Metropolregion Hamburg

5G-Netz im TIP Innovationspark: Drohnen-Kommunikation in Echtzeit

1. November 2024
Über das Netz in der Metropolregion Hamburg können Maschinen weltweit und direkt miteinander kommunizieren. Einsatzfelder werden in Buchholz im USIN5G-Projekt erforscht

Nur 25 Autominuten von Hamburg entfernt wird Zukunft gemacht. Unternehmen, Hochschulen und Startups arbeiten im niedersächsischen Buchholz zusammen an Innovationen. Das Projekt trägt den Namen USIN5G: Usage Scenarios for Innovation Networks in 5G. Wichtigstes Werkzeug dafür ist ein lokales, besonders leistungsfähiges 5G-Campusnetz. Seit August 2023 steht es im TIP Innovationspark Nordheide in Buchholz zur Verfügung. Über das Netz ist Kommunikation in Echtzeit möglich. Fängt etwa eine Drohne in Buchholz Bilder ein, könnten diese zeitgleich an jedem anderen Ort der Welt abgerufen werden. 5G ist Voraussetzung für Innovationen wie autonomes Fahren und vieles mehr. Bei USING5G werden Anwendungen für drei Felder entwickelt: „Smarte Produktion und Gebäude“, „Smart Services Plattform“ und „Intelligenter Katastrophenschutz“.

Wie 5G hilft, Leben zu retten 

Ende September im TIP Innovationspark Nordheide: Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren Dibbersen und Buchholz kämpfen sich durch ein verrauchtes Gebäude, um dort Menschen zu retten. Es ist eine Übung und zugleich letzter Meilenstein im USIN5G-Teilprojekt „Intelligenter Katastrophenschutz". Hier wird das 5G-Einsatzinformationssystem, das für den Modellversuch entwickelt wurde, auf Herz und Nieren getestet. Rund 100 Freiwillige Feuerwehren im Landkreis Harburg haben Tablets mit dem System bekommen. Ihre Anforderungen sind in die Weiterentwicklung der Software eingeflossen. 5G mache vieles möglich. Schon während der Fahrt zum Einsatz könnten sich die Feuerwehrleute per Tablet über Gefahrstoffe vor Ort oder die Standorte von Hydranten informieren. Dank eines digitalen Gebäudemodells könnte die Einsatzleitung das Team per Funk durch dichten Rauch lotsen. Außerdem soll zukünftig eine Lokalisierung der Feuerwehrleute machbar sein.

„Viele Dinge funktionieren bereits gut“

Hält die 5G-Technologie was sie verspricht? Der stellvertretende Kreisbrandmeister Torsten Lorenzen sagt: „Viele Dinge funktionieren bereits gut, etwa das dreidimensionale Gebäudemodell oder die Steuerung über Funk. Bei der Lokalisierung der Kräfte im Gebäude gibt es noch Luft nach oben.“ Die Herausforderung ist, möglichst zentimetergenaue Daten zu haben, denn in dichtem Rauch sehen Feuerwehrleute die Hand vor Augen nicht. 30 Zentimeter Abweichung bedeuten, dass eine Person rechts oder links von einer Wand sein kann. Insgesamt ist Lorenzen zufrieden. „Mit 5G können wir Menschen wesentlich schneller retten und es macht unsere Arbeit sicherer.“ Das Teilprojekt Intelligenter Katastrophenschutz" zeigt, was möglich ist, wenn Partner:innen – davon viele aus der Metropolregion Hamburg – ihr Know-how bündeln. An Bord waren unter anderem das Medizin- und Sicherheitstechnik-Unternehmen Dräger aus Lübeck und der Drohnen-Spezialist Beagle Systems aus Hamburg, aber auch die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen.  

USING5G im Einsatz bei der Feuerwehr
Torsten Lorenzen, stellvertretender Kreisbrandmeister im Landkreis Harburg, hat per Tablet alle Infos im Blick

Zugang zu Forschung auch für kleine Unternehmen

Das Besondere am Projekt USIN5G ist, dass auch kleinere Unternehmen Zugang zu anwendungsorientierter Forschung bekommen. „Es ist einfach toll, dass Unternehmen und Wissenschaft hier gemeinsam Dinge ausprobieren und nach klugen Anwendungen für die 5G-Technologie suchen“, sagt Projektleiterin Evelyn Stegmann. Ein Beispiel dafür ist Accelery. Das E-Commerce-Startup bietet Lasergravuren vom Liebesschloss übers Frühstücksbrettchen bis zum Weinglas. Im USIN5G-Teilprojekt „Smart Services Plattform" hat das Unternehmen zusammen mit der Leuphana Universität Lüneburg ein 5G-vernetztes mobiles Robotersystem entwickelt. Der Vorteil ist, dass unterschiedliche Gravuren nun sehr viel flexibler und schneller abgearbeitet werden können, weil die Produktion bei voller Auslastung über eine zentrale 5G-Datenplattform gesteuert wird. So steigt mit dem 5G-Standard bei Accelery die Effizienz.  

Für das Teilprojekt „Smarte Produktion und Gebäude" wurde der TIP Innovationspark Nordheide mit Sensoren und einer Drohne ausgestattet. Sie liefern umfangreiche Informationen, etwa zum Wetter, zu Schadstoffen, zur Wärmeentwicklung oder zu Beschädigungen an Gebäuden. In diesem Teilprojekt sind zum Beispiel Anwendungsfälle in der Gebäudetechnik oder auch Objektüberwachung denkbar.  

5G-Forschung auch nach Projektabschluss

USIN5G wurde vom Bund mit 3,5 Millionen Euro gefördert. Der Landkreis Harburg hat 175.000 Euro beigesteuert. Ende 2024 läuft das Projekt aus. Doch das 5G-Campusnetz im TIP-Innovationspark Nordheide wird auch langfristig zur Verfügung stehen. „Die Technologie hat das Potenzial zum Wachstumsmotor in vielen Lebens- und Wirtschaftsbereichen – das hat USIN5G gezeigt", erklärt Stegmann. „In Buchholz laufen unter dem Dach der WLH Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg GmbH aktuell weitere Forschungsprojekte zum Thema 5G mit einem Gesamtvolumen von rund 11 Millionen Euro. Die Entwicklung geht also weiter."
agu/mm/kk

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