Wobei es mit ein paar Fotos noch längst nicht getan ist. „Um zu konkreten Ergebnissen zu kommen, müssen in bestimmten Abständen Fotos von Stellen gemacht werden, an denen Veränderungen registriert wurden. Also beispielsweise dort, wo Spot kleine Risse im Beton entdeckt hat“, so Baldauf. Durch die wiederholten Aufnahmen lasse sich einschätzen, ob sich die Risse zu Schäden entwickeln und Reparaturmaßnahmen erforderlich machen. Ist das der Fall, übernimmt Kollege Mensch, der wiederum von Spots Vorarbeit profitiert. „Der exakte Standort für den Reparatureinsatz kann nun auf einer AR-Brille angezeigt werden. Das ist ausgesprochen hilfreich, schließlich sehen die Brückensegmente da unten alle gleich aus.“
Regelmäßige Bauwerksprüfungen sind entscheidende Faktoren für die öffentliche Sicherheit. Ist die Köhlbrandbrücke an der Reihe, bedeutet das für die Bauwerksprüfer:innen, 3,8 Kilometer Hohlräume zu kontrollieren, in denen es im Winter bitterkalt und im Sommer extrem heiß ist. „Dazu ist es richtig laut, weil kontinuierlich der Verkehr über die Brücke braust“, weiß Ulrich Baldauf, Leiter des Bereichs Forschung & Entwicklung bei der Hamburg Port Authority (HPA). Spot macht das alles nichts aus. Der Roboterhund, ausgestattet mit Laserscanner, Sensoren und einer hochauflösenden Kamera mit 30-fachem optischem Zoom, übernimmt die Inspektion und erzeugt aus den gewonnenen Daten eine 3D-Punkt-Wolke. „Daraus ergibt sich ein detailliertes 3D-Modell, das Bauwerksprüfer:innen ganz bequem vom Homeoffice aus am Rechner oder über eine VR-Brille ansehen können“, erklärt Baldauf. Die HPA hat die „tierische" Unterstützung anderthalb Jahre im Rahmen eines Projekts erprobt, Projektpartner waren das Robotik-Unternehmen Boston Dynamics und das Digitalunternehmen Reply.
Bessere Orientierung dank AR-Brille
Spot war ein voller Erfolg
Spots Orientierungsfähigkeiten standen ebenfalls im Fokus der intensiven Testphase. „So eine Brückeninspektion dauert seine Zeit. Das heißt, Spot musste über einen Zeitraum von mehreren Tagen autonom arbeiten. Und ähnlich wie ein Saugroboter, musste er eigenständig zur Ladestation zurückkehren, sobald sein Akku leerlief und anschließend genau dort weitermachen, wo er seine Inspektion unterbrochen hatte.“ Auch diese Aufgabe hat Spot erfolgreich gemeistert, freut sich Baldauf. „Wir haben den Roboter von Januar 2022 bis Juni dieses Jahres getestet und das Projekt war ein voller Erfolg.“ Über Spots weitere Karriere bei der HPA, also den Kauf des Systems, wird im ersten Quartal 2024 entschieden. Die Investition von rund 200.000 Euro für den Roboterhund sowie Sensoren und Steuerungssoftware würde sich in etwa fünf Jahren amortisieren, schätzt Baldauf. Und Einsatzfelder gäbe es genug. „Nach einem entsprechenden Training könnte Spot in jedem beliebigen Bauwerk eingesetzt werden, Container auf Gasrückstände oder Rostschäden überprüfen und auch generell zur Sicherheit drinnen und draußen beitragen – als künstlicher Wachhund."
Roboter entlastet Belegschaft durch Routinearbeiten
Spot würde gut zur Hightech-Strategie der HPA passen, die bereits auf Drohnen für Inspektionsarbeiten setzt. „Wir nutzen beispielsweise Flugdrohnen zur Kontrolle von schwer zugänglichen Anlagen oder Schwimmdrohnen, um etwaige Schäden durch Unterwasserkorrosion von Kaimauern zu untersuchen.“ Und wie reagieren HPA-Mitarbeiter:innen auf den Roboter-Einsatz? „Ausgesprochen positiv“, betont Baldauf. „Das Instandhaltungsteam erhält ein ausgesprochen hilfreiches Tool und auch in anderen Einsatzbereichen kann Spot Routineaufgaben übernehmen und so die Belegschaft entlasten. Angesichts des Fachkräftemangels eine wirkliche Hilfe.“
ys/mm