Innovation

Tesa: Technische Revolution auf leisen Sohlen

2. März 2018
In Norderstedt befindet sich das Headquarter von tesa SE. Hier steht das Forschungs- und Technologiezentrum einer der größten deutschen Marken

Tesa steht in Deutschland vor allem für Tesafilm. Doch dass weit mehr hinter dem Unternehmen steckt, spürt man sofort, wenn man den neuen Hauptsitz der tesa SE in Norderstedt besucht. Hier – einen Steinwurf vom Hamburger Flughafen entfernt – vereint das Unternehmen alles unter einem Dach. Hier ist das Forschungs- und Technologiezentrum von tesa und hier befindet sich das Headquarter eines Unternehmens mit 51 Tochtergesellschaften und 8 Produktionsstandorten weltweit. Die Hamburg News haben sich dort umgeschaut.

Man spürt ihn sofort, den Geist von Aufgeschlossenheit und Internationalität. Eine lichtdurchflutete Halle empfängt den Besucher. Transparente Strukturen prägen den eindrucksvollen Gebäudekomplex. Ein offener Food Court ist Treffpunkt von Mitarbeitern, die auch den Fremden freundlich begrüßen. Mehr als tausend sind es und sie scheinen aus allen Teilen der Welt zu kommen. 

„Wenn es um die Entwicklung von Klebemassen und die dazu gehörende Beschichtungstechnologie geht, haben wir mehr als 120 Jahre Erfahrung,“ erklärt Gunnar von der Geest, Corporate Communications Manager von tesa. Er berichtet von über 7.000 Produkten und dem ersten technischen Klebeband zum Flicken von Fahrradreifen von 1896. Sein Entwickler war Dr. Oscart Tropowitz, einer der Gründerväter der heutigen Beiersdorf AG, zu der auch tesa gehört. 

„tesa hat einen Bekanntheitsgrad von 98 Prozent und zählt zu den stärksten Marken in Deutschland,“ so von der Geest: „Ein enormes Wachstumspotenzial liegt vor allem im industriellen Bereich. Unsere Zukunftsmärkte heißen Consumer Electronics, Elektromobilität, Bautechnik und Pharmazie.“

Im Smartphone-Markt an vorderster Front

Smartphone-Hersteller stehen unter einem enormen Innovationsdruck. Jede neue Gerätegeneration soll flacher, schärfer, schneller sein. Perfektion ist gefragt und Design bestimmt den Erfolg. Dazu kommt der Zwang zu kurzen Innovationszyklen und rationellen Fertigungsprozessen, die eine Massenproduktion erst möglich machen.

Was das mit tesa zu tun hat, wird deutlich, wenn man einen Blick ins Innere eines modernen Smartphones wirft. Da ist nichts mehr geschraubt, aber so gut wie alles geklebt. Zum Beispiel mit hauchdünnen Klebebändern, die meist mehrere Funktionen gleichzeitig erfüllen. „Die Rahmenverklebung eines Handys ist oft nur einen Millimeter breit und soll dennoch enormen Stößen standhalten,“ erklärt von der Geest. Das erreicht tesa durch genau abgestimmte Kleber und die enge Einbindung der Kunden aus der Consumer Electronics-Branche in den Entwicklungsprozess.

Elektromobilität als Innovationsmotor

Schon im konventionellen Automobilbau spielen moderne Klebetechniken eine immer größere Rolle. Kleben beschleunigt nicht nur ganz erheblich die Montage. Verklebungen sorgen auch für zuverlässige Verbindungen und sparen obendrein Gewicht. 

In der Welt der Elektromobilität wird die Klebetechnik eine noch viel höhere Bedeutung haben. Das liegt schon daran, dass hier vorwiegend Leichtbau-Werkstoffe eingesetzt werden, die dauerhaft miteinander verbunden werden müssen. Doch auch jetzt spielen hauchdünne Folien und Klebebänder bereits eine entscheidende Rolle in jedem E-Mobil.

„tesa Spezialfolien werden zum Beispiel in den Batterien eingesetzt, um die einzelnen Zellen zuverlässig voneinander zu isolieren,“ erklärt von der Geest die Technologie. Er weist auch auf ein patentiertes orangefarbenes Spezialband für Hybridfahrzeuge hin: „Es darf auch bei großer Hitze nicht verblassen und signalisiert ein Autoleben lang, dass dieses Kabel unter Strom steht und man sich in Lebensgefahr begibt, wenn es einfach durchtrennt wird.“

Kleben statt Bohren und Schrauben

Auch die Bauwirtschaft öffnet sich zunehmend neuen Verfahren und rationellen Montagetechniken. tesa sieht hier einen bedeutenden Zukunftsmarkt und entwickelt neuartige Lösungen, um die Zeit aufwendige konventionelle Befestigung durch Bohren und Schrauben durch moderne Verklebungen zu ersetzen. 

Ein Beispiel dafür sind die tesa ACXplus-Klebebänder. Sie werden zum Beispiel für die rationelle Befestigung von Fassadenplatten oder Solarzellen eingesetzt. Durch ihre elastischen und viskösen Eigenschaften können sie nicht nur Spannungen ausgleichen, sondern verbinden auch eine sehr hohe Klebkraft mit außerordentlicher Temperatur- und Witterungsbeständigkeit.

Faszinierend sind auch neue Montagetechniken für den Innenbereich. Dafür wurden bekannte tesa Produkte wie Powerbond und Powerstrips mit neuen Eigenschaften ausgestattet, die es ermöglichen Bilder aufzuhängen oder leichtere Gegenstände an der Wand zu befestigen, ohne dafür Löcher in Wände bohren zu müssen.

Relativ neu ist eine Wandbefestigung für Lasten im Kilobereich. Damit lässt sich auch auf wertvollen Badezimmer-Fließen so ziemlich alles aufhängen, ohne Löcher bohren zu müssen. Doch nicht nur das: Die Befestigungspunkte können jederzeit wieder entfernt werden, ohne dass irgendwelche Spuren zurück bleiben. Ideal für die schnelle Montage in Hotels oder reversible Befestigungen in Wohnungen mit häufig wechselnden Mietern.

Revolution in der Medizin

Im tesa-Werk Hamburg-Hausbruch hat das Unternehmen eine Reinraum-Produktion aufgebaut, die nach weltweiten Standards zur Herstellung von Arzneimitteln zertifiziert ist. Hier werden unter anderem neuartige Wirkstoffpflaster produziert, die einfach auf die Haut aufgeklebt werden, um die darin enthaltenen Wirkstoffe in einer genau definierten Dosierung über einen längeren Zeitraum abzugeben. 

Eine neue Entwicklung im Pharmabereich sind auch schnell lösliche orale Filme. Sie lösen sich auf der Zungen auf und setzen dabei Wirkstoffe frei. Mit seinem umfassenden Know-how im Bereich der Beschichtungstechnik will tesa auch diesen Zukunftsmarkt erschließen.

„Hugo Kirchberg, ein tesa-Mann der ersten Stunde, dachte schon 1936 daran, dass der von ihm entwickelte Tesafilm nur die Hälfte wert ist, wenn man nicht gleichzeitig eine praktische Applikationshilfe anbietet,“ erläutert von der Geest. Also tüftelte der Pionier an einem Abrollgerät und meldete es zum Patent an. An diesem Geist, möglichst nah an den Kunden und deren Wünschen zu sein und ständig an neuen Lösungen zu arbeiten, hat sich bis heute nichts geändert. „Die Überzeugung, dass die Selbstklebetechnologie unbegrenzte Möglichkeiten bietet, machte uns zu einem der weltweit größten Hersteller von Klebebändern,“ sagt der Kommunikationsmanager.

Der Umzug von tesa in einen 160 Millionen teuren Gebäudekomplex der kurzen Wege in Norderstedt hat den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens aus der Metropolregion Hamburg offensichtlich noch weiter beflügelt. So steigerte der Global Player 2017 den Umsatz nach eigenen Angaben organisch um 10,6 . Nominal stieg der tesa Umsatz von 1.146 Mio. Euro im Vorjahr um 9,7 auf 1.257 Mio. Ein Unternehmen ganz nach hanseatischer Tradition, das seiner Philosophie treu geblieben ist und sich seinen Innovationsgeist bewahrt hat. 
sw/kk

Quellen und weitere Informationen

Hintergrund

tesa gehört zu den weltweit führenden Herstellern von technischen Klebebändern und Klebesystemlösungen (mehr als 7.000 Produkte) für industrielle und professionelle Kunden sowie für Endverbraucher. 2001 ging tesa den Weg in die Eigenständigkeit – als 100-prozentige Tochtergesellschaft der Beiersdorf AG (zu deren Produkten NIVEA, Eucerin und la prairie gehören). Die tesa SE beschäftigt 4.150 Mitarbeiter.

 

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