Metropolregion Hamburg

Foodactive: Heute die Ernährung von morgen gestalten

26. März 2024
Novel Food, KI oder Robotik – Hamburgs Food-Netzwerk bringt relevante Akteur:innen zusammen. Teil 6 unserer Serie über Hamburgs Branchen

Wie lassen sich angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung genügend Lebensmittel für alle Menschen produzieren – und zwar idealerweise nachhaltig und klimafreundlich? Aktuell leben rund 8,06 Milliarden Menschen auf der Welt, Prognosen gehen von 10,35 Milliarden Menschen im Jahr 2100 aus. „Um die Menschheit in Zukunft ernähren zu können, ist eine zukunftsfähig aufgestellte Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion unerlässlich, ergänzt durch neuartige Lebensmittel, sogenanntes Novel Food“, sagt Dr. Annika B. Schröder, Geschäftsführerin von Foodactive e. V., einem Netzwerk der Foodbranche in der Metropolregion Hamburg mit rund 150 Mitgliedern.

KI und Robotik in Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

„Ein Ansatz, um die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion zu sichern, kann sicherlich der Einsatz von KI und Robotik sein“, so Schröder. Dieser wurde im November 2023 beim jährlichen Foodactive-Format ‚Think Tank Food‘ thematisiert. „Wir hatten Block Foods zu Gast, die uns ihr innovatives Weidemanagement – die Block Gruppe unterhält ein eigenes regionales Rinderaufzuchtprogramm – sowie robotergestützte Logistik und Supply Chain erläutert haben. Das Team von Good Bytz zeigte uns die Möglichkeiten ihrer Küchenroboter in der Produktion und Gastronomie auf.“ Robotik in der Gastronomie gilt als Lösungsansatz für den akuten Fachkräftemangel in der Branche und tatsächlich beteiligt sich die Block Gruppe gemeinsam mit Oyster Bay Venture Capital mit einer Investition in der Höhe von 12 Millionen Euro an dem Foodtech-Startup. Der KI-Einsatz sei jedoch für die gesamte Wertschöpfungskette in der Lebensmittelbranche interessant, betont Schröder: „Die Ansätze reichen von der automatisierten Landwirtschaft über die Logistik und Organisation der Rohware bis in die Produktion und Verpackung.“ 

‚Think Tank Food‘ zum Thema KI und Robotik

Herausforderungen gemeinsam meistern

Veranstaltungen wie der ‚Think Tank Food‘ seien wichtige Möglichkeiten zur Vernetzung, erklärt die Foodactive-Geschäftsführerin. Und das ist schließlich eins der wesentlichen Ziele des Vereins, der 2023 sein 10-jähriges Jubiläum feierte. „Wir wollen die verschiedenen Akteur:innen der Branche einerseits untereinander vernetzen und ihnen damit ermöglichen, Herausforderungen gemeinsam anzugehen und voneinander zu lernen.“ Andererseits bringe Foodactive seine Mitglieder zu speziellen Fragestellungen mit Expert:innen zusammen, wie etwa dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. „Das gilt bislang zwar nur für Großunternehmen, wird in Zukunft aber die gesamte Branche betreffen. Also versuchen wir Hilfestellung für die operative Umsetzung zu bieten.“ 

Dr. Annika Schröder, Geschäftsführerin von Foodactive e. V.

Hamburgs neuestes Wirtschaftscluster

Auf eine bessere Vernetzung zielt auch das neue Food Cluster ab, das der Hamburger Senat beschlossen hat. An der sich gerade in Gründung befindlichen Food Cluster Hamburg GmbH ist Foodactive mit 44 Prozent beteiligt. „Das neue Wirtschaftscluster soll eine größere Sichtbarkeit auf europäischer Ebene ermöglichen, die Foodbranche am Standort stärken und Innovationen voranbringen“, erläutert Schröder. Zudem soll das Cluster die Rahmenbedingungen für die 4.500 Betriebe mit etwa 123.000 Beschäftigen am Standort verbessern. Im Fokus stehen dabei Themen wie Wissenstransfer, Nachhaltigkeit oder Innovation. „Hamburg, mit seiner Historie als Handelsplatz für Tee, Gewürze oder Trockenfrüchte, ist traditionell ein attraktiver Food-Standort. In den letzten Jahren hat sich zudem eine sehr lebendige Startup-Szene entwickelt, mit vielen innovativen Ansätzen und einer großen Expertise.“ Insgesamt sei die Lebensmittelbranche ausgesprochen zukunftsorientiert aufgestellt, betont Schröder und nennt als Beispiel die Kreislaufwirtschaft. „Immer mehr Unternehmen beschäftigen sich mit der sinnvollen Verwertung von Reststoffen.“ 

Fischbällchen von Bluu Seafood

Neuartigen Lebensmitteln den Weg ebnen

Novel Food, bzw. die Regulierungen oder Umsetzungsmöglichkeiten neuartiger Lebensmittel, ist ein weiteres Thema, das bei Foodactive auf der Agenda steht. Als Beispiel nennt Schröder Bluu Seafood. Das aus dem Fraunhofer IMTE hervorgegangene Food-Biotech-Startup hat sich auf die Kultivierung von Fischzellen in einem Bioreaktor spezialisiert. „Bluu Seafood ist inzwischen in die ehemalige Marzipanfabrik in Hamburg-Altona eingezogen und hat dort ideale Möglichkeiten zu wachsen, damit auch irgendwann in der EU die neuartigen Lebensmittel schneller zugelassen werden. Wir müssen dafür sorgen, dass eine Zulassung für Novel-Food-Produkte schneller erfolgt“, betont Schröder. Denn aktuell wird zwar die Lebensmittel-Innovation in Hamburg entwickelt und auch durch den Innovationsstarter Fonds Hamburg unterstützt, die zellbasierten Fischstäbchen kommen jedoch auf absehbare Zukunft eher in den USA oder in Singapur auf den Tisch. 

Foodstandort Hamburg

Dennoch sieht Schröder Hamburg als Standort für Gründer:innen gut aufgestellt. „Hamburg ist in der Lebensmittelbranche breit aufgestellt und es gibt viele etablierte Unternehmen, wissenschaftliche Institute und Forschungseinrichtungen, Startups und weitere Akteur:innen entlang der Wertschöpfungskette. Daraus ergeben sich vielfältige Möglichkeiten der Zusammenarbeit.“ Und für die nötige Vernetzung sorgt Foodactive.
ys/sb

Lesen Sie auch die weiteren Teile unserer Branchen-Serie:

Teil 1: Die (Energie-)Wende im Blick

Teil 2: Luftfahrt auf grünem Kurs

Teil 3: Kreativbranche 2024: Nachhaltigkeit und Creative AI im Fokus

Teil 4: So stellt sich der Logistikstandort Hamburg zukunftssicher auf

Teil 5: Cluster Life Science Nord: Geschäftsführer:in gesucht

Quellen und weitere Informationen

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