Ein Beispiel ist „GATE – Green Aviation Technologies“. Die Fördermaßnahme der IFB Hamburg ist im Dezember 2021 gestartet und unterstützt gezielt Luftfahrtprojekte kleiner und mittlerer Unternehmen, die sich das Thema ‚Nachhaltiges Fliegen‘ zum Ziel gesetzt haben. Die mit einem Fördervolumen von insgesamt vier Millionen Euro ausstatteten Projekte sind in Bereichen angesiedelt, wie nachhaltige Flugzeugsysteme und Produktion, Entwicklung von leichten, modularen Flugzeugkabinen, Ansätze für einen nachhaltigen Flugzeugbetrieb oder der Weiterentwicklung und Vernetzung von wasserstoffbezogenen Forschungsinfrastrukturen für Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge. Darunter ist auch das Projekt Faircraft, das einen neuen, umweltbewussten Ansatz beim Gestalten von Kabineninnenräumen verfolgt. Hier sollen Materialien zum Einsatz kommen, die nicht nur recycelbar, sondern auch leichter sind. Schließlich bedeutet ein geringeres Gewicht in der Luftfahrt automatisch weniger Treibstoffverbrauch und somit eine Reduktion von Emissionen.
Rund 11,1 Millionen Fluggäste hat der Hamburger Flughafen im vergangenen Jahr begrüßt. Damit hat sich das Passagieraufkommen innerhalb eines mehr als verdoppelt. Im Pandemiejahr 2021 waren es 5,3 Millionen Reisende. Doch trotz dieser positiven Entwicklung bewegen sich die Passagierzahlen noch rund 36 Prozent unter Vor-Corona-Niveau (2019). Die Hauptkennzahlen des Luftfahrtstandorts Hamburg hingegen haben sich nicht verändert: Mit dem Flughafen Hamburg, Airbus und Lufthansa Technik verfügt die Stadt über drei Ankerunternehmen. Und mehr als 300 weitere Unternehmen, mit insgesamt über 40.000 Mitarbeiter:innen, sind in der Branche tätig. Die Transformation hin zu einer CO2-neutralen und nachhaltigen Luftfahrt wiederum hat auch während der Pandemie weiter an Schub gewonnen.
GATE und das Projekt Faircraft
Reallabor für Wasserstofftechnologie
Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum grünen Fliegen ist das Hydrogen Aviation Lab. In Hamburgs neuem Reallabor soll die Anwendung von Wasserstofftechnologie in der Luftfahrt erprobt werden. Dazu erhält ein umgestalteter Airbus A320 ein zweites Leben im Dienst der Wissenschaft. Schließlich ist der Einsatz von Wasserstoff anspruchsvoll und erfordert eine neue Infrastruktur am Boden. Kommt etwa Wasserstoff statt Kerosin in den Tank, muss das Gas verflüssigt werden – und dazu auf minus 252 Grad Celsius heruntergekühlt werden. Für das Gemeinschaftsprojekt haben sich Lufthansa Technik, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL) sowie der Hamburg Airport zusammengeschlossen. Ziel ist es, künftig gemeinsam umfangreiche Wartungs- und Bodenprozesse in Verbindung mit der Wasserstofftechnologie zu konzipieren und erproben. „GATE und Hydrogen Aviation Lab sind geradezu sinnbildlich dafür, wie viel man mit einer engen Kooperation zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und der Politik erreichen kann. Da sind wir in Hamburg extrem gut aufgestellt“, betont Angus Baigent vom Cluster Hamburg Aviation.
Hamburg Aviation Nachwuchspreis
Zum Umgang mit Flüssigwasserstoff in der Bodenabfertigung forscht auch einer der Preisträger des Hamburg Aviation Nachwuchspreises, der im Herbst 2022 zum 10. Mal im Rahmen des 63. Hamburg Aviation Forums vergeben wurde. Jonas Mangold von der Universität Stuttgart erzielte den ersten Platz in der Sonderkategorie „Grünes Fliegen“. Das betreuende Unternehmen war das DLR. Voraussetzung zur Teilnahme am Hamburg Aviation Nachwuchspreis ist, dass entweder das betreuende Unternehmen oder die Hochschule in der Metropolregion Hamburg ansässig sind. Ebenfalls in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt entwickelte Daniel Braune-Krickau von der Technischen Universität Hamburg eine Reichweitenanalyse elektrisch-betriebener Flugzeuge. „Der Aufbruch Richtung nachhaltige Luftfahrt war auch beim Nachwuchspreis 2022 deutlich zu sehen“, freut sich Baigent und ergänzt: „Nachwuchsgewinnung ist ein akutes Thema in der Luftfahrt. Wie anderswo auch haben es Unternehmen momentan schwerer als üblich, geeignete Kandidaten zu finden." Tatsächlich gibt es allein bei Lufthansa Technik zurzeit knapp 170 offene Stellen.
Luftfahrtjahr 2023
Und was erwartet uns im Luftfahrtjahr 2023? Vor allem der Juni hat es in sich. Am 6. Juni 2023 werden die Crystal Cabin Awards im Börsensaal der Handelskammer Hamburg verliehen. Seit kurzem steht die Shortlist fest. In acht Kategorien werden Innovationen für die Flugzeugkabine oder den Passagierkomfort prämiert. Der im Rahmen der Aircraft Interiors Expo (AIX, 6. bis 8. Juni) vergebene Preis zählt zu den wichtigsten Auszeichnungen der Luftfahrtindustrie. „Hamburg ist im Bereich der Kabinenausstattung ein internationales Kompetenzzentrum. Deshalb ist unsere Stadt besonders geeignet, die weltweit führende Flugzeugkabinenmesse auszurichten“, erläutert Baigent. Erwartet werden über 600 Aussteller:innen, die einen Ausblick auf die Zukunft des Fliegens bieten. „Inklusive Ideen, die so bahnbrechend sind, dass sie es vermutlich nie tatsächlich bis in den Linienbetrieb schaffen, aber trotzdem spätere Konzepte beeinflussen werden.“
Nur zwei Wochen später, vom 19. bis 25. Juni 2023, findet die Pariser Air Show statt, eine der wichtigsten Luftfahrtmessen weltweit, wie Baigent betont. „Wir organisieren mit unseren Partnern die Präsenz der Metropolregion Hamburg und freuen uns auf eine starke Beteiligung von Firmen aus Hamburg und Umgebung. Die letzte Ausgabe der Paris Air Show musste pandemiebedingt abgesagt werden, deshalb freuen wir uns umso mehr auf das Event in 2023.“
ys/sb
Lesen Sie dazu auch unsere bisherigen Serienteile:
So stärkt der Wirtschaftsstandort Hamburg seine Resilienz
Teil 1: Wohin steuert der Medienstandort Hamburg?
Teil 2: Energiekrise: Beschleuniger für erneuerbare Energien?
Teil 3: Hamburger Hafen: Logistikdrehscheibe und Reallabor für Innovationen
Teil 4: Tourismus in Hamburg auf starkem Erholungskurs
Teil 5: Kreativwirtschaft in Hamburg setzt auf Cross-Innovation-Ansätze
Quellen und weitere Informationen
Hamburg Aviation
Hamburg Aviation ist das Luftfahrtcluster der Metropolregion Hamburg. Der Verbund aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik hat es sich zum Ziel gesetzt, alle Akteur:innen der Branche zu vernetzen, die Fachkräfteentwicklung zu unterstützen, den Wissenstransfer auszubauen und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern. Zu den Akteur:innen gehören neben den drei Ankerunternehmen – Airbus, Lufthansa Technik und Flughafen Hamburg – mehr als 300 weitere Unternehmen mit insgesamt über 40.000 Mitarbeiter:innen. Gemeinsam decken sie den gesamten Lebenszyklus eines Flugzeugs und die komplette Wertschöpfungskette der Luftfahrt ab.