Als Besonderheit der Metropolregion Hamburg nennt Wegener die branchenübergreifenden Aktivitäten am Standort. „Im Februar 2024 haben wir gemeinsam mit den Clustern Erneuerbare Energien Hamburg, Hamburg Aviation, Hamburg Cruise Net und der Logistik-Initiative Hamburg eine Konferenz mit 200 Gästen veranstaltet, bei der branchenübergreifend über den Entwicklungs- und Projektstand von Wasserstoffanwendungen diskutiert wurde.“ Diese Art des interdisziplinären Austausches zu fördern, sei eines der Ziele des MCN. „Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten sind Kooperationen und der Blick in benachbarte Branchen wichtig, um sich wettbewerbsfähig aufzustellen“, so Wegener. Die maritime Wirtschaft sichert insgesamt rund 450.000 Arbeitsplätze mit einer Wertschöpfung von knapp 30 Milliarden Euro (Stand 2018). „Als Faustregel gilt: 100 Arbeitsplätze in der maritimen Wirtschaft sichern weitere 130 Arbeitsplätze in Deutschland“, betont die MCN-Geschäftsführerin. Zudem unterstütze das Netzwerk ihre Mitglieder durch Wissenstransfer und Informationen. „Gerade für KMU ist es parallel zum Tagesgeschäft nicht immer leistbar, über aktuelle Trends informiert zu sein. Darum versuchen wir in Veranstaltungen und Projekten einen Blick in die Zukunft zu werfen.“
Digitale Transformation, Nachhaltigkeit, demografischer Wandel und Globalisierung sind die Megatrends der maritimen Branche, die das Maritime Cluster Norddeutschland (MCN) für seine Strategie identifiziert hat. „Die strategische Ausrichtung der Cluster-Arbeit bis 2025 hat das MCN präzise darauf abgestimmt“, erklärt Jessica Wegener, Geschäftsführerin des MCN, und fährt fort: „Die Entwicklung der Strategie erfolgt in enger Kooperation mit unseren Mitgliedsunternehmen und Institutionen aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.“ Das maritime Netzwerk des MCN erstreckt sich über die fünf Küstenländer Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein und umfasst dabei Branchen weit über die klassische Schifffahrt hinaus. Vom Schiffbau über maritime Zulieferer und Dienstleister bis zu Häfen, Offshore Windparks und Hochschulen spiegelt es die Vielfalt der maritimen Branche wider.
Die maritime Wirtschaft sichert rund 450.000 Arbeitsplätze
Zahlreiche Ansätze zur Innovationsförderung
So bringt etwa der Ideenwettbewerb MCN Cup alle zwei Jahre mehr Sichtbarkeit für innovative Konzepte und Technologien. Im vergangenen Jahr standen vor allem Chancen und Potenziale für mehr Nachhaltigkeit entlang der kompletten maritimen Wertschöpfungskette im Fokus. Ausgezeichnet wurden Projekte wie ‚VIPort (virtueller intelligenter Hafen) – nachhaltige Energieversorgung durch Digitalisierung‘ oder ‚Saubere Wellen – grüner Schiffstreibstoff aus Stavenhagen‘.
„Biofouling ist ein weiteres Problem, für das im Cluster nach Lösungsansätzen gesucht wird“, merkt Wegener an. Der Bewuchs von Schiffsrümpfen durch Mikroorganismen, Pflanzen, Algen und Tieren führe zu einem erhöhten Strömungswiderstand der Schiffe und damit zu einem gesteigerten Energieverbrauch. „Zudem kann es zur Einschleppung und Verbreitung von invasiven Arten kommen, die das heimische Ökosystem schädigen.“ Im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) ist dazu eine Expert:innenplattform entstanden, um interdisziplinäre Lösungsansätze zu entwickeln. In dem internationalen Netzwerk finden sich Akteur:innen, mit ganz unterschiedlichen Fachkompetenzen, die gemeinsam präventive Maßnahmen auf Basis von Lacken, Harzen, Coatings oder Folien präsentieren, aber auch umweltfreundliche Technologien zur Entfernung von Bewuchs bieten, etwa durch Laser- oder Ultraschall.
KI und 3D-Druck vielversprechende Zukunftstechnologien
Zukunftstechnologien wie künstliche Intelligenz (KI) oder 3D-Druck seien ebenfalls wiederkehrende Themen im MCN betont Wegener. „KI bietet großes Potenzial, etwa im Bereich Energieeinsparung durch Routenoptimierung in der maritimen Logistik. Dennoch ist KI ein Thema, das bei unseren Mitgliedsunternehmen gerade erst Fahrt aufnimmt.“ Auch der 3D-Druck sei ein wichtiger Trend, wenn auch kein Megatrend, so die Expertin. „Aber besonders im Bereich Ersatzteillogistik und als Maßnahme gegen die Lieferkettenverzögerung gewinnt das Thema an Bedeutung.“ Auch im Kampf gegen den demografischen Wandel sei die Betonung von modernen Technologien in der maritimen Wirtschaft relevant, so Wegener. „Wir wollen unsere Mitgliedsunternehmen bei der Gewinnung und Sicherung von Fachkräften unterstützen. Zu demonstrieren, wie attraktiv unsere Branche ist, auch indem wir aufzeigen, dass es hochtechnologische Tätigkeiten gibt, ist dabei ein wichtiger Baustein.“ Eine ideale Möglichkeit, um die Innovationskraft der Branche zu erleben, sei die SMM, die Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft, findet Wegener. „Vom 6. bis 9. September kommen in sämtlichen Hallen der Messe Hamburg Vertreter:innen aus Industrie, Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zusammen und präsentieren sich sowie Innovationen der Branche.“ Einfacher, die große Bandbreite maritimer Inhalte zu erkunden, gehe es kaum.
ys/sb
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Teil 1: Die (Energie-)Wende im Blick
Teil 2: Luftfahrt auf grünem Kurs
Teil 3: Kreativbranche 2024: Nachhaltigkeit und Creative AI im Fokus
Teil 4: So stellt sich der Logistikstandort Hamburg zukunftssicher auf
Teil 5: Cluster Life Science Nord: Geschäftsführer:in gesucht
Teil 6: Foodactive: Heute die Ernährung von morgen gestalten