Hamburg News: Was sind Ihre (beruflichen) Pläne für die Zukunft?
Wegner: Derzeit verfolge ich zwei große Strategien. Die erste ist, KI-Lösungen einfach und schnell für alle anwendbar zu machen, zum Beispiel durch das Anbieten von KI als Service. Bislang war die KI-Entwicklung eher eine Individualprogrammierung, für die oft erst KI-Experten gefunden oder ausgebildet werden mussten. Das machte die Projekte langwierig und teuer. Zudem waren nur große und finanzstarke Unternehmen in der Lage, solche Projekte zu stemmen. Mit einem Cloud-Service hingegen ist KI in die Reichweite von mittelständischen Unternehmen gerückt. KI als Service senkt die Herausforderungen, weil viele Teilprobleme bereits im Vorfeld durch den Anbieter gelöst wurden. Unternehmen kommen dadurch viel schneller an den Punkt, an dem sie wirklich von KI profitieren können.
Meine zweite Strategie besteht darin, den Geschäftsbereich Artificial Intelligence & Data Analytics bei Lufthansa Industry Solutions zu ‚dem‘ bekannten und anerkannten großen KI-Team in Deutschland zu machen. Wir haben bereits ein sehr qualifiziertes und erfahrenes Team mit einer langen Historie bei der Einführung von KI-Fällen in der Produktion und der Generierung von Geschäftseffekten. Wir sind dabei, dieses Team weiter auszubauen und möchten die Größe im nächsten Jahr mehr als verdoppeln.
Hamburg News: Warum sollte es mehr Frauen in der KI geben?
Wegner: Ein Hauptgrund ist, dass die KI von Menschen bzw. den Daten trainiert wird und wir somit unsere persönliche Perspektive in das Training einbringen. Wenn Sie zum Beispiel an einen Tennis- oder Fußballtrainer denken, werden seine Schüler immer von seiner persönlichen Note beeinflusst, sei es der Spin oder die Rituale, die er vor einem Spiel hat. Deshalb wird den Schülern geraten, ihre Trainer ab und zu zu wechseln. Nicht, weil ihre Trainer einen schlechten Job gemacht haben, sondern, um eine neue Perspektive zu gewinnen. Wenn Sie jetzt also an einen Trainertyp für alle Schüler in der Welt denken, würde sich das Spiel nicht wesentlich weiterentwickeln und auch keine Schüler berücksichtigen, die nicht in ihren Schülertyp passen. Übersetzt man nun das Trainerproblem, muss KI in der Lage sein, alle möglichen Perspektiven abzudecken, um uns in allen Bereichen, in denen KI anwendbar ist, weiterzubringen.
Eine künstliche Intelligenz darf niemanden diskriminieren. Daher ist die Beachtung von Diversität in der KI entscheidend für ihren Erfolg. Daher bin ich davon überzeugt, dass wir mehr Frauen brauchen, damit KI zu der vielversprechenden Lösung wird, von der wir glauben, dass sie es sein kann, um mehr Diversität unter den verfügbaren KI-Schöpfern und -Trainern zu erreichen, um mögliche Vorurteile zu verringern. Wenn die Vielfalt in der KI vernachlässigt wird, laufen wir Gefahr, die Geschlechterkluft, gegen die wir schon so lange kämpfen, zu potenzieren und Minderheiten, die die einzige Quelle für die Herausforderung des Status quo sind, weiterhin zu vernachlässigen.
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