Die Handelskammer Hamburg hat deshalb eine Studie beim Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut zu den außenwirtschaftlichen Verflechtungen Hamburgs in Auftrag gegeben und daraus ein Positionspapier zur Zukunft des Außenwirtschaftsstandorts Hamburg entwickelt, das drei Kernelemente betont. „Die Wirtschaft am Standort muss international wettbewerbsfähig, weltoffen, aber auch wehrhaft im Sinne der Handlungsfähigkeit zur Verteidigung offener Märkte und der multilateralen globalen Handelsordnung sowie zum Erhalt beziehungsweise zur Schaffung fairer globaler Wettbewerbsbedingungen sein.“ Um den Außenwirtschaftsort zukunftsfest aufzustellen, empfiehlt die Handelskammer eine weitere Diversifizierung von Hamburgs Handelsbeziehungen. Im vergangenen Jahr war China erneut der wichtigste Handelspartner – im Import gefolgt von den USA, im Export von Frankreich. „Doch andere Länder gewinnen zunehmend an Bedeutung“, betont Aust und nennt Regionen wie die Staaten Südamerikas oder Zentralasiens.
Hamburg ist traditionell stark international ausgerichtet. Aktuell sind etwa 19.000 Unternehmen am Außenhandel beteiligt, bei mehr als 8.500 Firmen liegt der Geschäftsschwerpunkt im weltweiten Handel. „Hamburg ist Deutschlands Außenhandelsstandort Nummer 1 und spielt eine entscheidende Rolle für den außenwirtschaftlichen Erfolg der ganzen Republik“, erklärte Professor Norbert Aust, Präses der Handelskammer Hamburg, bei der Vorstellung einer neuen Außenwirtschaftsstrategie Ende November. „Wir leben in unruhigen Zeiten – milde ausgedrückt“, so Aust. „Turbulente Zeiten erfordern eine Strategie, die aktuelle geopolitische Bedingungen stärker einbezieht.“
Handelskammer empfiehlt stärkere Diversifizierung
Delegationsreisen stärken internationale Beziehungen
Tatsächlich hat Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher als Präsident des Bundesrates im September 2023 die Republik Chile besucht. Im April bereiste er in gleicher Funktion Washington, San Francisco und Los Angeles. Es war der erste offizielle Besuch eines Bundesratspräsidenten in den Vereinigten Staaten seit 2004. Für die mitreisende Wirtschafts- und Wissenschaftsdelegation wurden Besuche bei Unternehmen und Forschungseinrichtungen organisiert mit Themenschwerpunkten wie Künstliche Intelligenz, Quantencomputing und Wasserstofftechnologie. Der Aufbau einer internationalen Wasserstoffwirtschaft sowie der Ausbau der Importinfrastruktur für grünen Wasserstoff standen wiederum bei einem Besuch Lateinamerikas im August 2022 im Fokus. So sind Delegationsreisen ein wichtiger Faktor, um Hamburgs Außenhandelsbeziehungen auf eine breitere Basis zu stellen, wobei Malte Heyne keineswegs China als Handelspartner verlieren will. „China ist mit Abstand der größte Außenhandelspartner des Hamburger Hafens. Ein ‚Decoupling‘, also eine Abwendung von China, ist aus Hamburger Sicht keine Option“, ist der Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg überzeugt.
Indien zunehmend interessant
Und tatsächlich ist China nach den USA die größte Volkswirtschaft der Welt. Doch Indien belegt inzwischen Platz 5 und mit der India Week Hamburg, die Ende November bereits zum zehnten Mal in Hamburg stattfand, sollen die hamburgisch-indischen Beziehungen weiter gestärkt werden. „Indien ist für Hamburg ein sehr wichtiger Wirtschaftspartner. Wir verzeichnen neue Rekordwerte im Warenhandel und Containerumschlag“, betonte Norbert Aust bei der Eröffnung der einwöchigen Veranstaltung. Hamburg exportiert hauptsächlich Flugzeuge nach Indien (90 Prozent), die am häufigsten aus Indien nach Hamburg importierte Ware ist mit 21 Prozent Bekleidung. Die Exporte von Hamburg nach Indien liegen seit 2020 über zwei Milliarden Euro, im vergangenen Jahr lagen sie bei 2,192 Milliarden Euro. Damit gehört Indien im Warenverkehr zu den wichtigsten Handelspartnern Hamburgs.
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