Die rund 4.000 Quadratmeter große Fläche auf dem ehemaligen Parkplatz von Blohm + Voss umfasst einen Containercampus, Testflächen für autonomes Fahren, einen Start- und Landeplatz für Drohnen sowie angegliederte Wassertestflächen für Wasserdrohnen. „So bieten wir Hafenakteuren in zentraler Lage die Möglichkeit zum Ausprobieren, Experimentieren und Kollaborieren mit weiteren Partnern, um Innovationen für die maritime Wirtschaft und die Logistik voranzubringen – und das zu Wasser, zu Land und in der Luft“, so Teichmann im Gespräch mit den Hamburg News. Ziel des auf gut zwei Jahre angelegten Projekts ist es, dazu beizutragen, die Effizienz der Hafenflächennutzung intelligent zu erhöhen und schädliche Umwelteinflüsse weiter zu verringern. „Digitalisierung, Energiewende und technologische Innovationen, wie Drohnen oder der 3D-Druck – all das sind relevante Themen für den Hafen der Zukunft, den wir mit dem Homeport aktiv mitgestalten wollen“, erklärt die Product & Operations Managerin weiter.
Im Hafen der Zukunft greifen die Anwendungsmöglichkeiten innovativer Technologien ineinander. „Ein Containerschiff im Hafen benötigt ein Ersatzteil. Das wird schnell und passgenau im 3D-Drucker gefertigt und per Drohne angeliefert – samt Virtual-Reality-Equipment (VR) mit Anleitungen für den/die Schiffsingenieur:in zum sicheren Einbau des neuen Teils. Parallel dazu entladen autonom fahrende E-Trucks das Schiff und das geschieht ganz leise und emissionsfrei“, entwirft Stefanie Teichmann, Product & Operations Managerin beim Homeport, ein maritimes Zukunftszzenario, in dem Akteur:innen aus den Bereichen additive Fertigung, Drohnen und autonome Mobilität ganz selbstverständlich Hand in Hand arbeiten.
Ganz real ausprobieren lassen sich Zukunftstechnologien im Homeport der Hamburg Port Authority (HPA), einem Innovationscampus unweit des St. Pauli Elbtunnels auf der südlichen Elbseite, vis-à-vis von den Landungsbrücken. Ende September feierte der Homeport seinen ersten Geburtstag und gleichzeitig das 1. Homecoming Homeport Festival. Im Rahmen dessen wurden maritime Lösungen aus den Bereichen mobile Sensorik, Automation, Robotik, 3D-Druck sowie Augmented bzw. Virtual Reality und der Technologie des Digitalen Zwillings vorgestellt.
Innovationen zu Wasser, zu Land und in der Luft
Homeport: Start mit einer Weltpremiere
Die Zukunft greifbar zu machen und so Akzeptanz und Vertrauen in neue Technologien zu stärken, ist ein weiteres Ziel des Homeports. Schon beim Start des Projekts im Rahmen des ITS-Weltkongresses im Oktober 2021 konnten Besucher aus dem In- und Ausland hautnah erleben, was beispielsweise Drohnen bereits leisten können – und dabei gleich eine Weltpremiere erleben. „Bei uns hat Volocopter seine neu entwickelte Frachtdrohne, die Volodrone, erstmals im öffentlichen Raum fliegen lassen“, freut sich Teichmann, die gerade für unbemannte Luftfahrzeugsysteme (Unmanned Aircraft Systems, UAS) vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Hafen sieht. „Neben klassischen Transport- oder Inspektionsflügen können sie eine wichtige Rolle im Katastrophenschutz spielen und etwa zur Lageerkundung oder zur Detektion von Gefahrstoffen eingesetzt werden.“ Die technische Entwicklung sei inzwischen bereits weit fortgeschritten, schwierig sei für viele Akteur:innen hingegen die Beachtung der jeweils geltenden Regularien. Auch dabei könne Homeport helfen. „Wir können natürlich keine Genehmigungen erteilen, doch wir kennen das Verfahrensprozedere und können unsere Mieter mit diesem Know-how unterstützen.“
Testfläche für autonomes Fahren
Auch die Entwicklung hin zu autonomer Mobilität nimmt Fahrt auf – sowohl was die technische Entwicklung der Fahrzeuge betrifft als auch deren reale Erprobung. „Autonom fahrende Lkws werden für den Hafen angesichts des anhaltenden Fahrermangels immer wichtiger“, weiß Teichmann. Und der Homeport biete die ideale Testfläche, um neue Automatisierungslösungen im Straßentransport zu testen. Wie zum Beweis setzt sich prompt ein Lieferwagen langsam rückwärts in Bewegung, letzte Tests vor der Abschlusspräsentation eines Gemeinschaftsprojekts mehrerer Hochschulen, darunter die Technische Universität Braunschweig und die Technische Universität Clausthal. Theoretisch könnte der Homeport einen regelrechten Hindernisparcours für autonome Fahrzeuge errichten, schließlich sind die in Containern angesiedelten Werkstatt-, Coworking- und Workshop-Räume mobil.
Homeport mit Containercampus für flexiblen Raumbedarf
Einige der Container sind fest etablierte Flächen, wie etwa der maritime Makerspace, der als Teil der Hamburger Fab Lab-Community die nötige Infrastruktur zur additiven Fertigung von Prototypen oder Ersatzteilen bietet. Aber auch Unternehmen, wie die Fehrmann Tech Group, sind im Homeport mit eigenen Containern vertreten. Der Experte für Schiffsfenster und -türen treibt hier die Entwicklung von Augmented-Reality-Schiffsfenstern voran: Der reale Blick durch ein solches Smart Window wird um digitale Informationen ergänzt und soll damit maßgeblich zur Sicherheit im Schiffsverkehr beitragen.
Die aktuell geplante Projektdauer des Homeport läuft noch bis zum 31. Dezember 2023. „Bis dahin müssen wir bewiesen haben, dass sich unser Testfeld für Unternehmen, Startups und Hochschulen selbst trägt“, erklärt Teichmann. Die HPA hat mit einer Anschubfinanzierung das Projekt zum Abheben gebracht. Für einen anhaltend sicheren Flug müssen nun die Mieteinkünfte sorgen.
ys/sb/kk
Weitere Teile unserer Serie „Hamburgs Ideenbeschleuniger“
Teil 1: Media Lift: So gestalten Startups den Medienstandort Hamburg
Teil 2: ZAL Innovation Accelerator: Schub für gute Ideen
Teil 3: Foodlab-Accelerator: Erfolgsrezept für neue Geschäftsmodelle
Teil 4: Digital Hub Logistics bringt Startups und Unternehmen zusammen
Teil 5: NCA: Win-win-Situation für Startups und etablierte Unternehmen
Teil 6: AI.Startup.Hub – mit künstlicher Intelligenz die Wirtschaft gestalten