualität für Fußgänger hat durch die Beruhigung des Verkehrs gewonnen. Der Jungfernstieg ist für den Individualverkehr gesperrt, was allerdings nicht alle Mitglieder des Citymanagements freut. Dazu wird die Attraktivität durch weitere Bäume und Bänke gesteigert.

Weihnachtsmarkt bei Nacht mit beleuchteten Ständen, Sternenlichtern und festlich geschmückten Bäumen.
Der Weiße Weihnachtszauber wird auch dieses Jahr wieder verzaubern

Weihnachtsdeko und Lichterglanz 

Hamburg News: Die Neugestaltung des Jungfernstiegs hat rund 13 Millionen Euro gekostet, und tatsächlich werden die neu aufgestellten Bänke mit Blick auf die Alster gut angenommen. Das Nebelfeld verspricht angenehme Abkühlung an heißen Tagen und mit dem Tanzglockenspiel haben die Kinder ihren Spaß. Nur die in den Boden eingelassenen Trampoline sorgen für Ärger. Kurz nach Inbetriebnahme wurden sie durch einen zurücksetzenden LKW beschädigt – und sie liegen auf der Fläche, die für den winterlichen „Weißen Zauber“ vorgesehen ist… 

Mimi Sewalski: Für die Trampoline gibt es bereits eine Lösung, und der Weihnachtsmarkt am Jungfernstieg wird stattfinden. Ebenso die beliebten Märchenschiffe am Anleger Jungfernstieg, die Brigitte Allkemper ins Leben gerufen hat. Viele Hamburger:innen verbinden damit liebgewonnene Erinnerungen. Sie haben sie als Kinder besucht und kommen nun mit ihren eigenen Kindern. Das ist ein sehr emotionaler Teil unseres Weihnachtsprogramms. Und gerade habe ich einen Einblick in die tollen Kostüme für die Weihnachtsparade an den Adventssamstagen bekommen. Ich kann sagen: Das weckt wirklich die Vorfreude. Es wird eine herzerwärmende Veranstaltung innerhalb einer Innenstadt, die mit Weihnachtsdekoration und Lichterglanz ganz viel festliches Flair verbreiten wird. 

Hamburg News: Vielen Dank für das interessante Gespräch. 

Das Interview führte Yvonne Scheller

ys/mm

Quellen und weitere Informationen

City Management Hamburg

Gegründet 1999 setzt sich der Verein zusammen mit der Handelskammer Hamburg branchenübergreifend für eine starke Positionierung des Einzelhandelsstandorts Hamburg ein. Die rund 850 in Stadtzentrum und der HafenCity ansässigen Mitglieder kommen aus den Bereichen Einzelhandel, Immobilien-, Kultur-, Freizeit- und Tourismuswirtschaft, Interessen- und Werbegemeinschaften sowie Verbänden und Institutionen.

Mimi Sewalski

Bis Anfang 2025 leitete die 45-Jährige 13 Jahre lang das Online-Portal Avocadostore für nachhaltige Produkte, das in Spitzenzeiten einen Umsatz von rund 70 Millionen Euro generierte. Die Diplom-Soziologin, Coach und Organisationsentwicklerin bezeichnet sich selbst als kreative Generalistin und bringt Erfahrung aus E-Commerce, Transformation und Brand Building mit. Seit 2008 lebt die gebürtige Fränkin in Hamburg – und hat nach eigener Aussage noch nie so lange an einem Ort gelebt.

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