Nina Klaß, Leiterin von nextMedia.Hamburg, eröffnete das zweitägige Festival und betonte, wie wichtig die Zukunftsgerichtetheit von Medienunternehmen sei: „Die Innovationskraft in Medienunternehmen muss heute schon groß sein, um auch langfristig im Wandel bestehen zu können“. In Hamburg sei deswegen unter anderem ein „Haus der Digitalen Welt“, mitten in der Innenstadt geplant – ein Ort, an dem Digitale Zukunft für alle zugänglich und erlebbar gemacht werden soll. Die Standortinitiative sei außerdem schon in der Umsetzung eines Netzwerks für KI-interessierte Medienvertreter:innen, sogenannte „AIM Leaders“ (Artificial Intelligence Leaders). Im November sollen diese bei einer ersten AIM Leaders Konferenz zusammenkommen.
Sieben Stockwerke über dem Sandtorkai in der Hamburger Speicherstadt liegt das „Space“, ein Co-Working-Space für Medienschaffende. Knallgelbe Stühle vor bunten Wänden, Projektarbeitsräume und ein großer offener Bereich zum Austausch. Wo sonst Marketingexpert:innen, Content-Creators und Journalist:innen unter Gleichgesinnten ihrer Arbeit nachgehen, trafen sie beim nextMedia Festival am 18. und 19. Juni aufeinander, um über die drängendsten Themen der Medien- und Digitalbranche zu sprechen. Es ging natürlich um KI – wie wir sie heute nutzen und uns auf das weitere Leben mit ihr einstellen, um Influencer-Marketing für kleine Marken und ums gekonnte Aufhören.
Heute für morgen

KI ist gekommen, um zu bleiben
Wie Medienunternehmen beim Thema künstliche Intelligenz mit der Zeit gehen, statt gegen die Technologie anzuarbeiten, erklärte Paul Elvers, Head of AI bei der Funke Mediengruppe. Das Problem: Durch KI-Suchmaschinen sei kein Klick mehr auf einen Link nötig, um an die gesuchte Information zu kommen. Die Folge: Der Traffic sinke. Die Lösung? Laut Elvers eine vorsichtige Anpassung. Zum einen sei organischer und qualitätsreicher Content weiterhin wichtig. Daran hätten auch die Entwickler:innen Interesse, damit ihre Systeme besser werden und nicht nur sich selbst referenzieren. Inhalte müssten gegebenenfalls jedoch so angepasst werden, dass die KI sie verwerten kann. SEO wird also eher zur AI-Optimization mit erklärenden Zwischenüberschriften und präzisen Informationsblöcken. Zuletzt, so Elvers, brauche es jedoch auch neue Geschäftsmodelle, die es belohnen, wenn KI-Suchmaschinen den eigenen Content als Quelle benutzen – Systeme wie Toll Bit oder Gist.ai setzen Ansätze davon schon heute um. „KI-Suche ist die neue Realität“, sagt Elvers. „Es gibt keinen Grund, dass sie wieder verschwinden sollte“.
Die neue Werberealität
Ebenfalls im Umbruch: die Werbebranche. 2025 werden voraussichtlich erstmals mehr Werbeerlöse durch Kooperationen mit Social-Creators erzielt als über klassische Medien, zeigt die 2025 Global Midyear Forecast von WPP Media. In einem immer dynamischeren Markt gelte es umso mehr, die richtigen Creator für die eigene Marke zu finden, betonte Magnus Folten, Leiter der Agentur 9:16 von We create, beim nextMedia Festival. In seinem Vortrag „Buzz ohne Burnout: Die Kraft von Creator Marketing“ warb er dafür, als Marke nicht zu viel Energie in die eigene Content-Produktion zu stecken, sondern lieber die passenden Creator zu finden. Der Trend gehe dahin, KI-gestützte Matching-Plattformen zu nutzen, die Marken mit den passenden Creators vernetzen sollen – ähnlich einer Datingplattform. So würden Unternehmen das Know how der Creator nutzen und hätten mehr Ressourcen für ihren eigentlichen Kernbereich.

Alles hat ein Ende
Bei so viel „mehr, mehr mehr“ kam gegen Ende des Festivals der Impuls von Marina Schakarian, Digitalstrategin und Choach, gut gelegen. Sie sagt: „Es ist Zeit, endlich aufzuhören“ und empfahl ein strategisches Aufhören von Projekten. Für den Erfolg von Unternehmen sei es wichtig, manche Dinge sein zu lassen, um Ressourcen für andere Projekte frei zu haben. Doch: plötzliches Aufhören fühle sich häufig wie ein Misserfolg an. Deswegen sei es wichtig, den Endzeitpunkt schon zu Beginn eines Projekts festzulegen und die Mitarbeitenden zu begleiten. Um mit dem Aufhören anzufangen, könne es helfen, sich zu fragen, welche Projekte eine Qual darstellen. Und darüber nachzudenken: „Was würde passieren, wenn wir es sein lassen?“. Aufhörpotenzial finde man laut Schakarian besonders bei Projekten mit viel Aufwand, bei strategischen Low-Lights und internen Energiefressern. Nur durch Aufhören könne die Medienbranche dem Veränderungsdruck standhalten, weil dann auch neue Dinge angefangen werden können.
nextMedia Festival: Zukunft, aber zusammen
Es scheint, als würde sich die Medienbranche allerhand Gedanken um ihre Zukunft machen – und an unterschiedlichen Stellen bereits Veränderungen anstoßen. Die e Leiterin von nextMedia.Hamburg, sieht hier Zusammenarbeit gefragt: Sowohl in Hamburg, als auch gesamteuropäisch. Gemeinsame Infrastrukturen, Trainingsdaten und innovationsoffene Regulierungen würden den Weg in eine digitalkompetente Zukunft ebnen.
ja/sb
Quellen und weitere Informationen
nextMedia.Hamburg
nextMedia.Hamburg ist die Standortinitiative der Hamburger Medien- und Digitalwirtschaft. Ihr Ziel ist es, Hamburgs Spitzenposition als Medien- und Digitalstandort auszubauen und die Branche in eine digitale Zukunft zu führen. Dazu fördert die Initiative eine innovationsorientierte Zusammenarbeit sowie den Wissenstransfer zwischen den Akteur:innen der Branche mit unterschiedlichen Programmen, Events und Inhalten. nextMedia.Hamburg wird von der Stadt Hamburg getragen und ist Teil der Hamburg Kreativ Gesellschaft.
Ähnliche Artikel

AIM Leaders Konferenz: Wie KI die Medienwelt wandelt

Cross Innovation: Gemeinsam Innovation gestalten

Leerstand? – Hamburger Modell liefert Antworten
