Für Hamburg ist der Bereich Offshore-Windenergie von Bedeutung. Offshore-Projekte wie beispielsweise Arkona, Dan Tysk, Global Tech I, Gode Wind I bis III und Sandbank wurden von Hamburg aus gesteuert und entwickelt. Insgesamt wurde hier die Vorarbeit für etwa 65 Prozent aller deutschen Offshore-Projekte geleistet. In der deutschen Nord- und Ostsee stehen aktuell 28 Offshore-Windparks. Aber auch innerhalb Hamburgs finden sich Windräder. So stehen etwa fünf Windkraftanlagen im Forschungswindpark des Competence Centers für Erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E) der HAW Hamburg. In Kooperation mit dem städtischen Energieversorger Hamburger Energiewerke wird hier im Realbetrieb etwa zu Fragen der effizienten Windenergieerzeugung, Lebensdauer und einem optimiertem Anlagenbetrieb geforscht, aber auch zur effektiven Netzintegration, gerade vor dem Hintergrund fluktuierenden Windstroms. Die Hamburger Energiewerke betreiben zudem Windenergieanlagen auf dem Gelände des Aluminiumherstellers Trimet in Altenwerder sowie auf dem Stahlwerksgelände von ArcelorMittal in Waltershof. „Der Betrieb von Hafenwindparks ist besonders anspruchsvoll“, hebt Dose hervor. „Hier sind zusätzlich zu den herkömmlichen Regularien noch besondere Sicherheitsanforderungen und die Brandschutzbestimmungen des Hafens zu beachten.“
Die Energiekrise hat zu vielfältigen Einsparbemühungen in Industrie und Privathaushalten geführt. Eine gute Nachricht für die Umwelt – und auch für die Entwicklung der erneuerbaren Energien? „Durchaus“, antwortet Astrid Dose, Prokuristin und stellvertretende Geschäftsleiterin der Erneuerbare Energien Hamburg Clusteragentur GmbH (EEHH). „Das ist zwar ein trauriger Grund, aber einer, der zu einer freudigen Entwicklung geführt hat. Wir sehen eine deutliche Dynamik, etwa, was den Ausbau der Solar- und Windenergie betrifft.“ Speziell der Ausbau der Offshore-Windenergie werde aktuell beschleunigt. So hat der Bundesrat im Juli die Änderung des Windenergie-auf-See-Gesetz gebilligt, um mit umfassenden Maßnahmen, wie einer Vereinfachung und Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren, die Leistung von Offshore-Windenergie-Anlagen bis zum Jahr 2030 auf mindestens 30 Gigawatt und bis 2035 auf mindestens 40 Gigawatt zu erhöhen.
Forschung zur Windenergie im Realbetrieb
Hamburg als europäische Drehschreibe für grünen Wasserstoff
Mit der Standortentscheidung für Deutschlands ersten Importterminal für grünen Ammoniak ist der Hamburger Hafen gar in einen bundesweiten Fokus gerückt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sprach bei der Bekanntgabe des Vorhabens am 17. Oktober von einer Wegmarke für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland und einem starken Signal für den gesamten Wasserstoffmarkt in Deutschland und Europa. Der Terminal soll für den Import von grünem Ammoniak aus Saudi-Arabien zur Verfügung stehen. Ammoniak gilt als idealer Wasserstoffspeicher, da es schon bei -33 Grad Celsius verflüssigt. Wasserstoff hingegen braucht eine Temperatur von -253 Grad Celsius. In Hamburg erfolgt nach der Anlieferung die Umwandlung in reinen Wasserstoff und die Verteilung an die Endabnehmer. Tatsächlich hat sich Hamburg zum Ziel gesetzt, bis 2030 zur europäischen Drehschreibe für grünen Wasserstoff zu werden – so sieht es die Anfang März vorgestellte Wasserstoff-Importstrategie der Behörde für Wirtschaft und Innovation (BWI) vor.
Neue Kooperationen dank Cluster-Erweiterung
Auch durch die Erweiterung des EEHH um das Schwerpunktthema Wasserstoff soll der Aufbau einer wettbewerbsfähigen grünen Wasserstoffwirtschaft weiter vorangetrieben werden. Das neue Wasserstoff-Cluster bringt Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Stadt zusammen und eröffnet so neue Kooperationsmöglichkeiten. „Durch die Umstrukturierung im Februar haben wir 60 Unternehmen aus dem Bereich Wasserstoff hinzugewonnen und sind nun auf knapp 240 Mitglieder angewachsen. Zudem eröffnet der neue Schwerpunkt weitere Ansätze zur clusterübergreifenden Zusammenarbeit“, betont Dose. So werde etwa in den Clustern Maritimes, Logistik und Luftfahrt der Einsatz von Wasserstoff getestet sowie Wasserstoffforschung betrieben.
Exzellente Klimaforschung
Überhaupt ist Forschung ein wesentlicher Aspekt, betont Dose. „Gute Klimaforschung ist die Grundlage unserer Arbeit, und da ist Hamburg sehr gut aufgestellt.“ Tatsächlich wird etwa Grundlagenforschung am DESY betrieben. An der Universität Hamburg findet Klimaforschung sogar im Rahmen des Exzellenzclusters Climate, Climatic Change, and Society statt, und Klaus Hasselmann, Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie, erhielt 2021 den Nobelpreis für seine physikalischen Modelle zum Erdklima. Das EEHH wiederum honoriert herausragende Innovationen im Feld erneuerbare Energien jedes Jahr mit der Vergabe des German Renewables Award. „Im kommenden Jahr werden wir unseren Branchenpreis in sechs Kategorien bereits zum 12. Mal vergeben“, freut sich Dose. Hamburg werde sich 2023 auf verschiedenen nationalen wie internationalen Messen präsentieren – etwa auf dem International Partnering Forum (IPF) des Business Network for Offshore Wind vom 28. bis 30. März 2023 in Baltimore, USA, der E-world energy & water vom 23. bis 25. Mai 2023 in Essen oder der Husum Wind vom 12. bis 15. September 2023.
ys/mm
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Erneuerbare Energien Hamburg Clusteragentur GmbH (EEHH)
Gegründet 2010 von der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Verein zur Förderung des Clusters der Erneuerbaren Energien Hamburg – beide halten 51 bzw. 49 Prozent – bündelt das EEHH die Kompetenzen von aktuell knapp 240 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Institutionen aus Segmenten wie Finanzierung, Forschung, Produktion, Projektentwicklung und Rechtsberatung.