Kreativbranche

Hamburgs Filmbranche – auch wirtschaftlich dynamisch

23. September 2025
Standort lockt internationale Filmschaffende – und manche Produktion geht auf Oscar-Kurs

„Wir brauchen mehr Blockbuster und Serienhits made in Germany“, findet Medienstaatsminister Wolfram Weimer und verdoppelt quasi die Bundesmittel für die Filmförderung auf 250 Millionen Euro ab 2026. Auch Hamburg erkennt die wirtschaftliche Relevanz der Branche und verdoppelt das Budget der MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein bis 2026 auf 20 Millionen Euro. „Film ist Kultur, Film ist aber auch Wirtschaft. Die exzellente Arbeit von MOIN und der Filmschaffenden am Standort zeigt, wie Kulturförderung kreative Freiheit und zugleich wirtschaftliche Dynamik entfalten kann“, erklärte Hamburgs Senator für Kultur und Medien, Carsten Brosda, beim Branchenfest auf Kampnagel Ende Juni. Eine Investition, die sich lohnt, ist MOIN-Geschäftsführer Helge Albers überzeugt: „2024 konnten wir aus 10 Millionen Euro Fördermitteln über 30 Millionen Euro Einnahmen für den Filmstandort Hamburg Schleswig-Holstein ermöglichen.“ So habe jeder investierte Fördereuro durchschnittlich 3,15 Euro für die Region generiert, erläuterte der Vertreter der Filmbranche die finanzielle Hebelwirkung seiner Branche.

Hamburger Filmlegenden: Hark Bohm & Fatih Akin

Für ein weiteres erfolgreiches Filmjahr sprechen Projekte wie „Amrum“. Schließlich stehen hinter dem Film, der im Mai in Cannes Weltpremiere feierte und als Kandidat für den deutschen Oscar-Beitrag nominiert ist, gleich zwei Hamburger Filmemacher, die den Standort maßgeblich geprägt haben. Die Geschichte um den zwölfjährigen Nanning in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 geht auf die Kindheitserinnerungen von Hark Bohm zurück. Der Drehbuchautor, Regisseur, Schauspieler und Produzent initiierte zusammen mit den international renommierten Regisseuren Werner Herzog, gerade in Venedig mit einem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk ausgezeichnet – Volker Schlöndorff und Wim Wenders 1979 das Filmfest Hamburg und gründete 1992 den Studiengang Film der Universität Hamburg, der 2004 in die Hamburg Media School (HMS) überging. Zu seinen bekanntesten Arbeiten gehören etwa „Aus dem Nichts“ (2017) oder „Tschick“ (2016) bei denen er jeweils mit Fatih Akin zusammenarbeitete. So wie nun auch wieder bei „Amrum“, das Drehbuch für die Warner-Bros-Produktion haben beide gemeinsam geschrieben, Akin führt zudem Regie.

Fatih Akin und Diane Kruger posieren vor Fotografen beim Festival de Cannes 2025.
Fatih Akin und Diane Kruger bei der Weltpremiere von „Amrum“ beim Festival de Cannes 2025

Hamburg lockt Filmgrößen

Akin wirft mit seinen Filmen immer wieder ein Spotlight auf Hamburg. Mit „Gegen die Wand“ holte er bei der Berlinale 2004 einen Goldenen Bären nach Hamburg und für „Soul Kitchen“ wurde er mit dem Spezialpreis der Jury der Filmfestspiele von Venedig ausgezeichnet – und machte mit Drehorten wie Reeperbahn, Mojo Club, Wilhelmsburg oder Hamburg Airport die Filmstadt international bekannt(er). „Amrum“ ist Akins zwölfter Kinofilm und in 41 Drehtagen in Hamburg (Studioszenen), Dänemark und auf Amrum entstanden. Unter den Darstellern: Detlev Buck, Matthias Schweighöfer oder Diane Kruger, die als norddeutsche Schauspielerin mit Filmen wie „Troja“ (2004) oder „Inglourious Basterds“ (2009) Hollywood erobert hat. Das wiederum kommt auch „Amrum“ zugute, denn in der Filmbranche gilt: Je internationaler die Darsteller, desto williger die Investoren.

Menschenmenge feiert alljährliches Branchentreffen der MOIN Filmförderung in einer bunt beleuchteten Halle mit Seepferdchen-Dekoration und Girlanden.
Rund 1.000 Gäste kamen Ende Juni zum alljährliches Branchentreffen „MOIN Mittsommer“ der MOIN Filmförderung auf Kampnagel

MOIN Filmförderung 

„Amrum“ wurde durch eine Mischung von öffentlicher und privater Förderung realisiert. Neben Warner Bros. engagierte sich etwa die MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein mit insgesamt 800.000 Euro. Auch mit ihren Förderentscheidungen für „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ des iranischen Filmemachers und Wahlhamburgers Mohammad Rasoulof sowie İlker Çataks „Das Lehrerzimmer“ lag MOIN richtig: Beide Filme waren für den Oscar als bester internationaler Film nominiert. Bei Çataks neuestem Film „Gelbe Briefe“ rückt der Absolvent der HMS verschiedene Hamburger Drehorte ins Rampenlicht. „Hamburg hat uns wieder einmal betört – mit seinen hochprofessionellen Teammitgliedern und seinen weltläufigen Motiven: das Oberlandesgericht, die Barkasse auf der Elbe, der Kiez und die Moschee in der Böckmannstraße werden ikonische Bilder unseres Films“, bestätigt auch der Münchner „Gelbe-Brief“-Produzent Ingo Fliess von „if… Productions Film“.

Die Brüder Gerrit und Frederik Braun, Gründer des Miniatur Wunderlands, betrachten ein detailliertes Miniaturmodell eines belebten Karnevalsumzugs mit Zuschauern und grüner Landschaft.
Die Brüder Gerrit und Frederik Braun in ihrem Miniatur Wunderland. Eines der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Deutschland und nun Filmlocation

Miniatur Wunderland als Filmlocation

Im kommenden Jahr wird mit dem Miniatur Wunderland eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands zur Filmlocation. Die Letterbox Filmproduktion lässt sein Familienabenteuer „Miniaturwunderland“ um den zehnjährigen Matteo, der – auf magische Weise geschrumpft – seinen verschollenen Großvater in der Miniaturwelt sucht, in der größten Modelleisenbahnanlage der Welt spielen. Das zur Studio Hamburg Production Group gehörende Unternehmen erhält für die Projektentwicklung der internationalen Koproduktion 100.000 Euro von der MOIN Filmförderung. Damit setzt sich der Kino-Siegeszug der Braun-Brüder fort. 2024 war der Dokumentarfilm „Wunderland – Vom Kindheitstraum zum Welterfolg", produziert von der Hamburger „B 14 FILM“, deutschlandweit in 523 Kinos gestartet und landete nach Angaben des Miniatur Wunderlands am ersten Wochenende auf Platz 3 der Kinocharts.

Frau und zwei Jungen stehen neben einem Pferd auf einem gepflügten Feld unter bewölktem Himmel.
Filmszene aus „Amrum“ mit Diane Kruger, Jasper Billerbeck und Kian Köppke

Serienstandort Hamburg

Mit „Großstadtrevier“, „Notruf Hafenkante“, „Die Kanzlei“ oder „Die Pfefferkörner“, produziert von der Studio Hamburg Gruppe, ist Hamburg zudem ein bedeutender Serienstandort – wie auch die Metropolregion Hamburg. So produziert die Studio Hamburg Serienwerft seit 2006 mit über 100 Mitarbeiter:innen in Lüneburg das ARD-Daily-Format „Rote Rosen“ und die ndF neue deutsche Filmgesellschaft die Vorabendserie „Morden im Norden“, die vorwiegend in Lübeck gedreht wird. Aktuell entsteht mit „Weil du böse bist“ bereits der zweite Hauptabendfilm zu dieser Serie – vier Tage lang wurde dazu auf der Elbinsel Kaltehofe gedreht.

Die Relevanz des Standorts belegt auch der Umzug der „Filmtage Köln“ in die Hansestadt. Der zentrale Branchentreff für die Kino- und Filmverleihbranche mit jährlich über 1.000 Besucher:innen soll in der zweiten Juliwoche 2026 erstmals in Hamburg stattfinden. Schon seit über 30 Jahren bringt das Filmfest Hamburg Filmschaffende aus aller Welt in die Hansestadt. Auch in diesem Jahr stehen vom 25. September bis 4. Oktober wieder rund 120 Premieren in den Festivalkinos Abaton, CinemaxX Dammtor, Metropolis, Passage und Studio Kino auf dem Programm – darunter die Deutschlandpremiere von „Amrum“.
ys/kk/sb

Quellen und weitere Informationen

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