Für den weitreichenden Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) und damit dem Erfolg des autonomen Fahrens, ist die Akzeptanz der Bevölkerung entscheidend. Deshalb stand dieser Aspekt, neben der technischen Machbarkeit, auch im Fokus der zweiten Projektstaffel. Bei TaBuLa-LOG wurde erforscht: Wie reagieren Fahrgäste, wenn im Bus plötzlich ein Roboter zusteigt? Moderne Technik stellt dabei sicher, dass Laura den Fahrgästen nie wirklich zu nahekommt. Sensoren registrieren Menschen im Bus sowie potenzielle Hindernisse, wenn der Transportroboter außerhalb des Busses autonomen unterwegs ist. TaBuLa-LOG ist eines von mehr als 170 ITS-Projekten in Hamburg. ITS steht für „Intelligente Verkehrssysteme“ und die Hansestadt hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 zur Modellstadt für urbane Mobilitäts- und Logistiklösungen zu werden. Der ITS Weltkongress 2021 – bei dem Laura einem internationalen Publikum präsentiert wurde – war ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg dahin. TaBuLa-LOG ist noch bis Ende 2022 terminiert, doch schon jetzt ist die Fortführung des Projekts beschlossen. An der TUHH fand im Juli das Auftakttreffen zum neuen Projekt TaBuLa-LOGplus statt, bei dem der Einsatz und die Erforschung von KI im Fokus steht.
Erstmals rollte ein automatisierter Elektrobus ohne Fahrer im Rahmen des Forschungsprojekts TaBuLa (Testzentrum für autonome Busse im Kreis Herzogtum Lauenburg) im Sommer 2019 durch Lauenburgs Alt- und Oberstadt in der Metropolregion Hamburg. Ziel war es zu erforschen, ob ein fahrerloses Shuttle die Attraktivität des ÖPNV steigern kann. Nach ersten, ermutigenden Ergebnissen wurde das Projekt um eine Logistikkomponente erweitert: Das Institut für Technische Logistik (ITL) der Technischen Universität Hamburg (TUHH) entwickelte für TaBuLa-LOG den autonomen Lieferroboter Laura. Damit konnte ein kombinierter Personen- und Warentransport im automatisierten Pendelbetrieb getestet werden. Nun geht das Projekt in eine weitere Verlängerung: TaBuLa-LOGplus hat sich die Konzeption und den Testbetrieb einer smarten Leitstelle für automatisierte Transportroboter und Busse in der Stadt Lauenburg zum Ziel gesetzt. Das Projekt läuft bis Juni 2024 und wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit 2,34 Millionen gefördert.
Modellstadt für urbane Mobilitäts- und Logistiklösungen
Autonome Shuttle als Treiber des Umstiegs?
Die Wissenschaftler:innen entwickeln KI-Algorithmen, die eine optimale Entscheidungsfindung auch bei unklaren Auslastungsszenarien und Transportanforderungen zwischen Personen- und Warentransport ermöglichen sollen. Wie bei den Vorgängerprojekten hat TaBuLa-LOGplus das übergeordnete Ziel, zu erforschen, ob und wie durch die Automatisierung des öffentlichen Personenverkehrs ein Umstieg vom Individualverkehr hin zur Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln gefördert werden kann. Im Gegensatz zu den Vorgängerprojekten, werden die Lauenburger die Fortschritte des aktuellen Projekts allerdings nicht mehr hautnah verfolgen können. Die Lösungsansätze sollen hauptsächlich in Laborumgebungen und Simulationen erprobt werden. Aber nicht ausschließlich. Bei vereinzelten Ausflügen Lauras auf Lauenburgs Straßen wird der Transportroboter mittels Computer Vision durch eine KI-basierte Umfelderkennung ausgestattet, um in Echtzeit auf kritische Situationen reagieren zu können.
Autonome Fahrzeuge bald im normalen Straßenverkehr?
Die Projektdauer von TaBuLa-LOGplus reicht vom 1. April 2022 bis zum 30. Juni 2024. Im Mai hat der Bundesrat eine Verordnung zum Autonomen Fahren verabschiedet, die Tests im Linienbetrieb im normalen Straßenverkehr erlauben. Autonom fahrende Busse durften bislang nur im Testbetrieb auf speziellen Strecken und sehr langsam fahren. Die neue Verordnung schafft hier Erleichterungen. „Dass autonome Fahrzeuge bei uns künftig im normalen Straßenverkehr teilnehmen können, ist weltweit einmalig und war ein enormer Kraftakt. Aber gerade mit diesen detaillierten Erfahrungen bei der Entwicklung des Rechtsrahmens und dessen Umsetzung können wir einen wesentlichen Beitrag für die weitere Arbeit auf internationaler Ebene leisten“, so Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr.
ys/sb
Quellen und weitere Informationen
TaBuLa-LOGplus
Das Projekt TaBuLa-LOGplus wird von der TU Hamburg, mit dem Institut für Technische Logistik (ITL) und dem Institut für Verkehrsplanung und Logistik (VPL), sowie den Unternehmen Palaimon GmbH und Interlink GmbH getragen. Als assoziierte Partner sind der Kreis Herzogtum Lauenburg, die Stadt Lauenburg an der Elbe, Yunex Traffic (Ausgliederung von Siemens) und die Kion Group beteiligt.