Kreativwirtschaft

Kreativbranche 2024: Nachhaltigkeit und Creative AI im Fokus

30. Januar 2024
Hamburgs Branchen (3). Hamburg Kreativ Gesellschaft engagiert sich für mehr Sichtbarkeit aller 11 Teilmärkte – und darüber hinaus

„Die Kreativwirtschaft ist ein gesellschaftlicher Impulsgeber mit großer Innovationskraft und damit ein ökonomischer Motor, der Deutschland global wettbewerbsfähig halten wird“, ist Egbert Rühl überzeugt. Immerhin gilt die Kreativwirtschaft mit 175,4 Milliarden Euro Umsatz als drittgrößte Wirtschaftsbranche in Deutschland. Allerdings werden die elf Teilmärkte – Musik, Film, Literatur, Presse, Rundfunk, Architektur, Bildende Kunst, Design, Software und Games, Theater und Tanz sowie Werbung – noch zu selten als gemeinsame Branche wahrgenommen. „Damit verspielt die Kreativwirtschaft ein großes Potenzial.“ Um das zu ändern, richtet die Hamburg Kreativ Gesellschaft im März 2024 erstmals mit dem German Creative Economy Summit einen bundesweiten Branchentreff aus.

German Creative Economy Summit 2024

Am 6. und 7. März kommen Entscheider:innen aus der gesamten Kreativwirtschaft, Politik, Wissenschaft, Verbänden und nationalen Fördereinrichtungen im Kulturzentrum Kampnagel zusammen, um auf dem German Creative Economy Summit die Rahmenbedingungen für die Kreativwirtschaft in Deutschland zu verhandeln und zu verbessern. In Keynotes, Panel-Diskussionen, Workshops und Masterclasses werden Themen wie Finanzierung und Monetarisierung, Internationalisierung oder Nachhaltigkeit behandelt, aber auch Innovationen, wie Creative AI, diskutiert.

Veranstalter ist die Hamburg Kreativ Gesellschaft, Leadpartner sind u. a. die Koalition Kultur- und Kreativwirtschaft Deutschlands (k3d) und das Netzwerk der deutschen Spitzenverbände der Kreativwirtschaft. Dass dabei die Wahl des Veranstaltungsorts auf Hamburg gefallen ist, sei kein Zufall, betont Rühl. „Die Stadt wird als attraktiver und relevanter Standort für die Kreativwirtschaft in Deutschland verstanden.“

Egbert Rühl, Geschäftsführer der Hamburg Kreativ Gesellschaft

Immerhin sind in Hamburg 12.580 Unternehmen in der Kreativwirtschaft tätig – mit etwa 73.500 Beschäftigten, die einen Umsatz von rund 12,2 Milliarden Euro erwirtschaften (Stand 2021). Die umsatzstärksten Teilmärkte in Hamburg sind dabei Software und Games mit 4,4 Milliarden Euro, gefolgt von Werbung mit 2,7 Milliarden Euro, Presse (2,4 Milliarden Euro) und Design (1,6 Milliarden Euro).

Um gemeinsam an zukunftsorientierten Lösungen zu arbeiten, kommen auch 2024 wieder Kreative und Unternehmen aus verschiedenen Branchen im Cross Innovation Lab zusammen. Das Fokusthema vom 7. bis 15. Februar lautet „Nachhaltigkeit und Zirkularität“. „Nachhaltigkeit ist das Gebot der Stunde und für Unternehmen aller Größen und Branchen relevant, etwa in Form von klimafreundlicheren Lieferketten, Herstellungsprozessen und kreislauffähigen Produkten – und das auch vor dem Hintergrund neuer europäischer und deutscher Richtlinien und Gesetze“, betont Rühl.

Presse, einer der umsatzstärksten 11 Teilmärkte in Hamburg

Nachhaltigkeit ist das Gebot der Stunde

So gelte die Kreislaufwirtschaft inzwischen als Schlüssel zum Erreichen der global gesteckten Klimaziele. „Innovative Lösungen sind daher wichtiger denn je, um am Markt langfristig bestehen zu bleiben.“ Das Cross Innovation Lab könne dazu maßgeblich beitragen. „Kreativwirtschaft, insbesondere Design, ist eine Schlüsselkompetenz und wesentliches Element der Kreislaufwirtschaft“, betont Rühl.

„Designer:innen sind die Schnittstelle zwischen Produzent:innen und Konsument:innen und verfügen über vielfältige Kompetenzen, um beispielsweise die Entstehung von Abfall und Verschmutzung von vornherein zu verhindern“. Darüber hinaus bringen Kreative neue Perspektiven ein und durchbrechen etablierte Denkmuster. „Sie denken gern ‚outside the box‘ und gelangen so zu innovativen Lösungen für komplexe Probleme.“

Cross-Innovation-Ansatz: interdisziplinär Lösungen erarbeiten

Creative AI in der Kreativbranche

Als ein Tool zur Lösung komplexer Probleme, aber auch zur Unterstützung im Arbeitsalltag gilt zunehmend Creative AI. „Das Tempo, mit dem das Thema seit der Veröffentlichung von Chat GPT an Relevanz gewonnen hat, ist bemerkenswert“, findet Rühl und sieht gerade für Kreative vielfältige Einsatzmöglichkeiten. „Creative AI kann Kreativschaffende in unterschiedlichen Schaffensphasen sinnvoll unterstützen – bei Text-, Bild- oder Audioproduktionen.“ So erleichtere Creative AI Arbeitsprozesse und biete neue Impulse für den Schaffensprozess als solchen.

Allerdings betont Rühl auch die Herausforderungen der intelligenten Technologie, etwa die Regelung zum Schutz von Urheberrechten. „Wie bereits bei anderen technologischen Entwicklungen sind die Produkte und deren Gebrauch sehr viel schneller als entsprechende Regelungen zum Schutz von Urheberrechten.“ Auch mit der Marktmacht der wenigen Tech-Konzerne, die aktuell die Entwicklung von KI mit großen Budgets vorantreiben, müsse sich die Branche auseinandersetzen. 

Beispiel für kreative KI: KI-generierte Kunst in der Homeless Gallery erzählt vom Leben auf der Straße

Hamburg ist Startup-Hub der Games-Branche

Ein Feld der Kreativbranche, in dem KI traditionell eine große Rolle spielt, ist die Games-Szene, weiß Rühl. „Bei neuen Technologien gehören Spieleentwickler:innen und Games-Unternehmen zu Early Adoptern und so ist es auch bei der Anwendung von KI.“ Die Branche probiere aktuell unterschiedliche KI-Tools aus und teste, wie diese in die eigenen Prozesse integriert werden können. „In der aktuellen Experimentier-Phase geht es für die Unternehmen auch darum, mittelfristige Roadmaps zu entwickeln, um sich technisch und personell bestmöglich aufzustellen.“

Knapp 200 Games-Unternehmen und zahlreiche Hochschulen mit spezialisierten Studiengängen gibt es aktuell in Hamburg. Und mit dem Games Lift Inkubatorprogramm und einer Prototypenförderung zur Entwicklung von Computerspielen, habe sich Hamburg zu einem Startup-Hub der Games-Branche entwickelt, betont der Geschäftsführer der Hamburg Kreativ Gesellschaft.

Games Lift Graduation am 5. Dezember 2023 im Design Zentrum Hamburg

Leuchtturmveranstaltungen der Branche

Auch die zahlreichen Veranstaltungen würden die Relevanz des Standortes unterstreichen: „Mit der international ausgerichteten Hamburg Games Conference im März 2024 und der Polaris Convention im Oktober 2024 – zur letzten Veranstaltung kamen 27.000 Besucher:innen – verfügt Hamburg über zwei Leuchtturmveranstaltungen, die sowohl die Branche als auch die große Zielgruppe an Gamer:innen in die Stadt holen.“
ys/sb

Lesen Sie auch die weiteren Teile unserer Branchen-Serie:

Teil 1: Die (Energie-)Wende im Blick

Teil 2: Luftfahrt auf grünem Kurs

Quellen und weitere Informationen

Hamburg Kreativ Gesellschaft

Seit 2010 ist die Hamburg Kreativ Gesellschaft zentrale Anlaufstelle für Berufsstarter:innen, Gründer:innen, Angestellte und Solo-Selbstständige aus den elf Teilmärkten der Kreativwirtschaft: Musik, Film, Literatur, Presse, Rundfunk, Architektur, Bildende Kunst, Design, Software und Games, Theater und Tanz sowie Werbung.

Zum Angebot gehören Workshops, Vorträge und Netzwerkveranstaltungen, individuelle Beratungen, Coachings sowie eigene Finanzierungsprogramme sowie Unterstützung beim Zugang zu Finanzierungen. Die Gesellschaft betreibt 15 Immobilien und verschafft dort rund 600 Nutzer:innen Arbeitsräume. Darüber hinaus hilft sie bei der Suche nach geeigneten Räumen. Mit Inkubatoren, Acceleratoren, Labs und weiteren Formaten werden Innovationen mit und für die Kreativwirtschaft initiiert und gefördert.

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