Nun haben die beiden Konzerne eine Partnerschaft vereinbart, um die Technologie marktreif zu machen. Roman Kleindienst, Leiter des Bereichs Microoptics bei Zeiss, sagt: „Diese Partnerschaft ist ein Meilenstein für die Industrialisierung von Hologrammtechnologie – insbesondere für großflächige Anwendungen. Gemeinsam mit Tesa schaffen wir die Voraussetzungen, um holografische Innovationen zuverlässig, skalierbar und wirtschaftlich in den Markt zu bringen.“
Noch hat der Begriff Armaturenbrett einen festen Platz im Duden. Aber wie lange noch? Schon bald sollen die Messanzeigen für Tempo, Tankfüllstand und Co. verschwinden – dafür sollen transparente Displays in der Windschutzscheibe alle notwendigen Infos liefern. Ob Geschwindigkeit, Navigation oder Parkassistenz: Holografische Folien ermöglichen transparente Anzeigen im Sichtfeld, so dass mensch nicht mehr den Blick von der Straße abwenden muss. Die holografische Folientechnologie treiben nun die beiden Unternehmen Tesa und Zeiss voran. Tesa aus Norderstedt in der Metropolregion Hamburg ist spezialisiert auf Hochleistungs-Klebetechnologie, Zeiss aus dem thüringischen Jena bringt Expertise in Mikrooptiken mit.
„Meilenstein für die Industrialisierung von Hologrammtechnologie“

Ziel: Serienfertigung der holografischen Folien
Leuchtturmprojekt für die gemeinsame Arbeit ist die Windschutzscheibe. In das Glas integriert wird eine hauchdünne, transparente Folie, die die holografische Darstellung von Inhalten ermöglicht. Und zwar ohne die Transparenz des Glases zu beeinträchtigen. Falk Sluga, Pressesprecher bei Tesa: „Die Windschutzscheibe ist ein besonders anspruchsvolles Einsatzfeld, da sie strengen Sicherheits- und Qualitätsanforderungen der Automobilindustrie gerecht werden muss.“ Das Bauteil muss zum Beispiel Crashtests überstehen und UV-Licht abhalten: „Unsere Lösungen erfüllen die Anforderungen der Automobilindustrie und überzeugen durch höhere Helligkeit, Schärfe und Beständigkeit“, erklärt Falk Sluga. Nun geht es darum, die holografische Funktionalität im industriellen Maßstab in Glas zu integrieren, denn Ziel ist die Serienfertigung der Komponenten. Gemeinsam wolle man „neue technologische Maßstäbe“ setzen, erläutert Falk Sluga im Gespräch mit Hamburg News.
Sicherheit steigt, wenn Anzeigen im Display sichtbar sind
Aber Anzeigen auf Glas – gibt es so etwas nicht schon? Jein. Im Hamburger Hafen ist tatsächlich ein Schiff mit einem sogenannten Smart Window im Einsatz. Dafür hat die Hamburg Port Authority (HPA) mit einem Schiffsfensterbauer, der Fehrmann Tech Group, zusammengearbeitet. Die Frontscheibe eines Arbeitsschiffs wurde dafür ausgerüstet mit einer transparenten Folie mit Nano-Partikeln, die Bilder von Projektoren zeigen kann. Auch mit dieser Technologie bekommt die Schiffscrew Navigationsinformationen direkt ins Sichtfeld – ohne, dass die Sicht nach außen erschwert wird. Das Ergebnis ist ähnlich wie bei der Hologramm-Technologie. Nach Angaben von Tesa punkten holografische Folien jedoch, weil sie besonders platzsparend integriert werden können. Auch das Smart Window gilt als „hervorragender Erfolg“, sagt Marius Eschen von der HPA. Auch wenn es durchaus auch kritische Stimmen zu der Technologie gibt, zeigt sich Eschen überzeugt: „Unsere Auswertung zeigt, dass der Blick auf das Wasser um 250 Prozent steigt und sich so die Arbeitssicherheit deutlich erhöht.“ Solche Smart Windows gibt es im Hamburger Hafen auch in Kreuzfahrtterminals, wo sie Passagier:innen mit Informationen versorgen. Zudem soll künftig auch ein Leitstand für die Schiffskoordination mit der innovativen Technologie ausgestattet werden. Anwendungsfälle gibt es also ausreichend – nicht nur im Hamburger Hafen, sondern auch in der Luft- und Raumfahrt oder der Informationsvermittlung.

Tesa und Zeiss erwarten hohe Nachfrage
Und wie geht’s weiter mit den holografischen Folien bei Tesa und Zeiss? Im Moment wird hier daran gearbeitet, die holografische Folientechnologie zur Marktreife zu bringen. Über mangelnde Nachfrage machen sich die Teams bei Tesa und Zeiss keine Sorgen, sagt Pressesprecher Falk Sluga: „Es gibt bereits konkrete Anfragen von namhaften Kunden, die die Anwendungen bei sich einsetzen wollen.“
agu/mb/kk
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