Wasserstoff

HY-5: Auf dem Weg zu Europas führender Wasserstoffregion

1. Dezember 2020
Nordländer starten grüne Wasserstoffinitiative HY-5. In Norddeutschland soll bis 2035 eine grüne Wasserstoffwirtschaft entstehen

Die Wirtschaftsförderorganisationen der norddeutschen Bundesländer Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben sich auf Initiative der IHK Nord zur grünen Wasserstoffinitiative HY-5 zusammengeschlossen. Die neue Standortinitiative verfolgt das Ziel, Norddeutschland zur stärksten Zukunftsregion für grünen Wasserstoff im Herzen Europas zu machen und die Wertschöpfungskette für grünen Wasserstoff zu vervollständigen. Gemeinsam wollen die Bundesländer Norddeutschland als Hotspot auf der europäischen Wasserstoff-Landkarte etablieren.

Norddeutschland ist Vorreiter im Bereich der Windenergie

Eine aktuelle OECD-Studie zeigt, dass Norddeutschland besonders für den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft geeignet ist. So besitze die Region besondere Standortvorteile zur Erzeugung erneuerbarer Energien und ein großes Abnahmepotenzial von grünem Wasserstoff, vor allen bei den ansässigen Industrieunternehmen. Die fünf Bundesländer haben sich als Vorreiter im Bereich der Windenergie etabliert und wollen ihr Know-how rund um nachhaltige Technologien und Energien nun im Schulterschluss mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden und Politik in die Herstellung und kommerzielle Nutzung grünen Wasserstoffs einfließen lassen. Bereits seit 30 Jahren wird in der Region an Wasserstofftechnologien geforscht und Initiativen auf Landesebene haben wichtige Netzwerke etabliert, die das Thema wirtschaftlich, wissenschaftlich und politisch vorantreiben. 

Auf dem Weg zur grünen Wasserstoffwirtschaft 2035

Grüner Wasserstoff ist ein umweltfreundlicher Energieträger, der in Zukunft Öl und Gas ersetzen könnte. Er ist außerdem ein wichtiger Ausgangsstoff für die chemische Industrie. „Durch den Ausbau dieser Schlüsseltechnologie aus erneuerbaren Quellen können wir in Hamburg die Dekarbonisierung der Industrie vorantreiben und gleichzeitig unsere Rolle als Europas führender Wirtschafts- und Innovationsstandort festigen“, so Michael Westhagemann, Hamburgs Senator für Wirtschaft und Innovation. „Der Hamburger Hafen soll in Zukunft Europas Logistik-Hub für grünen Wasserstoff werden, von dem Anwenderindustrien und Energiewirtschaft gemeinsam profitieren.“ Im Zuge dessen will sich die Initiative HY5 dafür stark machen, dass sich weitere Unternehmen, Think-Tanks, Forschungseinrichtungen und Startups in Norddeutschland ansiedeln, um so gemeinsam mit den Stakeholdern vor Ort Lösungen für grünen Wasserstoff zu entwickeln. 

Bis 2035 soll in Norddeutschland eine grüne Wasserstoffwirtschaft entstehen. Geplant ist laut Norddeutscher Wasserstoffstrategie, dass bereits 2025 mindestens 500 Megawatt Elektrolyseleistung zur Erzeugung von grünem Wasserstoff installiert sind, bis 2030 soll die Leistung auf mindestens fünf Gigawatt und somit um den Faktor 10 steigen. Dr. Bernd Buchholz, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus in Schleswig-Holstein, erklärt: „Mit HY-5 bündeln wir unsere Kräfte und verdeutlichen das enorme Potenzial der Wasserstofftechnologie in unserer Region.“

Rund 50 Wasserstoffprojekte im Norden

In sechs von der Bundesregierung geförderten Reallaboren arbeiten Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Universitäten und Startups an Wasserstoffprojekten, die Themenfelder wie die Dekarbonisierung der Industrie, Sektorenkopplung oder Elektrolyse beinhalten. Darüber hinaus punkten die norddeutschen Länder beim Thema Infrastruktur. Zu den Standortvorteilen zählen mehr als 12 Seehäfen mit Logistik- und Importterminals, die ihre Kapazitäten für den Import von Wasserstoff ausbauen wollen. In der norddeutschen Region, die so groß wie Dänemark und die Niederlande zusammen ist, leben 15 Millionen Menschen, die ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von mehr als 600 Millionen Euro erwirtschaften und damit den 7. Platz im EU-Länder-Ranking belegen würden.

Wasserstoffprojekte in Norddeutschland

Norddeutschland liegt im Zentrum zukünftiger Wasserstoffmärkte entlang der europäischen Nord- und Ostseeküste. Auf 2.400 Küstenkilometern sichern zahlreiche On- und Offshore-Windenergieanlagen sowie eine hohe Anzahl von Solargeneratoren die Versorgung mit grüner Energie, von dem ein Teil aufgrund von Netzengpässen heute noch ungenutzt bleibt. Doch es sei wichtig, „dass der Onshore- und Offshore-produzierte Strom aus nachhaltigen Energiequellen gespeichert werden kann. Darüber hinaus gilt es, diesen auch für andere Bereiche nutzbar zu machen“, sagt Harry Glawe, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern.

Zahlreiche Schlüsselindustrien als potenzielle Abnehmer

Eine Wasserstoffpipeline, geologische Untergrundformationen, wie Speicherkavernen, und eine ausgebaute Erdgasnetzinfrastruktur bieten zudem gute Bedingungen für Zwischenspeicherung und Transport: „Wir haben eine hohe Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien, die notwendige Infrastruktur für Speicherung, Transport und Verteilung von Wasserstoff sowie vielfältige Nutzungsmöglichkeiten in Energie, Mobilität und Industrie“, führt Dr. Bernd Althusmann, Niedersachsens Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, aus. So gebe es potenzielle Abnehmer in zahlreichen Schlüsselindustrien – von der Stahlindustrie, Chemieindustrie, Automobilindustrie über Flugzeug- oder Schiffbau und Medizintechnik bis zur Pharmaindustrie, Lebensmittelindustrie und Landwirtschaft. 

Europas Denkfabrik für die Wasserstoffwirtschaft

Zudem arbeiten in Norddeutschland, in einem Radius von gut 200 Kilometern, Wissenschaftler*innen an rund 24 Universitäten und Fachhochschulen, über 20 Fraunhofer-Instituten, Helmholtz-Zentren, den Energieforschungsverbünden oder dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR). An der norddeutschen Wasserstoffstrategie sind mehrere hundert Unternehmen beteiligt: Dazu gehören Global Player, wie Siemens, Shell, Total, ArcelorMittalAurubis, Alstom, Continental, Salzgitter AG, Linde, VW, Bosch, MAN und EWE, genauso wie innovative Startups und Spezialisten, darunter GP Joule, HYPION oder APEX Energy. So nehmen die Bundesländer eine Schlüsselrolle beim Erreichen der Klimaschutzziele und dem Gelingen der Energiewende in Deutschland ein.

Ökosystem aus Wirtschaft, Wissenschaft, Think-Tanks und Startups

All dies bietet gute Voraussetzungen, um eine grüne Wasserstoffwirtschaft erfolgreich aufzubauen. Auf diese Weise sollen hohe Anreize für Wertschöpfung, Innovationen und Wirtschaftswachstum entstehen, die den Ausbau qualifizierter Arbeitsplätze in der Region fördern: „Wir bekennen uns klar zur Zukunftstechnologie Wasserstoff und zu einem starken norddeutschen Bündnis, mit dem wir gemeinsam mit unseren norddeutschen Nachbarländern um Ansiedlungen und Investitionen im Norden werben“, betont Andreas Heyer, Vorsitzender der Geschäftsführung der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH.
sb/kk

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