Bei den jüngsten Technologieinvestitionen in Computer- und Magnetresonanztomographen (CT bzw. MRT) setzt das Evangelische Amalie Sieveking Krankenhaus auf Philips Healthcare, Innovationstreiber ist dabei zunehmend künstliche Intelligenz (KI). „Im Februar haben wir einen 128-Mehrzeilen-Computertomographen in Betrieb genommen, der eine verbesserte Bildqualität bei deutlich reduzierter Strahlenbelastung ermöglicht“, erläutert Weber. Dabei sorgt eine KI-gestützte Kamera für eine genauere und einheitlichere Patientenpositionierung und dank KI-gestützter Bildrekonstruktion reicht eine geringere Strahlendosis. Denn bislang galt: Mehr Strahlung bedeutet mehr Röntgenquanten und damit ein stärkeres Signal, was zu einem klareren und präziseren Bild führt – im Gegensatz zu ‚verrauschten‘, also weniger aussagekräftigen Bildern bei geringer Strahlendosis. Die KI ‚säubert‘ das Ergebnis: entfernt Rauschen oder Artefakte (Abbildungsfehler oder Bildstörungen), schärft Kanten und verbessert den Kontrast. „So erlaubt das neue CT eine 20- bis 30-prozentige Reduktion der Strahlenbelastung.“ Der Fortschritt ist umso wichtiger, als Weber CT-Geräte als „Arbeitspferde der Radiologie“ bezeichnet, die von der Schlaganfalldiagnostik über die Beurteilung von Knochenbrüchen bis zur Detektion von Tumoren eingesetzt werden.
Bildgebende Verfahren sind elementar in der modernen Medizin. Sei es zur Früherkennung von Krankheiten, der Diagnosestellung und Therapieplanung oder zur Überwachung der Genesung. Die Bedeutung nicht invasiver und somit schonender Diagnostik, etwa bei der Darstellung der Herzkranzgefäße, nimmt weiter rasant zu, sagt Professor Christoph Weber. Der Chefarzt am Evangelischen Amalie-Sieveking-Krankenhaus und Leiter des Immanuel-Albertinen-Zentrums für Radiologie erklärt: „An unseren drei Standorten in zwei Bundesländern – Evangelisches Amalie-Sieveking-Krankenhaus und Albertinen Krankenhaus in Hamburg sowie der Immanuel-Klinik-Rüdersdorf bei Berlin – werden jedes Jahr rund 135.000 Befundungen mit bildgebenden Verfahren erbracht, Tendenz steigend.“ Das daraus resultierende Know-how kommt auch der Lehre und Forschung zugute, die Kliniken sind Akademische Lehrkrankenhäuser der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg bzw. Universitätsklinikum der Medizinischen Hochschule Brandenburg, betont der Professor. Und er fügt hinzu „Um unsere radiologische Diagnostik und Therapie auf höchstem Niveau auszuüben, brauchen wir starke Industriepartner.“
Deutlich reduzierte Strahlenbelastung

Heliumarmer MR-Betrieb
Das MRT-Gerät „Ingenia Ambition X“, das seit Oktober im Evangelischen Amalie-Sieveking-Krankenhaus in Betrieb ist, setzt zudem neue Maßstäbe in Bezug auf Nachhaltigkeit, aber auch Zeitersparnis und Patientenbequemlichkeit. „Das Gerät basiert auf der Blue-Seal-Technologie, die einen besonders heliumarmen MR-Betrieb ermöglicht. Helium ist ein seltenes und wertvolles Gas, das zur Kühlung der supraleitenden Magnetspulen eingesetzt wird. Je weniger Helium erforderlich ist, desto besser für den effizienten und nachhaltigen Betrieb“, erklärt der Chefarzt. Audiovisuelle Elemente, wie Lichteinstellungen, Video- und Bildprojektionen, sollen für mehr ‚Aufenthaltsqualität‘ sorgen. Zudem ist die MR-Röhre größer und der Tunnel kürzer – was besonders Patient:innen entgegenkommt, die sich in engen Räumen unwohl fühlen.
Deutlich kürzere Untersuchungsdauer
Vor allem aber erlaubt das neue System eine maßgebliche Verkürzung der Untersuchungsdauer. „Dank moderner Technik können wir die Untersuchungen bis zu dreimal schneller durchführen, ohne dass die Bildqualität darunter leidet.“ Hinter der modernen Technik steckt Compressed Sensing, also eine Verringerung der Messungen. Normalerweise gilt im MRT: Je mehr Daten, desto besser und klarer das Bild. Durch Compressed Sensing werden deutlich weniger Daten benötigt, denn ein intelligenter Algorithmus berechnet zuverlässig den fehlenden Rest. Und je kürzer der Aufenthalt im MRT-Gerät, desto geringer die Gefahr von Artefakten, etwa, weil sich der Patient bewegt.

KI Säulen im Klinikalltag
Dabei ist die optimierte Bilderstellung nur eine KI-Säule im Klinikalltag, betont Weber. „KI kann den gesamten Radiologie-Workflow beschleunigen.“ Der wird in Kliniken vor allem durch PACS (Picture Archiving and Communication System) und RIS (Radiology Information System) organisiert, also digitale Archivierungs- und Kommunikationssysteme. KI kann diese Prozesse weiter automatisieren und etwa zur Priorisierung von Befunden beitragen oder die Terminkoordination unterstützen. Und künstliche Intelligenz ist ein wertvolles Unterstützungstool bei der Analyse von CT-, MRT-, Röntgen- oder Ultraschall-Untersuchungen. Gerade die Mustererkennung gilt als Stärke von KI. Lautet etwa die Frage: ‚Sind auf einem Bild Hinweise auf eine Tumorerkrankung zu erkennen – Ja oder Nein?‘ kann ein KI-Algorithmus eine Strukturveränderung in großer Geschwindigkeit und mit großer Genauigkeit identifizieren.
KI & Mediziner:innen
Arbeitet die KI besser als der Mensch? „Die reine Befunddetektion ist nur ein erster Schritt, der anschließend im Kontext der Multikomplexität des menschlichen Körpers bewertet werden muss“, betont der Mediziner mit mehr als 30-jähriger Erfahrung in der Radiologie. Diese Bewertung wird auch zukünftig durch Ärzt:innen erfolgen, ist Weber überzeugt. Dabei ist er ein erklärter Befürworter von KI – in den Händen von Mediziner:innen. „Der Arzt bedient sich der KI und bringt sie in den richtigen Kontext. Und das immer mit dem Ziel der Verbesserung des Patientenwohls.“
ys/sb
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