„Der Hamburger Hafen wird ein wichtiger Umschlagplatz für Energieträger und erfüllt damit eine Versorgungsfunktion für die gesamte Bundesrepublik“, erklärte Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard der Deutschen Presseagentur (dpa). Laut Studie bringt Hamburg alle Voraussetzungen mit, um sich als zentrales Wasserstoff-Drehkreuz in Deutschland und Europa zu etablieren und eine Schlüsselrolle in der Energiewende zu übernehmen. „Die seeseitige Infrastruktur des Hamburger Hafens ist geeignet, um die für das Jahr 2045 progressiv prognostizierten seeseitigen Hamburger Importmengen an grünem Wasserstoff und seinen Derivaten aufzunehmen und somit 47 Prozent des gesamtdeutschen seeseitigen Importbedarfs zu decken“, berichtet der projektleitende Studienautor Patrick Zimmerman dem Cluster Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH) in einem Interview. Zudem verfüge der Hamburger Hafen über die notwendigen Flächen für die prognostizierte Produktion und den seeseitigen Import von Wasserstoff und seinen Derivaten, etwa Ammoniak, Methanol und E-Fuels. Auch gebe es genügend Häfen und Liegeplätze für Tankschiffe.
Wie viel Wasserstoff wird von Schiffen nach Hamburg importiert? Und wie viel kann in der Hansestadt von dieser umweltfreundlichen Energiequelle hergestellt werden? Wissenschaftler:innen des Fraunhofer-Centers für Maritime Logistik und Dienstleistungen (CML) haben dazu nun im Auftrag der Hamburger Wirtschaftsbehörde eine Studie über Hamburgs Rolle bei der deutschlandweiten Versorgung mit grünem Wasserstoff und seinen Derivaten verfasst. Finanziert wurde die Untersuchung aus Mitteln des Hamburger Klimaplans. Das Fazit: Hamburg könne eine zentrale Rolle als Wasserstoff-Drehkreuz Deutschlands einnehmen – und durch die Produktion und den seeseitigen Import zehn bis 18 Prozent der gesamtdeutschen Nachfrage bis zur angestrebten Treibhausgasneutralität in 2045 bereitstellen.
Geeignete seeseitige Infrastruktur und genügend Flächen
Deutlich mehr Produktion und seeseitiger Import von Wasserstoff
Die Studienergebnisse zeigen auch, dass die Produktion und der seeseitige Import wasserstoffbasierter Energieträger in Hamburg deutlich steigen wird. Dafür sei der Neubau von Flüssiggutterminals für den Import von Wasserstoff und Ammoniak erforderlich. Neue seeseitige Importanlagen werden vor allem in der Kernzone des Sustainable Energy Hub (SEH) empfohlen. Ein wichtiges Projekt zur Produktion in Hamburg ist der geplante Elektrolyseur in Moorburg. Dafür wird das stillgelegte Kohlekraftwerk zum Hamburg Green Hydrogen Hub (HGHH) umgerüstet. Der Baubeginn des Elektrolyseurs ist für 2025 geplant.
Bedeutende Rolle Hamburgs beim grünen Energieimport
Für den Weitertransport von Wasserstoff und die Anbindung ans Hinterland empfiehlt die Studie den Erhalt beziehungsweise die Modernisierung bestehender Verkehrsinfrastruktur. Das betreffe vor allem das Schienennetz und die Wasserstraßen. Auch die Nutzung von Binnenschiffen für den Transport von Wasserstoff würde höhere Transportkapazitäten und eine bessere Transportsicherheit bieten. Große Mengen an Wasserstoff würden zudem im gasförmigen Zustand in Rohrleitungen ins Hinterland verbracht und verteilt. Von großer Bedeutung sei daher die erfolgreiche Umsetzung des Hamburger Wasserstoff-Industrienetzes (HH-WIN) durch Gasnetz Hamburg sowie dessen Anbindung an das europäische Fernleitungsnetz, dem „Hydrogen Backbone Europe“. Mit HH-WIN wird der Hamburger Hafen daran angebunden.
Zimmermans Resümee zur Studie: „Hamburg wird in Zukunft eine bedeutende Rolle beim grünen Energieimport für Deutschland spielen, da signifikante Mengen seeseitig importiert werden müssen und die Infrastruktur vorhanden ist. Man muss aber trennen: Das Potenzial ist da, die unternehmerische Umsetzung steht auf einem anderen Blatt.“
mm/sb/kk