Mit Bienen und KI zum Geschäftsmodell

Einfach den Bienen zuhören und daraus Rückschlüsse auf ihre Gesundheit ziehen, das ist die Grundidee von Hivesound. Dazu haben Dr. Michelle Maurer, Julian Obrecht und Kevin Kraus ein KI-Tool entwickelt, das das Summen der Insekten analysiert und anhand der Schallfrequenzen erkennt, wie es dem Schwarm geht. Wird er bald ausschwärmen? Hat das Volk seine Königin verloren? Sind die Bienen wegen einer Infektion oder wegen Eindringlingen gestresst?

Das System erkennt Anomalien frühzeitig und bietet Imkern damit wertvolle Informationen. Und die bilden einen wachsenden Markt. „Weltweit haben Imkerei und Bienenzucht in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen. Die Gesamtzahl der gehaltenen Bienenvölker schätzte die FAO (Food an Agriculture Organization of the United Nations) für das Jahr 2021 auf rund 101,6 Millionen“, meldet das Statistische Bundesamt.

Vor allem aber sind Honigbienen als Bestäuberinsekten unverzichtbar – sowohl für die Lebensmittelproduktion als auch für den Erhalt der Biodiversität. Etwa 25 Prozent aller existierenden Honigbienenvölker werden in Europa bewirtschaftet. Doch ihre Gesundheit wird zunehmend bedroht. Der Einsatz von Pestiziden, die Verbreitung der Varroa-Milbe und die geänderten Rahmenbedingungen durch den Klimawandel setzen den Bienen zu. Die Digitalisierung der Imkerei ist somit ökonomisch als auch ökologisch ein wertvoller Ansatz.

„Das erste Hivesound-Produkt ist Queen@Home und dient als Proof-of-Concept für unsere Idee sowie für den Markteintritt“, erläutert EXII-Geschäftsführer Dr. Uve Samuels. Queen@Home kommt dabei zunächst ganz ohne spezielle Hardware aus. „Die Idee ist, ein Smartphone direkt unter den Stock zu halten und sofort zu wissen: Ist die Königin da oder nicht“. Die Anwendung laufe über eine App, die auch die digitale Verwaltung der Stöcke sowie die Dokumentation der KI-Analyse erlaube. „Ziel ist es, Queen@Home durch zusätzliche Sensorik wie Mikrofone im Stock zu einem durchgängigen Echtzeit-Monitoring auszubauen.“ Sensorik zum Messen von Parametern wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit, die als zusätzliche Indikatoren für genauere Vorhersagen dienen, sollen ebenfalls zum Einsatz kommen. „Und es geht darum, weitere Aspekte mittels KI-basierter Soundanalyse zu detektieren, wie Schwarmstimmung, aber auch Krankheiten, Hitzestress oder Pestizidbelastung“, so Samuels.

Als Vision nennt Samuels ein weltweites Biomonitoring. „Honigbienen tragen Stoffe aus der Umgebung ein und reagieren empfindlich auf Veränderungen in ihrer Umwelt, weshalb sie sich hervorragend als Biomonitoren eignen.“ Alle im Echtzeit-Monitoring und in manuellen Durchsichten erfassten Daten seien wertvolle Indikatoren für den Zustand der Umwelt. „Die Daten sollen öffentlich zugänglich gemacht werden (Open Data). Durch die Nutzung unseres Produktes können Imker:innen weltweit wichtige Beiträge leisten. Die KI-Modelle werden auf Basis der gesammelten Daten weiter optimiert. Es werden regionale Anomalien erkannt und Wissenschaftler:innen gewinnen wertvolle Erkenntnisse aus vielen unterschiedlichen Ökosystemen.“

Hivesound sei ein ideales Beispiel, wie sich mit Kreativität und einer Blue Ocean Strategie exponentielles Wachstum erzielen lasse, betont Samuels. „Voraussetzung ist die richtige Einstellung zu Entrepreneurship. In unserem Kopf glauben wir zu oft, dass die meisten Chancen für Gründungen hinter uns liegen. In der Realität ist das aber umgekehrt.“ Bestehende Märkte brechen weg, Lieferketten werden gesprengt und neue Technologien kommen auf den Markt. Diese Entwicklungen ließen sich mit dem richtigen „Mindset“ erkennen und nutzen. Und dabei sei gerade bisoziative Kreativität eine wesentliche Innovationsquelle, ist Samuels überzeugt: „Bei Bisoziativer Kreativität sucht man gezielt nach Ideen durch die Verknüpfung von zwei verschiedenen Bereichen. Genau dieser Weg wurde von Hivesound gewählt: „Bienen“ und „KI“.

Dieser Artikel ist in Kooperation mit Uve Samuels vom Exponential Innovation Institute entstanden.

ys/mm
 

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