Kongress

HEY/HAMBURG: Standort als Reallabor der Mobilität

22. Juni 2021
Autonomes Fahren, Elektro- und Hybrid-Technologie, Mobilität der dritten Dimension - Veranstaltung präsentierte das Thema in allen Facetten

HEY/HAMBURG spannt einen wirklich großen Bogen. Das zweitägige Mobilitätsfestival am 17. und 18. Juni spürte in Impulsvorträgen, Round Tables, Panel-Diskussionen und Live-Schalten aus dem In- und Ausland der Zukunft der Mobilität in all seinen Facetten nach: Von technischen Innovationen über das große Thema Nachhaltigkeit bis hin zu einer Stadtplanung, die moderne Mobilitätskonzepte von Anfang an mitdenkt.

Hamburg: Reallabor für Mobilität

Hamburg als Standort dieses neuen Veranstaltungsformats hält Norbert Aust, Präses der Handelskammer Hamburg, die HEY/HAMBURG in Kooperation mit Shift Mobility initiiert hat, schon deshalb für ideal, weil die Stadt zum Reallabor für Mobilität werden könne: „Alle relevanten Verkehrsträger sind hier prominent vertreten.“ Zusammen lassen sich Ideen und Lösungen für nachhaltige Mobilität auf Straße, Schiene, Wasser und in der Luft finden.

Mobilität in der dritten Dimension

Für einen verstärkten Fokus auf Mobilität in der 3. Dimension plädierten denn auch nicht nur Verfechter der Drohnentechnologie, die etwa für Vermessungsaufgaben oder zum Transport medizinischer Proben den Luftraum erobert, sondern auch Professor Jörg Niemann von der Forschungsstelle Life Cycle Excellence (FLiX) der Hochschule Düsseldorf. Bei HEY/HAMBURG präsentierte er die Ergebnisse seiner Studie zum ökologischen Fußabdruck verschiedener Verkehrsmittel und kam zu dem Ergebnis: „Seilbahnen, integriert in bestehende Verkehrssysteme, können nicht nur Spaß machen, sondern auch nachhaltig und sinnvoll sein.“ Sein Plädoyer: Offen sein für neue Denkansätze.

Autonomes Fahren wird Realität

Tatsächlich zog sich dieses Plädoyer wie ein roter Faden durch die Veranstaltung, ebenso wie die optimistische Grundstimmung, gemeinsam eine positive Zukunft gestalten zu können. So versteht sich etwa Tobias Wessels, Chief Corporate Development Officer beim amerikanischen Startup UDELV, als Techno-Optimist. Der einstige Banker der Deutschen Bank ist überzeugt, autonom fahrenden Liefertrucks gehört die Zukunft.

Schließlich stehen sie für intelligentes Liefermanagement, operieren kostengünstig und fahren als elektrisch betriebene Fahrzeuge nachhaltig. Völlig autonom sind die Lieferwagen jedoch nicht. Noch behalten Menschen aus dem Udelv-Tele-Operations-Zentrum heraus die Trucks im Auge. Trotzdem herrschte bei HEY/HAMBURG die Überzeugung vor: Autonomes Fahren wird Realität.

Mobilitätsteilhabe für alle

Vielfältige Use-Cases liefern dazu vor allem Häfen. Ob Port of Tanjung Pelepas (Malaysia), Port of Rotterdam (Niederlande) oder bei uns an der Elbe, auf die Frage nach spannenden Zukunftsprojekten kamen die zur Podiumsdiskussion „Zukunftsplan Hafen“ digital versammelten CEOs immer wieder auf autonom agierende Systeme zu sprechen. „Ob fahrend, schwimmend oder fliegend, autonome operierende Systeme sind sicher die Zukunft. Wir müssen allerdings dafür sorgen, dass sie auch sicher sind“, so HPA-Geschäftsführer Jens Meier.  

Die Technik jedenfalls schreite voran, war auf dem Kongress immer wieder zu hören. Und tatsächlich liegen die Vorteile für die Gesellschaft auf der Hand. Losgelöst von der Fahrverantwortung lässt sich Fahrzeit produktiv oder zur Erholung nutzen, die erwartete Kostenersparnis könnte dazu führen, den ländlichen Raum besser einzubeziehen und älteren oder leistungseingeschränkten Menschen erschließen autonome Fahrzeuge eine neue Mobilitätsteilhabe.

Marco Neelsen, CEO Port of Tanjung Pelepas, Ori Marom, Head Autonomous Transport Centre, Port of Rotterdam & rechts Jens Meier, CEO Hamburg Port Authority

Globale Mobilität-Trends

Letzteres ist Sascha Pallenberg besonders wichtig. Der Digital Evangelist, zugeschaltet aus Taipeh, betont: „Mobilität ist ein Menschenrecht“ und meint damit den unkomplizierten und preisgünstigen Zugang zu einer Vielzahl von Mobilitätsangeboten. Das eigene Auto trete hingegen in den Hintergrund, ist Alain Visser überzeugt. Der CEO von Lynk & Co beobachtet eine Abkehr vom Materialismust: „Erfahrung ist wichtiger als Besitz.“ Deshalb biete Lynk & Co, eine Marke des chinesischen Geely-Konzerns, seinen Kompakt-SUV 01 im Monats-Abo an. Als weitere Trends nannte Visser Connectivity und Nachhaltigkeit. Abonnenten – oder Club-Mitglieder, wie Lynk & Co sie nennt – können ihren Wagen fürs Carsharing freigeben, die textile Innenausstattung besteht aus recycelten Fischernetzen und anderem Abfallmaterialien und der Wagen ist entweder als ‚mild‘ Hybrid oder Plug-in-Hybrid zu haben. 

Sascha Pallenberg, Digital Evangelist

Die Zukunft der E-Mobilität

„Der Markt der E-Mobile steht 2021 vor dem großen Durchbruch“, zeigte sich auch Oliver Heyden überzeugt, der sich als Chief Strategy Officer bei Press Relations, einem Dienstleister für digitale Medienbeobachtung und qualitative Medienanalyse, mit den Megatrends im Bereich Mobilität & New Urbanism beschäftigt. Die Reichweitenproblematik würden Feststoffbatterien in wenigen Jahren lösen. Dagegen nannte er fehlende Wallboxen in Städten als neuen großen Hemmschuh für die E-Mobilität. Allerdings nicht, wenn es nach Vattenfall geht. „Jede Immobilie der Zukunft wird für E-Mobilität gerüstet sein“, versprach Stefan Görgen, Product and Proposition Manager Emobility Germany bei Vattenfall. Und Stefan Wulff, Bauunternehmer in dritter Generation, geht noch etwas weiter. „E- und Wasserstoff-Tankstellen, 5-G-Empfang sowie ausreichend Flächen für verschiedene Sharing- und Mobilitätsangebote müssen bei neuen Stadtentwicklungsprojekten von Anfang an mitgedacht werden.“ 

ITS Weltkongress im Oktober in Hamburg

Die ist offenbar durchaus bereit, sich in die Pflicht nehmen zu lassen. Zumindest erklärte Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende: „Hamburg ist die Modellstadt für innovative, digitale und umweltschonende Mobilität in Deutschland. Diesen Anspruch wollen wir festigen und weiter ausbauen.“

Tjarks verwies auf die etwa 200 Projekte zur Digitalisierung des Verkehrssektors im Rahmen der Vorbereitung des ITS Weltkongresses in und um Hamburg. „Die Digitalisierungsstrategie des Verkehrs werden wir auch nach dem ITS Kongress in Hamburg weiter fortsetzen.“
ys/kk

Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende, Handelskammer Präses Norbert Aust und Malte Heyne, Geschäftsführer Handelskammer

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