Und wie ist Hamburg in Bezug auf diese lukrativen Märkte aufgestellt? Michael Westhagemann, Präses der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, bekräftigte in seinem Grußwort in der Katholischen Akademie erneut die Absicht des Senats, die Hansestadt auf die internationale KI-Landkarte zu bringen. „Dass Hamburg die dazu nötigen Voraussetzungen mitbringt, zeigt nicht zuletzt die Anerkennung des Standorts als eine von vier Modellregionen für KI-Startups seitens des Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWi) – und die damit verbundene Fördersumme von 3,8 Millionen Euro.“ Um also künftigen Gründer:innen, aber auch etablierten Unternehmen Mut zu machen, die Zukunftstechnologie einzusetzen, stand der diesjährige KI-Summit im Rahmen des fAIstival.hamburg unter dem Motto „Verstehen, entwickeln, anwenden“. So wurde etwa in der der Session „Künstliche Intelligenz – Was muss ich wissen und ist KI immer sinnvoll?“ das Periodensystem der Künstlichen Intelligenz vorgestellt. Entwickelt vom Branchenverband Bitkom e.V., sollen Unternehmen durch diese Form des Baukasten-Prinzips dabei unterstützt werden, den Begriff KI auf Geschäftsprozesse anzuwenden und Aspekte wie Marktreife, Aufwand, benötigtes Maschinentraining sowie Wissen und Erfahrungen der Mitarbeiter:innen einschätzen können.
Wir sind auf dem Weg zum smarten Büro, zur smarten Fabrik und zum Smart Home. Doch je mehr intelligente Systeme zum Einsatz kommen, desto höher ist das Sicherheitsbedürfnis der User:innen. Entsprechend standen bei der Keynote von Dr. Lars Reger zum KI-Summit Hamburg 2022 am 30. August die Begriffe Sicherheit, Verlässlichkeit und Verantwortung im Zentrum. Wer in diesen Bereichen mit klugen Lösungen aufwarten kann, bewege sich in einem lukrativen Geschäftsumfeld, ist der CTO von NXP Semiconductors überzeugt. „KI-Systeme in Hacking-Sicherheit einzubetten, ist ein großer Markt“, so Reger.
Hamburg gehört auf die internationale KI-Landkarte
Mehr Mut: KI einfach mal ausprobieren
Dies sei eine gute Möglichkeit, um Hemmschwellen bei Unternehmen abzubauen. Denn besonders mittelständische Unternehmen seien oft noch zurückhaltend beim Einsatz der neuen Technologie, weiß Dr. Susan Wegner, Vice President Artificial Intelligence & Data Analytics bei Lufthansa Industry Solutions. Die KI-Expertin plädierte für mehr Mut, KI einfach mal in ersten Use Cases auszuprobieren. „Aber machen Sie zuvor Ihre Hausaufgaben. Um ein erfolgreiches Geschäftsmodell zu entwickeln, müssen Sie Ihre Datenlage klären: Wo kommen die Daten her? Stimmt die Qualität? Wer kann wann darauf zugreifen?“ Und Dr. Michaela Regneri, Managing Director House of Computing and Data Science (HCDS) der Universität Hamburg, ergänzte: „Die Entwicklung einer KI-Anwendung muss ein Gemeinschaftsprojekt sein. Alle Akteure müssen permanent in den Prozess eingebunden sein. Das kostet Zeit, Geld und manchmal auch Nerven, aber es sichert den Erfolg.“
Europäischer Ansatz zur Regulierung künstlicher Intelligenz
Ein weiterer wesentlicher Aspekt für den Erfolg der Zukunftstechnologie ist das Feld Responsible AI, waren sich die Expert:innen einig. „Wir müssen das Vertrauen in KI-Anwendungen stärken“, betonte etwa Hendrik Reese, Partner bei PwC, und verwies auf den europäischen Ansatz zur Regulierung von künstlicher Intelligenz. Aspekte dieser Regulierung seien etwa Fairness, Transparenz, aber auch Datensicherheit und Robustheit der Systeme. Wobei das Befolgen der verschiedenen Kriterien keineswegs nur ein Akt der Selbstlosigkeit sei, betonte etwa Professor Frank Passing, CEO bei Intuitive AI. „Sichere Systeme sichern auch die Wirtschaftlichkeit der Anwendung.“
KI-Ökosystem wächst mit großer Dynamik
Und wie gut entwickelt sich die KI in der Metropolregion Hamburg? Sehr gut, ist Alois Krtil überzeugt: „Das KI-Ökosystem in Norddeutschland wächst mit großer Dynamik.“ Als Beispiele nannte der Mitgründer und Geschäftsführer des Artificial Intelligence Center (ARIC) autonome Wartungsroboter in der Luftfahrt, Assistenzsysteme in der Gesundheitswirtschaft und neue Tools für die Stadtplanung. „Oder denken Sie an die Drohnenschwärme, die Schadstellen in Brücken detektieren oder Evakuierungsgassen bei Katastrophen koordinieren können.“ Zudem habe der ITS-Weltkongress gezeigt, wie sich KI buchstäblich auf die Straße bringen lasse. Besonderes Potenzial sieht der KI-Experte etwa in multimodalen KI-Modellen, richtiggehenden Alleskönnern: „Dabei werden KI-Modelle entwickelt, die nicht nur eine einzige Aufgabenstellung meistern, sondern die durch relativ einfaches Nachtrainieren, eine Vielzahl von Anforderungen bewältigen.“ Eine Entwicklung, die ganz neue Möglichkeiten eröffne.
ys/sb