Hamburg News: In diesem Zentrum werden Sie die digitale Infektionsforschung vorantreiben?
Prof. Jürgen May: Genau. Das Zentrum ist am 1. September 2025 mit der Abteilung Computational Infection Biology, unter der Leitung von Professor Thomas Otto, gestartet. Wir verfügen aus der Infektionsforschung über eine Fülle von Daten, die wir mit innovativen bioinformatischen Verfahren nutzbar machen wollen. Eine zweite Professur ist zu One Digital Health geplant. Durch die Kombination von KI und Bioinformatik wollen wir neue digitale Diagnostikmethoden entwickeln und die Vorhersage von Epidemien verbessern, etwa die Ausbreitung von Malaria. Durch die neuen Möglichkeiten hoffen wir auch in ärmeren Ländern echte Innovationssprünge für die Gesundheitsversorgung zu ermöglichen.
Hamburg News: Am BNITM wurde der Standardtest zur Diagnose von Malaria entwickelt. Ist die Krankheit immer noch ein Problem?
Prof. Jürgen May: Auf jeden Fall. Jedes Jahr sterben immer noch rund 600.000 Menschen an dieser Infektionskrankheit, vor allem Kinder unter fünf Jahren. Die Malariaforschung verfolgt das BNITM seit seiner Gründung und sie fließt ein in unsere Strategie 2030, in der wir unsere Ziele und Visionen für die nächsten fünf Jahre festlegen. Dazu gehören die Bekämpfung lokaler und globaler Epidemien, die Entschlüsselung von Strukturen und Interaktionen von Erregern sowie die Bekämpfung armutsbedingter und vernachlässigter (Tropen-)Krankheiten. Und damit sind wir leider wieder bzw. immer noch bei Malaria – auch wenn die Forschung schon große Fortschritte gemacht hat.
Hamburg News: Gibt es noch etwas, das auf Ihrer Zukunftsagenda steht?
Prof. Jürgen May: Wir planen einen Neubau in der Science City Bahrenfeld, denn wir platzen buchstäblich aus allen Nähten. In den vergangenen fünf Jahren sind wir von 280 auf mehr als 400 Mitarbeitende gewachsen. Der denkmalgeschützte Schumacher-Bau an der Bernhard-Nocht-Straße bleibt aber erhalten und soll in den kommenden Jahren umfassend saniert werden.
Hamburg News: Vielen Dank für das interessante Gespräch!
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Das Interview führte Yvonne Scheller