Aus diesem privatwirtschaftlichen Beitrag zur Wiedervereinigung ist ein prosperierendes Unternehmen geworden. „Unsere Auftragsbücher sind bis gut ins Jahr 2026 gefüllt.“ Dirk Friemann plant gerade die Erweiterung des Firmengeländes und des Produktionswerks, um die Weichen für die 3. Generation zu stellen – seine Tochter hat Maschinenbau studiert und ist vor kurzem ins Familienunternehmen eingetreten. Und was macht das Unternehmen so erfolgreich? „Das sind vor allem drei Säulen: Fahrzeug-, Maschinen- und Stahlbau. Eben FMS", erklärt Friemann. Angefangen mit der Entwicklung eines kleinen PKW-Anhängers in den 90er Jahren, baut das Unternehmen inzwischen Sonderfahrzeuge aller Art und bietet innovative Lösungen für den Transport von schwerem Gerät – von LKWs aller Art über Wohnmobile bis zu Agrar- und Baumaschinen.
Wenn auf europäischen Straßen ein Spezialfahrzeug beispielsweise einen LKW transportiert, stehen die Chancen gut, dass es sich um ein Transportfahrzeug von „FMS Fahrzeugbau“ handelt. Das Familienunternehmen aus Hagenow im Landkreis Ludwigslust-Parchim ist seit mehr als drei Jahrzehnten auf innovative Fahrzeuglösungen spezialisiert. Und seit gut zwanzig Jahren sitzt Dirk Friemann ‚am Steuer‘. „Unsere Unternehmenshistorie ist eine richtig schöne Wendegeschichte“, erzählt Friemann. Schon sein Vater, Gerd Friemann, war im Vorgängerunternehmen – einem Kombinat zur Baumaschinen-Instandsetzung – als Produktionsleiter tätig und hat das Unternehmen 1992 von der Treuhand übernommen.
„Das wäre allerdings ohne die Hofmann GmbH, ein Maschinenbauunternehmen aus Rellingen in der Metropolregion Hamburg, nicht möglich gewesen. Die Treuhand lehnte den Verkauf an meinen Vater ab, mit der Begründung: Jemand, der aus der Planwirtschaft komme, könne ein Unternehmen nicht zukunftsfähig führen.“ Erst die Partnerschaft mit der damals westdeutschen Hofmann GmbH ermöglichte den Kauf – für eine Million DM sowie der Zusicherung, weitere 1,3 Millionen DM zu investieren. „Das war zwar ein Start mit großen Schulden, aber auch die Besiegelung einer langjährigen Geschäftsbeziehung. Die Hofmann GmbH besitzt als Gesellschafterin noch heute 40 Prozent, ich die übrigen 60 Prozent.“ Doch es sei mehr gewesen als eine Geschäftsentscheidung, betont Friemann. „Später habe ich den Sohn des Gründers gefragt, warum sein Vater damals so ins Risiko gegangen ist. Seine Antwort: Das war unser Beitrag zur Deutschen Wiedervereinigung.“
Erweiterung von Firmengelände und Produktionswerk geplant
Transport schwerer Elektro-Lkws braucht Feingefühl
„Dabei sind wir mit etwa fünf Wettbewerbern – einem weiteren aus Deutschland, die übrigen kommen aus Österreich, Italien, Frankreich und Litauen – in Europa im Premiumsegment tätig und haben uns in bestimmten Bereichen die Innovationsführerschaft erarbeitet. Etwa mit einer ausgeklügelten Leichtbauweise bei zugleich großer Nutzlast und Stabilität.“ Sicherheit ist ein weiteres Feld, in dem FMS Fahrzeugbau Vorreiter sei. „Wir sitzen in Gremien, um Transporte in Europa sicherer zu machen“, betont Friemann und nennt Elektro-Lkws als Beispiel. Die erobern zwar erst langsam die Straßen, doch in Hagenow, in der Metropolregion Hamburg, wird bereits der sichere Transport ab Werk geplant. „Solange die Batterien so schwer sind, geht die technologische Innovation der E-Mobilität leider auch mit neuen Herausforderungen einher“, weiß Friemann. Gegenüber einem konventionellen LKW wiegt ein Elektro-Lkw leicht dreieinhalb bis vier Tonnen mehr. „Das bedeutet, die Befestigungspunkte müssen angepasst werden, denn das zusätzliche Gewicht führt zu anderen dynamischen Bewegungen während des Transports.“ Zudem erfordere das Handling ganz besondere Sorgfalt, um Beschädigungen der Batterien zu verhindern – und damit die Gefahr einer Entzündung auszuschließen.
Vier-Tage-Woche ausprobiert
Wie viele mittelständische Unternehmen hat auch FMS Fahrzeugbau mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen – besonders vor dem Hintergrund der guten Auftragslage. „Wir versuchen mit einer Vielzahl von Maßnahmen die Mitarbeitermotivation zu steigern und uns als attraktiver Arbeitgeber aufzustellen“, so Friemann und nennt eine familienfreundliche Unternehmenskultur, kostenloses Wasser, sowie frisches Obst und Gemüse als Beispiele. Auch mit einer Vier-Tage-Woche hat der Unternehmer experimentiert. „Der Vorschlag kam von mir, aber bei einer internen Umfrage hat sich mehr als die Hälfte unserer Mitarbeiter gegen die Vier-Tage-Woche und für die bewährte Routine ausgesprochen.“ Friemann hat trotzdem noch einen vierwöchigen Modellversuch durchgeführt, danach aber die Idee vorerst verworfen. Ein anderes Angebot zur Steigerung der Arbeitnehmerzufriedenheit hatte mehr Erfolg: Bike-Sharing. „Besonders für unsere Mitarbeiter aus Schwerin ist das eine interessante Mobilitätsergänzung. Statt per Auto zu kommen, wird nun das 49-Euro-Bahn-Ticket mit dem Fahrrad für die letzte Meile kombiniert.“ In Sachen Fortbewegung ist man bei FMS Fahrzeugbau eben stets bereit, Neues auszuprobieren.
ys/kk