Demnach stehe das Stromnetz vor zwei grundlegenden Herausforderungen: Einerseits sorgt die lokal unterschiedliche Verteilung von EEG-Anlagen dafür, dass Netzengpässe auftreten. Netzbetreiber müssen dann die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien abregeln und nutzen stattdessen oft Strom aus Kohlekraftwerken, damit die Energiebilanz ausgeglichen ist. Nutzer von Elektroautos laden ihre Batterie dann mit Kohlestrom, ein Kritikpunkt, der zuletzt immer wieder laut wurde. Dieses Engpassmanagement durch Abregelung kostet alle Endkunden rund eine Milliarde Euro jedes Jahr, so die Experten von Energie Dock.
Tim Dethlefs, Dr. Tim Plath und Dr. Thomas Preisler von Energie Dock wollen die Energiewende vorantreiben. Die drei Wissenschaftler haben den Energiemarkt Nemo.Spot entwickelt, um Stromverbraucher*innen, Energieversorger und Netzbetreiber zusammenzubringen – damit gemeinsam mehr Erneuerbare Energien (EEG) genutzt werden. Um Netzengpässe zu managen, setzt das Gründertrio auf Elektroautos und Wärmepumpen. Das im April 2020 gegründete Startup ist ein Spinoff der Forschung zu Energiemärkten an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg).
Herausforderungen: Netzengpässe und lokale Überlastungen
Anderseits gibt es einen Trend zu immer mehr Elektroautos und Wärmepumpen. Das sind Großanlagen, für die die Netze auf lokaler Ebene bislang nicht ausgelegt sind und den Energiebedarf von Haushalten in den nächsten 30 Jahren verdreifachen, wie Gründer weiter erklären. Somit kann es zu lokalen Überlastungen kommen, welche Netzbetreiber mit Ladeleistungsbegrenzungen lösen wollen, was einen enormen Komfortverlust und hohe Kosten für Endkunden bedeutet.
Stromverbrauch verschieben anstatt abzuschalten
Die Lösung – eine intelligente Steuerung von Elektroautos und Wärmepumpen. Diese bietet die Chance, Stromverbräuche zu verschieben und nicht einfach abzuschalten, sind die Wissenschaftler überzeugt: „Mit unserer Plattform können Betreiber*innen von Elektroautos und Wärmepumpen die Flexibilität ihrer Verbraucher*innen den Netzbetreiber*innen anbieten. Diese*r kann das Flexibilitätsangebot nutzen, um Netzengpässe auszugleichen. Der Ladevorgang wird später nachgeholt, ohne Komforteinbuße und mit mehr Ökostromanteil.“
Netzengpass-Management günstiger und grüner gestalten
Zusammen mit großen Internet-of-Things-Anbietern und Netzbetreibern will Energie Dock das Netzengpass-Management „günstiger und grüner" machen. Ziel sei es, dass E-Autofahrer so einfach wie möglich dazu beitragen können, dass möglichst viel Strom aus EEG-Anlagen genutzt werden kann. Neben reduzierten Kosten könne so rund eine Tonne CO2 eingespart werden, verspricht Mitgründer Tim Plath. Hierfür benötigen Kund*innen eine sogenannte intelligente Wallbox, die den Ladevorgang des Elektroautos managt. Zusammen mit der Prognose über die Standzeit kann der Netzbetreiber die Elektroautos so laden, dass Engpässe gar nicht erst auftreten. Der Prozess funktioniert voll automatisiert. Die Gründer sind überzeugt: Mit diesem System können die Kosten für das Engpassmanagement um bis zu 50 Prozent reduziert werden. Außerdem führe die Verschiebung des Verbrauchs dazu, dass der Stromabsatz insgesamt nicht geschmälert werde.
sm/sb