Energiewende

Die (Energie-)Wende im Blick

19. Dezember 2023
Neue Serie: Hamburgs Branchen. Wie das Branchennetzwerk EEHH durch Netzwerkarbeit das Fachwissen bündelt und die Energiewende vorantreibt

Hamburg bekommt ein neues Klimaschutzgesetz. Die bisherigen, 2020 in Kraft getretenen Vorgaben, werden aktuell novelliert und sollen 2024 in Kraft treten. „Ziel der Novelle ist es, die gesetzlichen Klimaschutzziele Hamburgs an die aktuellen Entwicklungen anzupassen und aufzuzeigen, wie Hamburg seine CO2-Emissionen weiter reduzieren kann“, erklärt Astrid Dose, Prokuristin und stellvertretende Geschäftsleiterin der Erneuerbare Energien Hamburg Clusteragentur GmbH (EEHH). Zu den wichtigsten Punkten der Novelle zählen die Photovoltaikpflicht für Neubauten, Maßnahmen zur Gebäudekühlung, Parkplätze mit Solarmodulen auszustatten und den Ausbau von Solargründächern, also einer Kombination von Solaranlagen mit Gründächern, zu forcieren. Parallel dazu wird der öffentliche Nahverkehr grüner – buchstäblich. In einem vor zweieinhalb Jahren gestarteten Pilotprojekt des Stadtmöbelanbieters Wall und der Deutschen Wildtier Stiftung waren zwei Bushaltestellendächer begrünt worden, um den Nutzen für mehr Biodiversität im öffentlichen Raum wissenschaftlich zu untersuchen.

ÖPNV in Hamburg

Nun konnten 49 verschiedene Wildbienen- und Wespenarten nachgewiesen werden, darunter seltene und bedrohte Arten sowie eine Wespenart, die zuvor noch nie in der Hansestadt gesichtet wurde. Da der ökologische Mehrwert kleiner Gründächer auf Bushaltestellen in Großstädten bewiesen werden konnte, soll nun das Projekt ausgeweitet und 2024 weitere fünf Bushaltestellendächer begrünt werden.

Einen deutlich größeren Impact erhofft sich der rot-grüne Senat allerdings von seiner Ende November 2023 beschlossenen „Strategie Mobilitätswende“. Erklärtes Ziel: Bis 2030 sollen 80 Prozent aller Wege zu Fuß, mit dem Rad oder dem ÖPNV zurückgelegt werden. Dazu wurden zehn Handlungsfelder identifiziert – von einer digitaleren Mobilität über einen optimierten Wirtschaftsverkehr bis zu mehr Lebensqualität in der Innenstadt und in den Quartieren. Zudem soll die Neustrukturierung der Hamburger S-Bahn-Linien den ÖPNV schneller und zuverlässiger fahren lassen. „In der Mobilitätswende bewegt sich viel“, betont Dose.

Der Hamburger Hafen

Auch in die Zahl Hamburger Windkraftanlagen kommt Bewegung. Aktuell gibt es 68 Windkraftanlagen in Hamburg. „Neue Flächen wurden bereits in Harburg und Bergedorf ausgemacht, nun werden dafür Entwickler gesucht“, weiß Dose, betont aber auch die Problematik endlicher Flächen in einem Stadtstaat wie Hamburg. „So wurden auch weitere Hafenflächen geprüft, doch die Hürden sind im Hafengebiet aufgrund der Sicherheitsanforderungen der angesiedelten Unternehmen hoch.“ Dafür treibt die im Oktober 2023 gestartete Initiative Sustainable Energy Hub Hamburg die Ansiedlung von Unternehmen im Hamburger Hafen voran, die speziell im Bereich nachhaltiger Energieträger tätig sind. Umschlag, Herstellung, Distribution und Nutzung nachhaltiger Kraftstoffe und Energieträger, wie etwa Wasserstoff und Wasserstoffderivate, gelten als Wachstumsmarkt und bieten Hamburgs Hafen somit große wirtschaftliche Chancen.

Wasserstofftechnologie

Die Zukunftstechnologie Wasserstoff wird auch am Hamburger Flughafen erneut in den Fokus genommen. Als erster Flughafen in Deutschland tritt Hamburg Airport dem internationalen Netzwerk künftiger Wasserstoff Hubs bei. Das Ziel des weltweiten Netzwerks „Hydrogen Hub at Airports“ ist es, gemeinsam mit dem Flugzeughersteller Airbus, weiteren Flughäfen, Airlines sowie Unternehmen aus dem Energiesektor, eine zuverlässige Infrastruktur für die Nutzung von Wasserstoff in der Luftfahrt aufzubauen.

Fortschrittliche Technologien für die Wasserstoff- und Brennstoffzellenindustrie stehen bei der Hydrogen Technology Expo Europe im Fokus. Mehr als 15.000 Teilnehmer:innen und über 650 ausstellende Unternehmen werden Ende Oktober 2024 in den Hamburger Messehallen erwartet. Die Veranstaltung soll Vertreter:innen der gesamten internationalen Wasserstoff-Wertschöpfungskette zusammenbringen, um die Entwicklung von Lösungen und Innovationen für die kohlenstoffarme Wasserstoffproduktion, die effiziente Speicherung und Verteilung sowie Anwendungen in einer Vielzahl von stationären und mobilen Anwendungen zu diskutieren.

Karine Guenan, Christian Kunsch, Nicole Dreyer-Langlet und Michael Eggenschwiler

Messen, Kongresse und Auszeichnungen

Mehr als 300 Speaker:innen werden das Konferenzprogramm bestreiten – darunter auch die EEHH. „Das ist eine für die Branche und den Messestandort Hamburg bedeutende Messe. Internationale Akteur:innen werden die aktuellen Themen rund um die Wasserstofftechnologie diskutieren und damit das Thema voranbringen“, ist Dose überzeugt. Parallel zur Hydrogen Technology Expo Europe findet ebenfalls in Hamburg die Carbon Capture Technology Expo Europe statt, die weltweit erste internationale Veranstaltungsplattform, auf der die Möglichkeiten von Carbon Capture and Storage (CCS), bei der Erreichung der globalen CO2-Emissionsziele diskutiert wird.

Bereits am 25. April 2024 veranstaltet die EEHH erneut die Konferenz „Energiesysteme im Wandel – Gas, Strom, Verkehr, Wärme“. „Hier werden die technischen Fundamente behandelt, die hinter der Energiewende stehen. 2023 kamen rund 100 Expert:innen aus dem Feld Netzinfrastruktur zusammen und haben über Themen wie den Netzausbau oder Digitalisierung gesprochen“, so Dose. Der integrierte und sektorübergreifende Ansatz ist für eine erfolgreiche Energiewende von zentraler Bedeutung; die Fachkonferenz 2024 wird aktuelle Chancen und Herausforderungen beleuchten.

Astrid Dose, Prokuristin und stellvertretende Geschäftsleiterin der EEHH

German Renewables Award

Und natürlich wird es auch 2024 wieder den German Renewables Award geben, versichert Dose. Inzwischen zum 13. Mal werden im November Unternehmen, Universitäten und einzelne Personen für herausragende Leistungen in der Entwicklung erneuerbarer Energien ausgezeichnet. „Der Award wird in sechs Kategorien verliehen: Medienarbeit, Produktinnovation des Jahres, Projekt des Jahres, Wasserstoffinnovation des Jahres, Studierendenarbeit des Jahres sowie Lebenswerk“, erklärt Dose. 2023 ging der German Renewables Award in der Kategorie Lebenswerk postum an Professor Werner Beba. Der im Februar 2023 verstorbene Gründer und langjährige Leiter des Competence Center für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (CC4E) der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg engagierte sich in vielfältiger Hinsicht für die Energiewende – auch als Vorstandsmitglied der EEHH.
ys/mm/sb

Verleihung des German Renewables Award 2023

Quellen und weitere Informationen

Über die Erneuerbare Energien Hamburg Clusteragentur GmbH (EEHH)

Gegründet 2010 von der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Verein zur Förderung des Clusters der Erneuerbaren Energien Hamburg – beide halten 51 Prozent bzw. 49 Prozent – bündelt die EEHH die Kompetenzen von aktuell rund 260 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Institutionen aus Segmenten wie Finanzierung, Forschung, Produktion, Projektentwicklung oder Rechtsberatung.

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