„Innovationen sind der Schlüssel für unsere Zukunft“, erklärt Verena Pausder, Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands. „Startups bringen Tempo, Kreativität und Mut mit, etablierte Unternehmen Ressourcen, Erfahrung und den Zugang zu Märkten.“ Eine Win-Win-Situation. Fast alle befragten etablierten Unternehmen (90 Prozent) sehen deshalb in Startups wichtige Innovationspartner. Doch nur 11 Prozent der Startups nehmen eine hohe Bereitschaft zur Kooperation wahr. Es hakt offenbar auf beiden Seiten. 59 Prozent der befragten Startups bemängeln bei der Zusammenarbeit mit traditionellen Akteuren langsame Prozesse und fast die Hälfte (49 Prozent) kritisiert eine mangelnde Risikobereitschaft der Etablierten. Diesen wiederum fehle bei einer Kooperation mit Startups Erfahrung (41 Prozent), ebenso sei ihnen die Unsicherheit zu groß sei (35 Prozent).
Innovationen werden für Unternehmen immer wichtiger. Deutschland falle hier zunehmend zurück - unter anderem weil die etablierte Wirtschaft zögere, ihr Potenzial, insbesondere bei digitalen Geschäftsmodellen, zu heben. Ein Report des Startup-Verbands und des Beratungsunternehmens Accenture kommt zu diesem Schluss und zeigt, wie Kooperationen zwischen Startups und etablierter Wirtschaft Innovationen beschleunigen und den Standort stärken könnten – und wo es noch Handlungsbedarf gibt. Dafür wurden im ersten Quartal 2025 über 500 Startups und etablierte Unternehmen befragt.
Hier hakt's bei potenziellen Kooperationen
Mehrwert und schnelle Ergebnisse
Etablierte Unternehmen suchten in der aktuell angespannten Wirtschaftslage zudem sehr konkreten Mehrwert. „Vision allein reicht nicht. Greifbare Ergebnisse sind entscheidend, damit Unternehmen bereit sind, ins Risiko zu gehen“, so Sebastian Günther, Innovation Lead bei Accenture. Und die Wirtschaftsflaute erhöhe den Druck. Deutschland hinke bei Zukunftstechnologien hinterher – und die wirtschaftliche Kluft zwischen den USA und Deutschland werde immer größer, so der Startup-Verband. Während das reale Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt Deutschlands in den vergangenen zehn Jahren um vier Prozent gestiegen sei, legten die USA um 17 Prozent zu. Ein Trend, der sich noch beschleunigen könne, weil die USA inzwischen zehnmal so viel in KI investiere wie Europa. Drei von vier der befragten Scaleups (Startups mit mindestens 25 Mitarbeitenden) berichten demnach, dass in der Zusammenarbeit mit der etablierten Wirtschaft schnelle Ergebnisse immer wichtiger werden. Angestrebt würden bei Kooperationen vor allem die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen (57 Prozent) sowie der Zugang zu neuen Technologien (47 Prozent).
Herausforderung: Matching mit passendem Partner
Eine große Herausforderung sei auch, den richtigen Kooperationspartner zu finden. Sechs von zehn etablierten Unternehmen falle dies schwer, obwohl Deutschland mit rund 23.000 jungen Wachstumsunternehmen gut bestückt sei. Drei Viertel setze deswegen beim Matching auf externe Vermittler. Am wichtigsten (80 Prozent) sei jedoch der persönliche Kontakt auf Konferenzen und Veranstaltungen. „Wenn sich die richtigen Partner finden und gut zusammenarbeiten, lassen sich die größten Herausforderungen anpacken“, ist Pausder überzeugt. Trete man aber weiter auf der Stelle, werde die Wettbewerbsfähigkeit verspielt.
Kooperation durch Venture Clienting
„Die Zusammenarbeit zwischen Startups und Etablierten war nie so wichtig wie heute“, betont Günther. „Gerade jetzt braucht es den Mut, in Innovation zu investieren.“ Kooperationen müssten neu gedacht werden: zielgerichteter, mit klaren und messbaren Erfolgskriterien und einem Fokus auf Skalierung, so Günther.
Eine Möglichkeit der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Startups ist zum Beispiel Venture Clienting. Das Modell ermöglicht Unternehmen, frühzeitig Kunde von Startups zu werden. Für Unternehmen ist das ein schneller und effektiver Weg, um Herausforderungen mit Spitzentechnologie zu lösen. Startups profitieren von einer Marktvalidierung und Referenzkund:innen, während etablierte Unternehmen frühzeitig Zugang zu Innovationen erhalten.
In Hamburg verbindet etwa der Digital Hub Logistics & Commerce Unternehmen, Investor:innen, Startups, Forschung und Bildung, um Innovationen in den Bereichen Logistik, Handel und Lieferketten voranzutreiben, wobei Venture Clienting zu den Dienstleistungen gehört. Auch Scaleup Hamburg hilft KMUs bei der Bewältigung von Herausforderungen, indem es sie mit innovativen Startups zusammenbringt.
mm/kk
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