„Unsere Heiztapete kann eine komplette konventionelle Heizung ersetzen“, ist Röseler überzeugt. Das habe eine eigens durchgeführte Qualitätskontrolle gezeigt, bei der die Wände einer 77 Quadratmeter großen Wohnung tapeziert wurden. 1.600 Kilowattstunden Strom hätten ausgereicht, um sie ganzjährig zu heizen. Das System dahinter ist Strom, der mit einer elektrischen Spannung zwischen 24 und 48 Volt durch eine elektrisch leitfähige Schicht der Heiztapete fließt. Wichtigster Bestandteil dieser Schicht ist Grafit, der in einer speziellen Tinte verteilt wird. Mit einem Tintenstrahldrucker wird diese grafithaltige Flüssigkeit dann hauchdünn auf die Innenseite der Tapete gedruckt. „Die Oberfläche der Tapete wird etwa 38 Grad warm. Selbst wenn man direkt daneben sitzt, ist es nicht unangenehm“, erklärt Röseler. Eine Stromschlaggefahr gebe es wegen der geringen elektrischen Betriebsspannung und einer wirksamen Isolierung keine. Auch könne die Tapete problemlos durchbohrt werden, um Bilder oder Schränke aufzuhängen. Die Leitfähigkeit und damit die Funktion der mehreren Quadratmeter großen Grafitschicht leide darunter nicht.
Knapp drei Viertel aller deutschen Haushalte werden laut einer Befragung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft noch immer mit Öl und Gas beheizt. Eine klimafreundliche Alternative bietet das 2021 gegründete Startup mpo-tec aus Ludwigslust an. Hennes Röseler und Vater Jens Düwel haben eine dünne, mit Strom betriebene Heiztapete entwickelt, die gut gedämmte Räume wärmen soll.
Heiztapeten sollen klimaschädliche Öl- und Gasheizungen ablösen
Bundespreis für hervorragende innovatorische Leistungen
Die zum Patent angemeldete Heiztapete hat nicht nur viele Energieberater überzeugt. 2023 gewann mpo-tec den ‚Bundespreis für hervorragende innovatorische Leistungen für das Handwerk‘, der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie verliehen wird. „Die Heiztapete ist ein sehr umweltfreundliches und nachhaltiges Heizsystem mit hervorragendem CO2-Abdruck; insbesondere bei Verwendung von Photovoltaik-Strom“, heißt es in der Begründung für die Preisverleihung auf der Internationalen Handwerksmesse in München. „Das Interesse an unseren Heiztapeten wächst stetig“, sagt Röseler. „Auch, wenn wir noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen." Grund dafür sei nicht nur die extrem einfache Installation der Tapete mit Stromanschluss. Auch die Kosten hielten sich im Vergleich zu konventionellen Heizungen mit Wasserkreislauf und Heizkörpern in Grenzen. Pro Quadratmeter liefere eine Heiztapete 200 Watt Leistung. Vier Heiztapeten mit insgesamt 800 Watt genügten für einen Raum mit 20 Quadratmetern Fläche.
mpo-tec plant weitere Produktionsanlagen in Metropolregion Hamburg
Aktuell nutzt mpo-tec für große Flächen drei Tintenstrahldrucker. Doch aufgrund der steigenden Nachfrage plant das Unternehmen weitere Produktionsanlagen. „Mit neuen Anlagen könnten wir bald bis zu 35.000 Quadratmeter Heiztapete pro Stunde produzieren“, sagt Röseler. Dafür hat er bereits ein geeignetes Gebäude ins Auge gefasst. „Hier in Ludwigslust ist das Wachsen unseres Unternehmens sehr gut möglich“, bekennt sich der junge Unternehmer zum Standort in der Metropolregion Hamburg. Parallel dazu arbeitet er darauf hin, dass seine Heiztapeten im Rahmen des Klimaschutzes in naher Zukunft, wie Wärmepumpen, von der Bundesregierung gefördert werden. „Ich bin optimistisch, dass auch dieser Schritt dieses Jahr klappen könnte“, so Röseler.
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