Metropolregion Hamburg

Zurückgeben statt wegwerfen: Boomerang will Paketmüll reduzieren

27. November 2025
Über 11 Millionen Pakete werden täglich in Deutschland verschickt. So sagt das Startup Boomerang dem Verpackungsmüll den Kampf an

Der Onlinehandel wächst – und mit ihm der Müll. Denn in der Regel gehen Kartons und Tüten nur einmal auf die Reise. Wie es anders gehen kann, zeigt das Startup Boomerang aus Ahrensburg in der Metropolregion Hamburg. Boomerang hat Versandverpackungen entwickelt, die bis zu 50-mal wiederverwendet werden können. Um Rohstoffe zu sparen, werden die Packs und Boxen aus recyceltem Kunststoff gefertigt. Die Idee überzeugt: „Wir haben etwa drei Millionen Euro von Investor:innen eingesammelt, darunter Privatleute, Business Angels, Landesbanken oder Logistikunternehmen“, berichtet Gründer Marc Engelmann. Seit 2021 arbeitet er mit seinem Team an der Idee, den Onlinehandel ressourcenschonender zu machen.

Breuninger und WMF setzen betriebsintern auf Boomerang 

Inzwischen ist Boomerang nach eigener Aussage in der Seed-Phase: „Unser Fokus liegt derzeit auf Piloten – und zwar im B2B-Umfeld. Konkret sind das intralogistische Versendungen, wie der Austausch zwischen Warenhäusern, Click and Collect, Filial- oder Technikerbelieferungen.“ So arbeitet zum Beispiel die Modehauskette Breuninger im Bereich Click and Collect mit Boomerang. Online bestellte Kleidung wird zur Abholung für die Kund:innen per blau-orangener Mehrwegbox in die Filialen geschickt. Auch der Küchengerätehersteller WMF versendet Töpfe, Kaffeemaschinen, Geschirr und Co. via Boomerang-Box vom Zentrallager in seine Filialen. Eine Hamburger Filiale macht bei dem Testlauf mit. Gründer Engelmann erklärt: „Den Standort haben wir bereits mehrfach besucht und uns die Prozesse vor Ort angeschaut. Unterm Strich ist die häufige Nutzung unserer Boxen kostentechnisch deutlich günstiger als jedes Mal einen neuen Karton zu nehmen.“

Person wirft blau-rotes Paket in gelben Briefkasten der Deutschen Post ein.
Boomerang: Zusammenfalten und in den Briefkasten werfen

Onlinehandel: Rücksendung via Briefkasten 

Darüber hinaus sind die Boxen und Packs eine Option für den Onlinehandel, denn Boomerang hat auch ein digitales Pfandsystem mit Rückführungslogistik entwickelt. So funktioniert das Ganze: Beim Einkauf im Onlineshop kann die Kundin oder der Kunde die Mehrwegverpackung auswählen und hinterlegt dafür ein Pfand. Nach Erhalt der Ware wird die Verpackung auf DIN-A4-Größe zusammengefaltet und in einen Briefkasten geworfen. Via Rücksendeetikett geht die Box zurück zu Boomerang, wo sie gereinigt und wieder in Umlauf gebracht wird. Auch die Erstattung des Pfands übernimmt das Startup. Retouren sind ebenfalls möglich. 

Mehrwegidee überzeugt beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis

Auch in der Branche kommt die Idee aus Ahrensburg gut an. 2023 hat Boomerang den Deutschen Verpackungspreis gewonnen. Im vergangenen Jahr konnte das Startup den Deutschen Nachhaltigkeitspreis für sich verbuchen. Und ganz frisch ist die Auszeichnung mit dem Sustainable Impact Award des Magazins Wirtschaftswoche. Auch die Wissenschaft bestätigt, dass das Thema Nachhaltigkeit im Onlinehandel immer mehr in den Fokus kommt und Mehrweglösungen ökologische Vorteile haben. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI sei Voraussetzung dafür eine ausreichende Umlaufzahl: „Hierfür ist die Akzeptanz der Kund:innen von großer Bedeutung. Sie müssen bereit sein, den Mehraufwand zu leisten, der vor allem durch den Rückgabeprozess der Mehrwegversandverpackung entsteht.“ 

Junger Mann mit blond gefärbten Haaren lächelt vor grauer Betonwand.
Boomerang-Gründer und Mehrwegpionier Marc Engelmann

Ziel für 2026: Boomerang will wachsen

Und wie geht es für Boomerang weiter? Im kommenden Jahr will das Startup wachsen. Verpackungsexperte Engelmann betont: „Die Umsetzung und Skalierung der Pilotprojekte soll 2026 im besten Fall eine Signalwirkung auf andere große Unternehmen haben. Am Ende des Tages sprechen wir über Hunderttausende oder Millionen von Einwegverpackungen, die durch Boomerang ersetzt werden könnten.“ Der Standort in der Metropolregion Hamburg ist für das Startup auf jeden Fall eine gute Wahl: „Besonders spannend ist für uns, dass Hamburg so stark im Logistiksektor ist, was uns mit einschlägigen Akteuren bestens vernetzt und wir von dieser Kompetenz stark profitieren. Auch viele unserer Investoren kommen aus der Region.“ 
agu/sb

Mehr zum Thema

Ähnliche Artikel

Windräder auf grünen Feldern unter einem blauen Himmel mit leichten Wolken.

OECD-Studie: So kann Hamburg klimaneutral wirtschaften

Handelskammer Hamburg initiierte Studie, die konkrete Lösungswege zur Klimaneutralität bis 2040 aufzeigt
Hermes-Lieferwagen, 100% elektrisch, parkt vor moderner Stadtlandschaft mit Hafen und Elbphilharmonie in Hamburg.

Premiere in Hamburg: Hermes liefert komplett emissionsfrei aus

Versandunternehmen setzt auf E-Zustellung auf der letzten Meile in der zweitgrößten Stadt Deutschlands
Mann fährt fröhlich ein Lastenfahrrad auf Kopfsteinpflaster in einer sonnigen, ruhigen Stadtstraße.

Lastenrad statt Lieferwagen: City-Mikrodepot in Regelbetrieb überführt

Mikrodepot in der Hamburger Innenstadt geht vom Pilot- in den Regelbetrieb über. Apcoa Urban Hubs verstetigt die Lieferung per Lastenrad
Zahlreiche weggeworfene Kaffeebecher und Müll liegen zwischen vertrockneten Blättern und kleinen Blumen.

So sagen Hamburger Startups Plastikmüll den Kampf an

Von biologischen Kunststoffalternativen über Kreislaufwirtschaft bis zur Vermeidung von Mikroplastik – Hamburger Gründer:innen entwickeln vielfältige Lösungsansätze
Die von uns eingesetzte Consent Management Plattform (https://app.usercentrics.eu/) konnte nicht geladen werden. Dies kann passieren, wenn AdBlocker diese URL fälschlicherweise blockieren. Einige Funktionen, wie z.B. Kartendarstellungen, Umkreissuchen oder Formulare, können so nicht verwendet werden. Um diese Funktionen benutzen zu können, deaktivieren Sie bitte Ihren AdBlocker oder erlauben Sie den Zugriff auf *.usercentrics.eu.