Laut den Studienergebnissen war bei den Teilnehmenden das Lungenvolumen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe im Durchschnitt um etwa drei Prozent verringert, die Nierenfunktion um zwei Prozent sowie die Pumpkraft des Herzens um ein bis zwei Prozent. Zudem seien bei den Patient*innen zwei bis drei Mal häufiger Zeichen einer erfolgten Beinvenenthrombose nachgewiesen worden. Keine Verschlechterung im Vergleich mit der Kontrollgruppe habe es bei der Leistungsfähigkeit des Gehirns gegeben. Auch Beeinträchtigungen der Lebensqualität der Patient*innen wurden nicht festgestellt.
Eine Gesundheitsstudie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) liefert neue Erkenntnisse zu den Folgen einer Corona-Infektion. Erstmals sei nachgewiesen worden, das auch milde bis moderate Krankheitsverläufe mit COVID-19 Spuren an Organen hinterlassen können. Für die mit Unterstützung der Stadt Hamburg durchgeführte „Hamburg City Health Study“ (HCHS) wurden nach Angaben des UKE ab Mitte 2020 insgesamt 443 Menschen im Alter zwischen 45 und 74 Jahren nach einer leichteren Corona-Infektion umfassend untersucht. 93 Prozent der Teilnehmenden seien rein ambulant behandelt worden, niemand benötigte eine intensivmedizinische stätionäre Behandlung.
Bei Corona-Patient*innen mit leichten Symptomen wurden demnach im Vergleich mit nicht erkrankten Studienteilnehmer*innen vermehrt Anzeichen von mittelfristigen Organschädigungen festgestellt. Möglich seien eingeschränkte Funktionen von Herz, Lunge und Nieren sowie eine höhere Anfälligkeit für Beinvenenthrombosen.
Keine Einschränkungen bei Gehirnleistung und Lebensqualität
Omnikron-Variante: Neue Erkenntnisse haben „höchste Bedeutsamkeit“
Die Studienergebnisse wurden am 5. Januar als sogenannte Fast track Publikation im European Heart Journal veröffentlicht. „Die Erkenntnis, dass selbst ein milder Krankheitsverlauf mittelfristig zur Schädigung diverser Organe führen kann, hat höchste Bedeutsamkeit gerade auch im Hinblick auf die aktuelle Omikron-Variante, die mehrheitlich mit milderen Symptomen einherzugehen scheint“, erklären der wissenschaftliche Studienzentrumsleiter des UKE, Prof. Dr. Raphael Twerenbold und die Erstautorin der Studie, Elina Petersen. Prof. Dr. Stefan Blankenberg, HCHS-Studienleiter und Ärztlicher Leiter des Universitären Herz- und Gefäßzentrums des UKE, sagt: „Die Ergebnisse ermöglichen es uns, frühzeitig mögliche organische Folgenerkrankungen zu erkennen und die entsprechenden therapeutischen Maßnahmen einzuleiten.“
UKE führt größte lokale Gesundheitsstudie der Welt durch
Mit der Hamburg City Health Study (HCHS) würden Hamburgs Wissenschaftler*innen Standards setzen, so Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank. „Dass nun die ersten Ergebnisse der weltweit größten Gesundheitsstudie zu den gesundheitlichen Folgen von COVID-19 da sind, ist ein großer Erfolg und wichtiges Signal in der Pandemie.“ Die HCHS ist nach eigenen Angaben die größte lokale Gesundheitsstudie der Welt. Im Rahmen der Studie sollen insgesamt 45.000 Hamburger*innen zwischen 45 und 74 Jahren über einen langen Zeitraum hinweg untersucht werden, um die Risikofaktoren für häufige Erkrankungen wie Herzinfarkt, Vorhofflimmern, Schlaganfall, Demenz oder Herzinsuffizienz zu identifizieren.
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