Digitalisierung

Fabrik der Zukunft: Förderung für FabCity Hamburg

20. Januar 2021
Zahlreiche Open Labs sollen eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft fördern. Unterstützung durch Stadt und HSU

Heute schon ein eigenes Produkt im 3D-Drucker hergestellt? Was für viele wie Zukunftsmusik klingt, könnte auch für Bürger schon bald Realität werden. Hamburg will das Potential neuer digitaler Fertigungsmethoden in so genannten Fab Labs für die Bevölkerung, lokale Unternehmen und Startups nutzbar machen. Das Konzept der FabCity baut auf der Fab Lab-Bewegung auf. Fab Labs (fabrication laboratories) sind offene Werkstätten, in denen mit modernen Fertigungstechnologien wie 3D-Druckern und CNC-Fräsen nahezu alles hergestellt werden kann, von Möbeln über Drohnen bis hin zu ganzen Häusern.

Weltweit gibt es weit über 1.750 Fab Labs und ihre Anzahl steigt exponentiell. Unterstützt von der Hamburger Wirtschaftsbehörde ist die Hansestadt 2019 Teil des globalen Fab City-Netzwerkes geworden. Der Bund fördert das Projekt mit neun Millionen Euro. Auch die Hamburger Wirtschaftsbehörde unterstützt das Projekt im Rahmen der Innovationsstrategie. 

„Die Chancen, die sich für Hamburg aus einer gezielten Förderung von Fab Labs ergeben, sind vielfältig. Ökonomisch wird es durch die Verbreitung von und den Zugang zu digitalen Produktionstechnologien wie z. B. 3D-Druck sowie des Wissens, diese zu bedienen, für fertigende Unternehmen attraktiver, sich in Hamburg anzusiedeln. In den Fab Labs können aber auch direkt neue Ideen und Prototypen entstehen, für deren Vermarktung neue Unternehmen durch die sog. Maker gegründet werden", so Hamburgs Wirtschafts- und Innovationssenator Michael Westhagemann am Dienstag (19.1.) bei der Präsentation des Konzeptes auf der Landespressekonferenz. 

Digitale Fertigung

Diese Produktionsmethode wird auch als digitale Fertigung bezeichnet. Die Entwicklung eines Produkts bis zur Herstellung physischer Prototypen bzw. des Endprodukts findet digital statt. Besonders interessant ist dabei die Möglichkeit, Produktdesigns kollaborativ über das Internet gemeinsam mit anderen Nutzerinnen und Nutzern herzustellen und die Designs über Plattformen mit anderen Nutzerinnen und Nutzern weltweit zu teilen. Das führt dazu, dass in Zukunft Produkte global und verteilt entworfen und angepasst werden können; die Herstellung selbst aber lokal möglichst nahe am Ort des Bedarfs stattfindet. Eine Stadt wird zur FabCity, wenn sie systematisch einen möglichst flächendeckenden und niedrigschwelligen Zugang zu Fab Labs schafft. 

Helmut-Schmidt-Universität als Initiator

Das Laboratorium für Fertigungstechnik der Helmut-Schmidt-Universität hat die Bewerbung Hamburgs als FabCity initiiert und unterstützt das Empowerment der lokalen Bevölkerung bereits über einen niedrigschwelligen Zugang zu Produktionstechnologien mit dem OpenLab in Hamburg-Wandsbek. Die Initiatoren, Dr.-Ing. Tobias Redlich und Prof. Dr.-Ing. Jens P. Wulfsberg vom Laboratorium Fertigungstechnik (LaFT), ermöglichen Studierenden aus allen Disziplinen auf diese Weise, neuere technologische Entwicklungen und Open Source Hardware zu erleben und zu erforschen. Ziel des Projekts sei es zudem, Güter in Zukunft wieder vermehrt lokal, nah am Ort des Bedarfs und möglichst individualisiert durch die Nutzerinnen und Nutzer selbst oder lokale Unternehmen hergestellten zu können. Gerade in dieser Zeit der Pandemie sei deutlich geworden, wie wichtig dieser Ansatz in Zukunft sein werde. Gestartet werden solle zunächst mit sechs themenspezifischen Fab Labs zum Beispiel für Port und LifeScience. 

„Die lokale Produktion im urbanen Raum leistet einen Beitrag zur Resilienz gegenüber globalen Einflüssen, wie wir sie während der Corona-Pandemie deutlich erfahren haben. Durch eine solche Produktionsform werden wir auch zukünftig die Möglichkeit haben, bestimmte physische Güter kurzfristig am Ort des Bedarfs herzustellen", so Wulfsberg. Mit dem Aufbau des FabCity-Ansatzes schaffe Hamburg außerdem ein Innovationsökosystem, das die wirtschaftliche Entwicklung in eine sozialökologische Wachstumsrichtung lenke. 

Standortvorteil für Fachkräftegewinnung 

Darüber hinaus bietet das FabCity-Netzwerk auch im Bereich der Fachkräftegewinnung und -entwicklung interessante Perspektiven – sowohl für in Hamburg ansässige Unternehmen als auch für die Universitäten bzw. Schulen im MINT-Bereich. Im Netzwerk können Studierende, Auszubildende, Schülerinnen und Schüler bereits frühzeitig anwendungsbezogene Use-Cases real erfahren. Unternehmen bietet sich zudem die Möglichkeit, durch die Bereitstellung von offenen Fab Labs zukünftige Fachkräfte mit dem jeweiligen Unternehmen vertraut zu machen.
kk

Quellen und weitere Informationen

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