Beim forschungsstarken Familienunternehmen stehen die Zeichen auf Wachstum. Beim Umsatz – aber auch bei der Infrastruktur. Im neuen Gewerbepark Semiramis im Süden Lübecks übernimmt der Konzern 84 Prozent der 46.000 Quadratmeter großen Fläche. Hier entsteht ein neues Lager, das Platz schafft für zusätzliche Kapazitäten in der Zukunft. Ein gutes Zeichen für die rund 5.300 Mitarbeiter:innen allein in Lübeck – der zweitgrößten Stadt in der Metropolregion Hamburg. Weltweit sind es mehr als 16.000 Beschäftigte in über 190 Ländern, Tendenz steigend. Die Medizin- und Sicherheitstechnik von Dräger schützt und rettet weltweit Leben – in Krankenhäusern, bei Feuerwehren, Rettungsdiensten, im Bergbau, aber auch in der Industrie. Das Unternehmen ist bekannt für Atemschutzgeräte und Beatmungsgeräte, die Lübecker liefern aber auch Chemikalienschutzanzüge, Tauchausrüstung, Inkubatoren für Frühgeborene, Brandsimulationsanlagen für das Training von Feuerwehrleuten und ganze Sicherheitslösungen für Unternehmen aus der Industrie. In den USA ist „Draegermen“ oder „Draegerwoman“ ein Synonym für die Grubenretter:innen. Und als Edmund Hillary 1953 die Erstbesteigung des Mount Everest glückte, hatte er ein Sauerstoffgerät dabei – made by Dräger.
Auftragsboom beim Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Dräger
Beim Lübecker Familienunternehmen Drägerwerk AG & Co. KGaA wächst die Nachfrage kräftig. Der Auftragseingang im ersten Halbjahr stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 134 Millionen Euro auf 1,738 Milliarden Euro, teilte Dräger am 29. Juli mit: „Mit einem stabilen Umsatz und einem positiven operativen Ergebnis hat sich unser Geschäft in der ersten Jahreshälfte 2025 insgesamt solide entwickelt. Zudem konnten wir den höchsten Auftragseingang seit dem Rekordhalbjahr 2020 erzielen. Damit sind die Voraussetzungen für stärkeres Umsatzwachstum im zweiten Halbjahr geschaffen“, sagt Vorstandsvorsitzender Stefan Dräger, der den Mittelständler in fünfter Generation führt. Besonders viele Aufträge gab es im Segment Medizintechnik, zum Beispiel bei Beatmungs- und Anästhesiegeräten. In diesem Segment erhöhte sich der Auftragseingang währungsbereinigt demnach um 14,8 Prozent auf 1.010,8 Mio. Euro – im Vorjahreszeitraum waren es 900,1 Mio. Euro. Umsatztreiber war unter anderem ein mehrjähriger Großauftrag aus Mexiko für Krankenhäuser.
Über 16.000 Beschäftigte in über 190 Ländern

Erfolgsrezept: Innovationen
Die Erfolgsgeschichte des Familienunternehmens begann 1889. Johann Heinrich Dräger, der Ururgroßvater des heutigen Firmenchefs Stefan Dräger, erfand damals ein Ventil für Bierzapfanlagen. 1907 folgte der Pulmotor, das weltweit erste Beatmungsgerät. Es wurde – wie viele andere Geräte von Dräger auch – zum Verkaufsschlager. Das Besondere an Dräger ist der Forschergeist der Lübecker. Immer wieder ist es dem Unternehmen gelungen, mit Erfindungen Geschichte zu schreiben: ihr Narkoseapparat etwa oder der Tauchretter, mit dem U-Boot-Besatzungen im Notfall aus einem gesunkenen Boot auftauchen können. Damals wie heute gilt: Innovationen sichern das Wachstum: „Unsere Aktivitäten in Forschung und Entwicklung haben für uns einen hohen Stellenwert“, erklärt Pressesprecherin Melanie Kamann auf Anfrage der Hamburg News. Im vergangenen Jahr hat der Konzern gut 330 Mio. Euro in Forschung und Entwicklung investiert, 2025 sollen es bis zu 350 Mio. Euro werden.
Im Oktober findet der fünfte Dräger-Hackathon statt. Dafür sind Studierende aus Feldern wie IT, Softwareentwicklung oder Elektrotechnik an Bord und tüfteln an Fragen rund um künstliche Intelligenz. Eine besonders enge Zusammenarbeit gibt es mit der Universität zu Lübeck. Das Institut für Medizintechnik und Elektrotechnik ist auf dem Gelände von Dräger untergebracht – das Unternehmen und die Jürgen-Wessel-Stiftung ermöglichten vor zehn Jahren die Gründung des Instituts. Damals war es bundesweit das erste universitäre Institut auf einem Firmengelände – ein Meilenstein für den Technologietransfer. Zum 10-jährigen Jubiläum der Zusammenarbeit erklärte Institutsleiter Prof. Dr. Philipp Rostalski: „Die Unterstützung durch die Firma Dräger hat uns ideale Startbedingungen ermöglicht, die wir sowohl für unabhängige akademische Forschung und Lehre als auch für einen erfolgreichen Technologietransfer genutzt haben.“ Neben der Zusammenarbeit mit der Universität zu Lübeck kooperiert Dräger auch mit der Technischen Hochschule Lübeck, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, der Technischen Universität Hamburg, der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen oder der Nordakademie.

Dräger erwartet weiteres Wachstum
Und wie geht’s weiter bei Dräger? Die Lübecker sind optimistisch: „Unsere Märkte profitieren von langfristigen Wachstumstreibern wie dem demografischen Wandel oder zunehmenden Sicherheitsvorschriften für Industrieunternehmen. Wir erwarten demnach weiterhin zu wachsen, sowohl in der Medizin-, als auch in der Sicherheitstechnik“, sagt Pressesprecherin Melanie Kamann. Lübeck – das ist also mehr als Marzipan, Unesco-Welterbe und Thomas Mann. Das ist auch viel technische Innovation und Leben retten seit inzwischen fünf Generationen – vom Ventil für das Bierzapfen bis zum High-End-Beatmungsgerät.
agu/kk
Quellen und weitere Informationen
Ähnliche Artikel

Lübecker Hafen: Mehr Übersicht durch Digitalisierung

Bessere Informationen für gezielte Notfallhilfe
