„Unter Umständen zählt jede Minute“, weiß Polizeidrohnenpilot Michael Scheib. „Gerade wenn wir von einem Katastrophen-Szenario ausgehen, ist die Lage unübersichtlich. Eine Nach-Alarmierung von Einsatzkräften aber kostet wertvolle Zeit. Mit dem Projekt DroneResponseNet wollen wir vor die Lage kommen und eine Risikoeinschätzung gleich mitliefern.“ Den Projektpartnern – der Polizeidirektion Lüneburg in der Metropolregion Hamburg, dem Würzburger Zentrum für Telematik sowie dem Wiener Anbieter für sicherheitskritische Informations- und Kommunikationssysteme Frequentis – geht es um die Digitalisierung der Einsatzkommunikation, um die richtigen Einsatzkräfte auf dem schnellsten und sichersten Weg zum Einsatzort zu dirigieren und die Arbeit vor Ort zu koordinieren.
„Peter, du hast die Bodenkontrolle?“ Daumen hoch von Dr. Peter Janotta vom Zentrum für Telematik. „Dann sind wir startklar. Achtung. Take off!“ Und mit einem satten Brummen startet die Drohne in den blauen Himmel und fliegt mit zunehmendem Tempo über die Elbe – autonom. Die Drohnensteuerung der Bodenkontrolle ist bei dieser Use-Case-Live-Demonstration nur für den Notfall gedacht. Das Szenario, das bei der Droneport Connect 2025 am 11. Juli auf dem HPA-Gelände auf dem Kleinen Grasbrook vorgestellt wird, könnte folgendermaßen aussehen: Ein Notruf erreicht die Rettungsleitstelle, der Anrufer wird lokalisiert und die Drohne, basierend auf den entsprechenden Geodaten, auf den Weg gebracht, um eine erste Lageeinschätzung zu liefern. Denn je schneller und detaillierter diese erfolgt, desto mehr Leben könnten im Ernstfall gerettet werden.
Koordinierung aller Einsatzkräfte

Drohnen bei der Kriminaltechnik
Doch Drohnen können auch nach einem Einsatz ausgesprochen hilfreich sein. Ist die Arbeit der Polizei, etwa bei einem schweren Verkehrsunfall mit Verletzten, weitgehend getan, ist die Kriminaltechnik am Zuge. Unterstützung bei Tatortdokumentation, 3D-Visualisierung oder Spurensicherung erhält das LKA Hamburg dabei seit 2019 durch Drohnen. „Es geht um die Erstellung von zeitnahen und maßstäblichen Tatort- und Unfallzeichnungen, die zur Rekonstruktion der Ereignisse beitragen und vor allem gerichtstauglich sind“, erklärt eine Hamburger Kriminaltechnikerin bei der Veranstaltung.

Verkehrsbeobachtung und Baustellendokumentation
Nicht alle Einsatzszenarien beim Droneport Connect 2025 drehen sich mehr oder weniger um Leben und Tod. So nutzt der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) Drohnen zur Sicherung der städtischen Infrastruktur. „Wir dokumentieren Baustellen, führen Verkehrsbeobachtungen durch oder untersuchen den Zustand von Bauwerken, wie beispielsweise Brücken“, so Jannis von Lüde, Projektleiter ‚Unmanned Traffic Management‘. Die acht LSBG-Drohnen liefern dazu hochauflösende und positionsgenaue Daten, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz analysiert werden.

Regulatorik schafft Geschäftsfeld
Mitja Wittersheim, Co-Founder von Beagle Systems, spielt einen Live-Flug einer der elf autonomen Langstrecken-Drohnen des Hamburger Unternehmens auf die große Videoleinwand des Droneport. Der Multicopter ist auf der Suche nach Methanlecks. „Dazu nutzen wir ein laserbasiertes Instrument“, so Wittersheim. Dieses spezielle Geschäftsfeld verdankt Beagle Systems der EU-Methanverordnung, die seit 2024 die regelmäßige und vollständige Untersuchung von Pipelines verlangt. So lässt sich dank Regulatorik tatsächlich Geld verdienen – während die umfassenden Regeln auf EU und Landesebene sonst der Branche eher zu schaffen machen.

Den Luftraum im Blick
Inzwischen tummeln sich immer mehr Drohnen im Luftraum – ob aus Privatvergnügen, zu Inspektionszwecken oder auf Grund offizieller (Notfall)einsätze. Doch das ‚erhöhte Flugaufkommen‘ birgt zunehmend die Gefahr von Kollisionen. „Ein Luftlagebild muss her“, erklärt Hauptmann Gernot Schlosser von der Bundeswehr. Entstanden ist im oberbayerischen Manching eine Plattform zu Erstellung von Drohnenflugplänen, für die sich Drohnen-Pilot:innen registrieren und sich mit Flugzeit und -Höhe anmelden – einfach und praktisch. Gemeinsam mit der HPA und dem Hamburger Senat soll der Ansatz nun weiterentwickelt werden. Geplant ist eine App, die neben Wetterinformationen auch ‚dynamische Daten‘ einbezieht. „Ein angemeldeter Flug über einem brachliegenden Acker klingt unproblematisch, hier ist keine Gefährdung von Menschen zu erwarten. Die Situation sieht ganz anders aus, wenn der Landwirt seinen Acker vermietet – und da plötzlich ein Rockkonzert stattfindet.“ Schließlich gelte bei jedem Drohnenflug: Sicherheit ist oberstes Gebot.
ys/kk
Quellen und weitere Informationen
Droneport
Die Eröffnung des Droneport durch Hamburg Port Authority (HPA), Polizei Hamburg und Hamburg Aviation im Juli 2024 war ein Meilenstein für die Entwicklung der Zukunftstechnologie am Standort. Der Leitstand im Hamburger Hafen gilt als europaweit erste Bodeninfrastruktur für unbemannte Luftfahrt und mobile Sensorik. Im Januar 2025 ist hier der erste Drohnenflug von Hamburg bis nach Neuwerk und damit der erste grenzüberschreitende Flug über drei Bundesländer erfolgreich realisiert worden. Mit dem Fach- und Netzwerkevent Droneport Connect 2025, ein Jahr nach der Eröffnung, wollen die Akteur:innen des Droneport die Branche weiter voranbringen und vernetzen.
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