Metropolregion

IHK-Innovationsförderung: Geld allein ist nicht entscheidend

4. Oktober 2023
Michael Petz skizziert, wie IHK Lüneburg-Wolfsburg und IHK Stade Unternehmen von der Idee über das Produkt bis zum tragfähigen Geschäftsmodell begleiten

„Forschen, tüfteln, ausprobieren: Neue Produkte und Prozesse sind Schlüssel, um Deutschland im digitalen Zeitalter nach vorn zu bringen“, heißt es im Innovationsindikator 2023 von BDI, Roland Berger, Fraunhofer ISI und des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung. Im Vergleich von 35 Volkswirtschaften liegt Deutschland mit Platz 10 nur im Mittelfeld. Umso wichtiger ist die Innovationsförderung der Industrie- und Handelskammern (IHK). So bündeln in der südlichen Metropolregion Hamburg die IHK Lüneburg-Wolfsburg und die IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum für ein Einzugsgebiet mit etwa 120.000 Mitgliedsunternehmen ihre Kräfte.

Die drei Säulen der IHK-Innovationsförderung

„Unsere Grundaufgabe liegt in der gesamtwirtschaftlichen Innovationsfähigkeit, sie herzustellen und aufrechtzuerhalten“, erklärt Michael Petz, Leiter Innovationsförderung der IHK Lüneburg-Wolfsburg und der IHK Stade. Auch deshalb zielt das Angebot keineswegs nur auf technologiegetriebene Ansätze ab. „Zu uns kommen Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen – von Dienstleistung über Finanzen bis zu (High)tech.“

Petz nennt drei Säulen der IHK-Innovationsförderung: „Die direkte Unterstützung innovativer Unternehmen, die Schaffung notwendiger Rahmenbedingungen für Innovation und das Erkennen von Zukunftsthemen.“

Michael Petz, Leiter Innovationsförderung der IHK Lüneburg-Wolfsburg und der IHK Stade

1. Direkte Unterstützung

„Die individuelle Innovationsberatung ist stets vertraulich, neutral und interdisziplinär“, erklärt Petz. „Inhaltlich reicht das Beratungsspektrum von Patentberatungen über Innovationsgespräche bis hin zu Kooperationsgesprächen, die jedoch stets hochindividuell ausfallen", betont der gelernte Wirtschaftsingenieur mit langjähriger Erfahrung im Bereich Innovationen. Doch was ist eigentlich eine Innovation? „Es ist ein Prozess!", sagt Petz. „Darum starten wir mit unserer Beratung deutlich vor der Idee. Denn ab der Idee ist der Weg klar. Es geht darum, die Ideen zu realisieren und am Markt zu etablieren.“ Aufgabe der Innovationsförderung sei es, gemeinsam mit den Unternehmen eine Innovationskultur zu schaffen, die Kreativität und Veränderungen ermöglicht und Mitarbeiter:innen Freiräume für neue Ideen bietet. „Dazu analysieren wir die Lage und zeigen Möglichkeiten auf, um die Voraussetzungen für Innovationsfähigkeit zu verbessern“, so Petz.

2. Rahmenbedingungen für Innovation

„Zu den Rahmenbedingungen für Innovation gehören zunächst einmal Gesetze und Fördermittelstrukturen, die von der EU, auf Bundesebene, aber auch in den Bundesländern und den Kommunen gestaltet werden. Hier stehen wir als Körperschaft des öffentlichen Rechts im direkten Dialog mit Politik und Verwaltung, um diese zu beraten und gegebenenfalls auf kritische Punkte hinzuweisen“, erklärt Petz. Tatsächlich sind es oftmals Fragen nach Finanzierungs- und Förderprogrammen, mit denen sich Unternehmer:innen als erstes an die IHK-Innovationsförderung wenden. „Dabei ist Geld gar nicht das Entscheidende“, weiß Petz. Manchmal seien etwa die richtigen Partner viel wichtiger. „Denn Geld ohne Ende bringt nicht automatisch Innovationen hervor.“ Auch die Hochschullandschaft hat die Innovationsförderung im Blick – etwa mit dem Format „Forschung erforschen". „Die Industrie- und Handelskammern Lüneburg-Wolfsburg, Schwerin, Stade, Kiel, Flensburg, Hamburg und Lübeck haben eine Innovationstour entwickelt, bei der Unternehmer:innen Forschungseinrichtungen besuchen, die an neuen spannenden Technologien arbeiten oder innovative Wege des Wissenstransfers gehen.“

3. Zukunftsthemen erkennen

Eine kontinuierliche Marktbeobachtung zahle sich aus, ist Petz überzeugt. „Wir müssen etwa acht Jahre vor dem Markt sein, um Strukturen für ein Zukunftsfeld vorzubereiten.“ Als Beispiele nennt der Experte etwa das Feld Wasserstoff als wesentliches Element der Energiewende, wo inzwischen starke Netzwerke entstanden sind, oder das Thema 3D-Druck. „In diesem Bereich engagieren wir uns bereits seit gut 15 Jahren und sind nun international gut positioniert. Das Fraunhofer IAPT etwa zählt zu den weltweit führenden Einrichtungen in der 3D-Druckforschung.“

KI für mittelständische Betriebe

Und aus welchen aktuellen Trends könnten tragfähige Zukunftsfelder werden? „Nachhaltige, energieeinsparende Lösungen oder Ansätze im Bereich Erneuerbare Energien stehen zurzeit stärker im Fokus, darunter auch Unterthemen wie Fliegen mit Wasserstoff“, sagt Petz. Zudem sei Künstliche Intelligenz (KI) ein großes Thema. „Dabei ist KI gar kein neues Thema, tatsächlich handelt es sich um einen mehr als 70 Jahre alten Forschungsbereich. Aber nun stimmen die technischen Rahmenbedingungen. So werden etwa Computer immer leistungsfähiger und sind dabei noch erschwinglich.“ Um das Potenzial der Technologie für mittelständische Betriebe aufzuzeigen, haben die IHK Lüneburg-Wolfsburg, die IHK Stade und die Leuphana Universität den Arbeitskreis „Maschinelles Lernen im Produktionsumfeld. Kurz und klar" ins Leben gerufen. „Dabei geht es etwa um die Frage, wie intelligent Maschinen sein können. Ziel ist dabei beispielsweise die Optimierung von Prozessen. Es geht um Energieeinsparung, Materialeinsatz und Lagerhaltung sowie die Produktionsgestaltung, also wo muss welche Maschine stehen? KI kann dabei eine gute Hilfe sein“, erklärt Petz.

KI-Veranstaltung an der Leuphana Universität

Wie sich maschinelles Lernen mehrwertbringend im eigenen Unternehmen anwenden lässt, ist auch Thema bei einer Präsenzveranstaltung am 15. November in der Leuphana Universität in Lüneburg. Dass die Technologie einen klaren Mehrwert bietet, davon ist Petz überzeugt: „KI ist ein wunderbares Werkzeug. Nachdem wir zunächst die körperliche Arbeit automatisiert haben, automatisieren wir nun Wissen.“
ys/mm

Quellen und weitere Informationen

Ähnliche Artikel

Responsible AI: Studie der Hamburger Wirtschaftsbehörde

Wie können kleine und mittlere Unternehmen künstliche Intelligenz mit Blick auf geplanten KI-Act der EU verantwortungsvoll einsetzen?

Hamburg Airport: EU fördert Wasserstoff-betriebene Luftfahrt

Hamburger Flughafen auf dem Weg zum Wasserstoff-Hub mit dem „Baltic Sea Region Project“. Das sind die Pläne

EDIH Hamburg: Europäische Initiative stärkt Wettbewerbsfähigkeit

Mit European Digital Innovation Hubs niedrigschwellig zur digitalen Transformation. In Hamburg haben sich dazu sechs Partner zusammengetan

Gescheiterte Innovationen: Die Top-5-Gründe für Fehlschläge

Der Transrapid, der Zeppelin oder auch Google Glass – sie alle konnten trotz enormer Innovationskraft nicht den Markt erobern. 5 reasons why
Die von uns eingesetzte Consent Management Plattform (https://app.usercentrics.eu/) konnte nicht geladen werden. Dies kann passieren, wenn AdBlocker diese URL fälschlicherweise blockieren. Einige Funktionen, wie z.B. Kartendarstellungen, Umkreissuchen oder Formulare, können so nicht verwendet werden. Um diese Funktionen benutzen zu können, deaktivieren Sie bitte Ihren AdBlocker oder erlauben Sie den Zugriff auf *.usercentrics.eu.