Konferenz

Hamburg Innovation Summit 2021: So entsteht Innovation

25. Mai 2021
Wo und wie entsteht Innovation und welche Rahmenbedingungen sind entscheidend? Antworten gab es beim diesjährigen HHIS. Hamburg News berichtet

Ramon Vullings weiß, nicht jede Strategie und Idee muss von Grund auf neu sein. Vielmehr sollten funktionierende Ideen identifiziert und individuell adaptiert werden. Der aus Antwerpen zum 6. Hamburg Innovation Summit (HHIS) am 20. Mai zugeschaltete Speaker plädierte deshalb für einen weiten Blick über den Tellerrand: Wie funktionieren etwa Crews in Raumfahrtstationen, in U-Booten oder in Forschungsstationen im ewigen Eis? Oder was lässt sich von der Natur lernen? „Work smarter not harder“, betonte Vullings. Und das am besten in einem anregenden Umfeld zusammen mit weiteren klugen Köpfen. Ob Innovations-Hub, -Campus oder -Valley, der als ‚IdeaDJ‘ bekannte Vullings forderte: „Tut euch zusammen!“

Wo und wie entsteht Innovation?

Genau darum geht es den Machern des HHIS. Die Veranstaltung der Behörde für Wirtschaft und Innovation, der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB) und der Hamburg Innovation GmbH will als Brückenbauer zwischen Forschung, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft fungieren und die Vernetzung von Visionären, Gründern und Zukunftsgestaltern ermöglichen. Entsprechend lautete das diesjährige Motto „Ökosysteme für Innovationen – Kooperation als Zukunftsmodell“. Auf einer virtuellen Expo, in digitalen Diskussionsrunden, Webinaren oder der „Startup Area“ ging es um Fragen wie: Wo und wie entsteht Innovation? Welche Rahmenbedingungen sind entscheidend und wie lassen sie sich unternehmensübergreifend etablieren? Beim digitalen Captain’s Lunch sowie der aus dem Altonaer Kaispeicher gestreamten Konferenz präsentierten sich Experten zudem live den mehr als 1.300 Innovations-Interessierten.

Passend zum Thema des Tages wurden während des HHIS die zehn Finalist*innen des Future Hamburg Award bekanntgegeben. Mit dem Preis fördert die Stadt Hamburg smarte Lösungen für die Stadt von morgen.

HHIS 2021 Expo

Ausweichen in die 3. Dimension

Wie kluge Ideen buchstäblich abheben können, erläuterte bei der Konferenz Sabrina John. Die Projektleiterin von Medifly Hamburg berichtete vom Transport medizinischer Güter per Drohne. „Im Rahmen dieses vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur geförderten Reallabor-Projekts konnten wir ganz neues Terrain betreten und Drohnen einfach mal in die Luft bringen.“ Hamburg, als urbaner Raum, sei dabei ein besonders interessantes Reallabor, betont John. „Für den Transport medizinischer Gewebeproben zählt manchmal jede Minute. In die 3. Dimension ausweichen zu können, ist ein guter Weg, Staus zu umgehen.“

KI wird in der Medizin eine entscheidende Rolle spielen

Die Zukunft der Medizin wird auch im „KI-Space für intelligente Gesundheitssysteme“ (KI-SIGS) vorangetrieben. „Künstliche Intelligenz wird in der Medizin eine entscheidende Rolle spielen“, betonte Dr. Tim Suthau. Die Hürden sind jedoch nicht ohne: Fragen nach Datenschutz, -Sicherheit und -Hoheit sowie das weite Feld der Regularien müssen geklärt werden. „Der Schlüssel ist Kooperation. Wir wollen Netzwerke schaffen, die zukunftsweisende Synergieeffekte bieten“, so der KI-SIGS-Projektmanager. Entsprechend kooperieren norddeutsche KI-Institute in Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein mit medizintechnischen Unternehmen und Partnern der Universitätskliniken. „Unsere Vision ist der Aufbau eines Ökosystems, das alle Anforderungen adaptiert und als Blaupause für neue Projekte dient. Und wir wollen Ansprechpartner für Fragen sein wie: Wo bekomme ich Gesundheitsdaten her oder wie sehen Richtlinien in anderen Ländern aus?“

Von Hamburg aus global denken

Gerade die internationale Orientierung ist für den KI-SIGS-Projektpartner ApoQlar wichtig. Das Hamburger Startup entwickelt bildgebende Verfahren im Bereich der Medizintechnik und setzt dabei auf Mixed und Augmented Reality, sowie Datenauswertung durch künstliche Intelligenz. ApoQlar erstellt medizinische 3D-Hologramme, die MRT- oder CT-Aufnahmen in ein dreidimensionales Modell umwandeln, das sich mithilfe einer Mixed-Reality-Brille direkt auf den Patienten projizieren lässt und so das Operieren einfacher und sicherer gestaltet. 

Mitgründer Sirko Pelzl betont: „Unser Ziel ist es, Weltmarktführer werden. Das heißt für uns, von Hamburg aus global denken.“ Und handeln. ApoQlar hat bereits eine internationale Assoziation gegründet, der 50 Ärzte weltweit angehören. „Und auch Microsoft ist an Bord“, so Pelzl.

Hamburger Startup Apoqlar: Mixed Reality im OP-Einsatz

Interaktion bringt Inspiration und somit Innovation

„Forschung muss raus aus dem Elfenbeinturm und Teil der Stadt werden“, ist Melanie Parr überzeugt. Sie sollte es wissen, immerhin verantwortet sie die Gesamtkoordination der Science City Hamburg Bahrenfeld, die für die kommenden Jahrzehnte als eines der anspruchsvollsten Zukunftsvorhaben Hamburgs gilt. Auf gut 125 Hektar Gesamtfläche entsteht hier bis 2040 eine Kombination aus Wissenschaft, Wirtschaft und Wohnen, ergänzt durch Gastronomie und soziale Einrichtungen. „Interaktion bringt Inspiration und somit Innovation“, betonte Parr und Dr. Arik Willner, Bevollmächtigter des Direktoriums für Innovation bei DESY ergänzte: „Forschung und Entwicklung braucht eine besondere Infrastruktur, eben ein Innovations-Ökosystem, das gerade auch für Investoren interessant ist.“ Menschen darin zu unterstützten, unternehmerisch zu denken, ist ein weiteres Ziel dieses Innovations-Ökosystems, betonten Parr und Willner. So sei es für viele junge Menschen hochattraktiv, wissenschaftliche Forschung von Anfang an mit dem Gedanken zu betreiben, ihre Ideen später selbst an den Markt zu bringen.

V. l. n. r. im Studio Altonaer Kaispeicher: Dr. Arik Willner, Moderatorin Tijen Onaran und Melanie Parr

Hamburgs eigene Innovationsstrategie

Auch Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank betonte die Bedeutung der Science City Hamburg Bahrenfeld. „Hier wird Stadtentwicklung über Forschung und Innovationsentwicklung getrieben. Das ist ein Ansatz, der national und international Beachtung findet.“ Das Thema Innovationsentwicklung treibt die Stadt Hamburg aktuell zudem durch eine eigene Innovationsstrategie voran. „Im Fokus stehen fünf Zukunftsthemen: Gesundheit, Klima und Energie, Mobilität, Data Science und Digitalisierung sowie Materialwissenschaften und Neue Materialien“, so Fegebank. Und Lutz Birke, Leiter des Amts Hafen und Innovation der Behörde für Wirtschaft und Innovation Hamburg, ergänzte: „Wir sind dazu ganz tief in den Fuchsbau eingestiegen, um herauszufinden, was die verschiedenen Akteure wirklich brauchen und wie wir sie durch passgenaue Strategien unterstützen können.“ Schließlich sind sich Senat und die Organisatoren des HHIS einig: „Innovationsökosysteme haben die Kraft, die Welt zu verändern.“
ys/kk

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