Honold bringt für diese Aufgabe gute Einblicke in das Cluster mit. Die 54-Jährige ist bereits seit fast 12 Jahren bei der Life Science Nord Management GmbH (LSN) tätig, davon seit rund vier Jahren als Director Finance. In ihrer zusätzlichen und temporär übernommenen Rolle sieht sie sich vor allem als Vermittlerin. „Es macht mich stolz und glücklich, wie wir uns über die Jahre als Team entwickelt haben und uns gemeinsam auch bei kräftigem Gegenwind nicht von unserem Weg haben abbringen lassen. So konnten wir unsere Rolle als Bindeglied, Vermittler und Vernetzer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik in gleich drei Branchen – Medizintechnik, Biotechnologie und Digital Health – mit unerschütterlichem Engagement und hoher Kompetenz ausfüllen.“
Die jüngsten Zahlen zur Wirtschaftskraft des Clusters Life Science Nord (LSN) belegen eine positive Entwicklung, die Zahl der Mitglieder steigt und es steht das 20-jährige Jubiläum an – nicht die schlechtesten Startbedingungen für das Life-Science-Nord-Team und Maike Honold, die seit dem 1. Januar 2024 als Interimsgeschäftsführerin die Geschicke des Branchennetzwerks leitet, nachdem Dr. Jürgen Walkenhorst aus familiären Gründen als Geschäftsführer zurückgetreten ist. Rund 600 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Institutionen der Medtech-, Biotech- und Pharmabranche umfasst das Cluster der beiden norddeutschen Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein. Und bis eine neue Geschäftsführung gefunden ist – der Nachbesetzungsprozess läuft bereits – ist es am gesamten Life-Science-Nord-Team für Synergien zur Steigerung von Innovation und Wertschöpfung in der industriellen Gesundheitswirtschaft der Region zu sorgen.
Cluster: Mittler zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik
Wirtschaftliche Kennzahlen
Die Zahlen geben ihrer Einschätzung recht. Mit über 55.000 Mitarbeiter:innen erzielte der norddeutsche Life-Science-Sektor 2021 eine Bruttowertschöpfung von 5,7 Milliarden Euro. Zwischen 2012 und 2021 verzeichnete das Cluster einen Beschäftigungsaufbau von durchschnittlich 1,2 Prozent pro Jahr. Damit wuchs die Zahl der Mitarbeiter:innen im LSN-Sektor jährlich um 0,2 Prozent stärker als in der Gesamtwirtschaft in Hamburg und Schleswig-Holstein, so das Ergebnis der Studie „Der ökonomische Fußabdruck der industriellen Gesundheitswirtschaft in Hamburg und Schleswig-Holstein“. Die Bedeutung der Life-Science nimmt somit zu. „Im Länderranking konnte sich die Clusterregion im Vergleich zu 2012 von Rang 5 auf Rang 3 verbessern – der größte Sprung unter allen Bundesländern“, betonte auch Julia Carstens, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein bei der Präsentation der Studie im Sommer 2023.
Messen und Veranstaltungen
Zur Bedeutung des Clusters tragen auch international relevante Veranstaltungen bei, wie etwa die Arab Health, die Ende Januar 2024 in Dubai stattfand. „Zahlreiche Clusterakteur:innen nahmen am Norddeutschen Gemeinschaftsstand auf der weltweit größten Medizintechnikmesse teil. Der Stand wird seit vielen Jahren von LSN organisiert und für 2025 wurde bereits die Messefläche gebucht“, so Honold. Als nächstes großes Event nennt sie das Annual Meeting der International Society for Stem Cell Research (ISSCR). Zu der Jahrestagung der internationalen Stammzell-Community werden vom 10. bis 13. Juli im Congress Center Hamburg (CCH) über 4.000 Stammzellenexpert:innen aus der ganzen Welt erwartet. „Das ist eine bedeutende Gelegenheit für das Life Science Nord Cluster, sich mit führenden Forscher:innen, Unternehmen und Interessengruppen auf dem Gebiet der Stammzellforschung zu vernetzen“, erklärt Honold und fährt fort: „Für Norddeutschland als Biotech-Standort ist diese internationale Konferenz ein großartiges Schaufenster, auch um zu zeigen, wo unser Cluster mit Unternehmensleuchttürmen, wie der Evotec SE oder der Eppendorf SE, steht.“
Forschungsverbund HALRIC
Weitere norddeutsche Life-Science-Leuchttürme sind beim Forschungsverbund Hanseatic Life Science Research Infrastructure Consortium (HALRIC) an Bord. Die Europäische Union fördert das Projekt mit 11 Millionen Euro, um die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Südskandinavien zu stärken und durch Pilotprojekte die Kooperation zwischen Hochschulen, Krankenhäusern, KMU sowie größeren Biotech- und Pharmaunternehmen zu erleichtern. „Der Verbund hat richtig Fahrt aufgenommen. Aktuell gibt es sieben Pilotprojekte, an denen norddeutsche HALRIC-Partner beteiligt sind, wie etwa das Center for Structural Systems Biology (CSSB), die Universität Hamburg oder das European XFEL“, freut sich Honold. Und sie betont einen wertvollen Nebeneffekt. „Wir lernen sehr viel voneinander mit Blick auf die unterschiedlichen Life-Science-Ökosysteme der beteiligten Verbundpartner. Das geht über die Ziele von HALRIC hinaus und fließt in unsere tagtägliche Clusterarbeit gewinnbringend ein.“
KI als Fortschrittstreiber
Ein weiteres Thema, das die Entwicklungen und Innovationen im Cluster immer mehr beeinflusst, ist künstliche Intelligenz (KI). „Die Entwicklungsgeschwindigkeit ist enorm und die Möglichkeiten nahezu unbegrenzt – ob in der Wirkstoffforschung, der medizinischen Bildanalyse oder der robotergestützten Chirurgie, um nur einige, wenige Bereiche zu nennen.“ Vor allem aber sei KI ein wertvolles Instrument, um einen maßgeblichen Zielkonflikt im Gesundheitswesen aufzulösen: Verbesserte Patientenversorgung versus Kostensenkung. „KI hat das Potenzial, beides zu ermöglichen“, ist Honold überzeugt und sieht die Region gut aufgestellt. „Wir haben in Norddeutschland nicht nur großartige Forscher:innen sowie Unternehmen und Startups im KI-Umfeld, auch die Politik in Schleswig-Holstein und Hamburg legt großen Wert darauf, dass unsere Region zu einem Leuchtturm im Bereich von KI und Medizin wird.“
20 Jahre Life Science Nord
Und schließlich ist da noch das 20-jährige Bestehen des Clusters Life Science Nord. „Wir freuen uns, voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte zusammen mit einer neuen Geschäftsführerin oder einem neuen Geschäftsführer sowie möglichst vielen Cluster-Akteur:innen dieses besondere Jahr feierlich begehen können“, so Honold. Die Planungen laufen.
ys/sb
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