Genau darum geht es beim Unternehmerforum „Bridging Innovation in Life Sciences & Health“ im Rahmen des Niederlande-Tages 2025: Den Austausch von Best Practices aus den Niederlanden und Deutschland. Der wirtschaftliche Austausch mit dem westlichen Nachbarn kann sich sehen lassen. Laut Statistikamt Nord lagen die Niederlande im ersten Halbjahr 2024 im Ranking der wichtigsten Hamburger Handelspartner sowohl im Ex- als auch im Import auf Platz vier. So wurden Waren im Wert von knapp 1,7 Milliarden Euro ausgeführt und Waren im Wert von rund 2,3 Milliarden Euro eingeführt. Um die Beziehungen auszuweiten und Lösungen für aktuelle Herausforderungen zu teilen, kamen am 25. März Unternehmen, Kliniken und Forschungseinrichtungen im Health Innovation Port von Philips in Hamburg-Fuhlsbüttel zusammen, organisiert von der Deutsch‑Niederländischen Handelskammer, der Handelskammer Hamburg, Life Sciences Nord, Hamburg Invest sowie der Behörde für Wirtschaft und Innovation.
Helium wird knapp. Das Edelgas ist ein unverzichtbarer Bestandteil in der MRT-Technologie (Magnetresonanztomographie), um die Kühlung der supraleitenden Magnetspulen in den Geräten zu gewährleisten. Die nicht invasive Diagnosestellung wiederum ist aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken. „Die Europäische Union erwartet eine Verdoppelung des Helium-Bedarfs in den nächsten zehn Jahren und hat das Gas angesichts der zunehmenden Knappheit auf die Liste der kritischen Rohstoffe gesetzt“, weiß Rachid Aztout von Philips. Das niederländische Unternehmen mit Deutschland-Sitz in Hamburg gilt als einer der weltweit führenden Anbieter von Gesundheitstechnologie. Mit 594 Medtech-Patentanmeldungen war das Unternehmen 2024 Spitzenreiter im Bereich Medizintechnik beim Europäischen Patentamt (EPA) und investierte etwa 1,7 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung. Auch dem Helium-Problem will Philips mit einem Patent begegnen: Das Unternehmen hat die BlueSeal-Technologie entwickelt, die einen heliumfreien MR-Betrieb ermöglicht. Die hocheffiziente Mikro-Kühltechnologie benötigt nur eine zu vernachlässigende Menge an flüssigem Helium für Kühlungszwecke.
Reger Handel zwischen Hamburg und den Niederlanden

Diversität ist ein Schlüssel für Innovationen
Einer, der die Bande zwischen den Niederlanden und Hamburg weiter festigen möchte, ist Jos Steeman, HamburgAmbassador seit 2021. Die ehrenamtlichen Botschafter werden vom Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg berufen und wirken als Unterstützer:innen, Netzwerker:innen und Impulsgeber:innen für Politik sowie Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur im Ausland mit dem Ziel, die internationale Sichtbarkeit Hamburgs zu erhöhen. „Hamburg und die Niederlande vereint eine gesunde Basis, auf der sich gemeinsam Innovationen entwickeln lassen“, sagte Steemann den Hamburg News. Verbindende Elemente seien etwa die maritime Tradition in Kombination mit einer industriellen Ausrichtung sowie der Fokus auf eine lebendige Life Science-Szene. Die verschiedenen Mentalitäten – ein eher pragmatischer Ansatz seitens der Niederländer und die ‚deutsche Gründlichkeit‘ – würden sich gut ergänzen. „Die aktuellen Herausforderungen sind gleich, Lösungsansätze müssen jedoch den länderspezifischen Systemen entsprechen. Darum sind unterschiedliche Perspektiven so wichtig. Diversität ist ein Schlüssel für Innovationen“, ist Steeman überzeugt.

UV-C-Licht und/oder KI
So rücken etwa die Roboter von Loop Robotics aus den Niederlanden Viren und Bakterien in Kliniken mit UV-C-Licht zu Leibe. Die Automatisierung der Desinfektion durch intelligente Roboter ist sowohl effektiv als auch nachhaltig, da keine Chemie zum Einsatz kommt. Das Problem: UV-C-Licht ist für Menschen schädlich, kann also nur in leeren Räumen zum Einsatz kommen. Das ist relativ unproblematisch in den Niederlanden, wo Einbett-Zimmer die Regel sind. In deutschen Klinken finden sich dagegen vorwiegend Zweibett-Zimmer, die seltener komplett unbelegt und somit für die Roboter zugänglich sind. „In Deutschland werden daher eher KI-Lösungen vorangetrieben“, so Professor Johannes Knobloch, Leiter Arbeitsbereich Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. „KI ist stark in der Mustererkennung und kann daher bei der Einschätzung von Infektionsrisiken unterstützen, aber auch dazu beitragen, Dokumentationspflichten zu reduzieren und damit das Krankenhauspersonal entlasten.“

AR als medizinischer Helfer
Doch wer unterstützt, wenn es zu einer Erkrankung an einem abgelegenen Ort kommt, etwa auf hoher See? „Stellen Sie sich vor, Sie sind Kapitän auf einem Schiff mitten auf dem indischen Ozean“, fordert Walther Boon, Mitgründer des niederländischen Startups MedAssist, die Forumsteilnehmer:innen auf. „Mitten in der Nacht werden Sie darüber informiert, dass ein Crewmitglied ernsthaft erkrankt ist. Als Kapitän tragen Sie die Verantwortung für Ihre Crew, haben jedoch keine medizinische Expertise. Was tun Sie also?“ Letzteres ist eine rhetorische Frage, die Antwort folgt sogleich: „Sie nutzen die Augmented-Reality-App von MedAssist.online.“ Die Softwarelösung führt Schritt für Schritt durch medizinische Verfahren. In dem Schiffs-Szenario ist der Kapitän mit einem Arzt an Land verbunden, der ihm dank erweiterter Realität (Augmented Reality, AR) jeden Handgriff per Tablet zeigt, wobei die virtuellen Hände des Arztes, die realen des Kapitäns überlagern und ihn so beispielsweise durch die Versorgung einer Wunde leiten. „Mit unserer App ermöglichen wir medizinische Behandlungen aus der Ferne. Egal wann, egal wo.“
ys/kk
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