Metropolregion Hamburg

Hightech statt Hacke: Startup Naiture entwickelt KI-Jätroboter

20. November 2025
Roboter entfernt Unkraut mit KI-gestütztem Laserstrahl – Meilenstein für nachhaltige Landwirtschaft

Ganz ohne Handarbeit und Pflanzenschutzmittel: Der KI-Jätroboter „Beam“ geht Winden, Quecken und Co. ganz präzise per Laser an die Wurzel. Grundlage ist eine künstliche Intelligenz (KI), die zwischen Nutzpflanze und Unkraut unterscheiden kann: „Unser System hat eine Erkennungsgenauigkeit von fast 100 Prozent. Identifiziert die KI das Grün als Unkraut, verbrennt es der Laserstrahl“, sagt Vitali Czymmek, Forschungs- und Entwicklungsleiter bei Naiture. Der Unternehmensname ist ein Wortspiel aus „Nature“ und „AI“ – also künstliche Intelligenz. Das Startup aus dem Dorf Friedrichsgabekoog in der Metropolregion Hamburg ist eine Ausgründung der Fachhochschule Westküste und gehört zu Westhof Bio, einem der größten Biobetriebe Deutschlands.

Naiture: Serienfertigung startet

In diesem Jahr wurde das System bei Westhof Bio in Dithmarschen getestet. Mit maximal 2 bis 5 Stundenkilometern rollte der Roboter per Traktor über die Felder. Je weniger und kleiner das Unkraut, desto schneller: „Wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen, das System ist marktreif“, erklärt KI-Experte Czymmek: „2026 wollen wir die Maschine auch anderen Betrieben anbieten.“ Das Startup startet nun die Serienproduktion – ab 2026 können Landwirt:innen die Geräte ausleihen, testen und kaufen. Auch Westhof Bio benötigt weitere Jätroboter, denn der Betrieb im Norden der Metropolregion Hamburg bewirtschaftet rund 1.200 Hektar Fläche mit Karotten, Spinat, Erbsen, Blumenkohl und anderem mehr.

Verbrannter Keimling in trockener, sandiger Erde.
Unkrautbehandlung per Laser

Interesse auch in der konventionellen Landwirtschaft

Der Roboter ist besonders für Biobetriebe interessant, denn sie dürfen keine Pflanzenschutzmittel einsetzen. Doch das Jäten per Hand ist teuer und Arbeitskräfte sind knapp. „Aber auch in der konventionellen Landwirtschaft spüren wir ein Umdenken“, berichtet Vitali Czymmek. „Immer mehr Betriebe wollen Böden gesund halten.“ Laut Umweltbundesamt werden in Deutschland pro Jahr zwischen 25.000 und 35.000 Tonnen Pflanzenschutzmittel verkauft, die die Umwelt belasten. Nachhaltige Alternativen sind gefragt, findet auch Schleswig-Holsteins Digitalisierungsminister Dirk Schrödter: „Um die Natur und die Umwelt noch besser zu schützen, sind wir auf Forschung und Innovation angewiesen. Die Anwendung von künstlicher Intelligenz kann hierzu einen großen Beitrag leisten." Das Land hat die Entwicklung des Jätroboters deshalb mit 285.000 Euro gefördert. 

Schutz für Biodiversität

Wie geht es weiter mit Beam? In Dithmarschen wird die KI weiter trainiert, damit sie individueller agieren kann. Eine Ringelblume zum Beispiel darf zwischen Möhrenpflanzen stehen bleiben. Sie gilt als gute Nachbarin und kann helfen, Bodenschädlinge abzuwehren. Wächst die Ringelblume jedoch dicht in einem jungen Spinatbeet, greift der Laser ein, denn hier konkurrieren die Pflanzen um Licht und Nährstoffe. Auch die Laserbehandlung soll passgenauer werden – robuste Disteln etwa benötigen mehr Hitze, bis sie verbrennen. „Als wir das Projekt gestartet haben, war nicht einmal in den kühnsten Träumen vorstellbar, woran wir heute arbeiten. Mit der KI können wir ganz neue Wege gehen“, so der Forschungs- und Entwicklungsleiter. 

Zukunft: Hightech auf dem Acker

Für Naiture steht ein entscheidendes Jahr bevor: Das Unternehmen will sich als führender Anbieter für nachhaltige, innovative Landwirtschaftstechnik etablieren: „Wir haben einen Konkurrenten in den USA – in Europa gibt es derzeit keine vergleichbare Entwicklung“, sagt Czymmek. Für die Landwirtschaft bedeutet die Innovation aus Dithmarschen eine präzise, flexible und umweltfreundliche Lösung.
agu/sb

Ähnliche Artikel

HSC-Flagge an der Handelskammer Hamburg

HSC 2025: Antworten auf globale Herausforderungen

1.600 Teilnehmende aus rund 110 Ländern bei der Hamburg Sustainability Conference. KI spielt Schlüsselrolle bei Nachhaltigkeit. Hamburg News war vor Ort
Bild zeigt verschiedene Käse, unverpackt und verpackt und mit roten Siegeln versehen, sowie Einmachgläser und Eier

Food Cluster Hamburg: Rezept für internationale Sichtbarkeit

Was tut sich in Hamburgs neuestem Wirtschaftscluster? Geschäftsführer Sascha Taube über aktuelle Entwicklungen
Blick von oben auf die Expo in der Halle der Handelskammer

So attraktiv ist der (Food-)Standort Hamburg

Von Erfolgsrezepten bis zu Förderangeboten – Food Innovation Camp 2025 bot breites Spektrum an Impulsen. Wir waren vor Ort
Luftaufnahme eines futuristischen, gläsernen, spiralförmigen Gebäudes in einer urbanen Parkanlage.

Future Food Campus Hamburg – ein Blick in die Zukunft

Eine Lebensmittelproduktion, die gut für unseren Planeten ist, so die Vision von Gründerin Eva Keretic. In der HafenCity könnte sie Wirklichkeit werden
Die von uns eingesetzte Consent Management Plattform (https://app.usercentrics.eu/) konnte nicht geladen werden. Dies kann passieren, wenn AdBlocker diese URL fälschlicherweise blockieren. Einige Funktionen, wie z.B. Kartendarstellungen, Umkreissuchen oder Formulare, können so nicht verwendet werden. Um diese Funktionen benutzen zu können, deaktivieren Sie bitte Ihren AdBlocker oder erlauben Sie den Zugriff auf *.usercentrics.eu.