Und das kam so: 2002 übernahm Hans Möller den Hof seiner Eltern im schleswig-holsteinischen Lentföhrden, an der nördlichen Stadtgrenze zu Hamburg. Kurz danach stellte er auf Biobetrieb um. Mit der Vermietung von Ferienwohnungen und einem kleinen Hofladen ein einträgliches Geschäft – bis die Meierei, in der er seine Milch weiterverarbeiten ließ, von einem Großkonzern aus Skandinavien aufgekauft wurde, der kein Interesse an Biomilch hatte. Das war für den heute 57-Jährigen der Anlass, mit den beiden Bioland-Milchbauer-Kollegen Achim Bock und Heino Dwinger „De Öko Melkburen“ – norddeutsch für Melkbauern – zu gründen. Sie fanden die kleine Meierei Horst zwischen Hamburg und Itzehoe, investierten in neue Technik, bewahrten sie so vor der Schließung und schufen neue Arbeitsplätze. Seit zehn Jahren wird die Milch der 180 Kühe nun dort auf 72 bis 75 Grad erhitzt, verpackt und direkt zu den Läden in Hamburg und Umgebung gebracht. „Mehr als 100 Kilometer muss die Milch nie zurücklegen“, betont Hans Möller, Geschäftsführer von „De Öko Melkburen".
Rund 76 Prozent der Verbraucher:innen in Deutschland achten beim Kauf von Lebensmitteln darauf, ob diese aus der Region kommen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands. Dabei gewinnt nachhaltige Landwirtschaft zunehmend an Bedeutung. Das gilt auch für Milcherzeugnisse. So haben die drei Landwirte von „De Öko Melkburen“, mit Sitz in der Metropolregion Hamburg, im Sommer als einer von drei Biobetrieben den Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau in der Kategorie „Erzeugung und Vermarktung“ gewonnen. Und zwar mit ihrer „Jahreszeiten-Milch“. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir betonte: „Die prämierten Öko-Höfe zeigen eindrucksvoll, wie Ökonomie und Ökologie erfolgreich Hand in Hand gehen können.“
Drei Biomilchbauern setzen auf neue Technik und kurze Wege
Je nach Fettgehalt schmeckt die Milch anders
Das ist aber noch nicht alles. Wer sich so intensiv mit Milchwirtschaft beschäftigt wie „De Öko Melkburen“, weiß, dass Milch je nach Jahreszeit anders schmeckt. „Das hat etwas mit dem Fettgehalt zu tun“, erklärt Möller. Der schwankt zwischen 3,5 und 4,2 Prozent – je nachdem, was die Tiere zu fressen bekommen. Die grasen zwar das ganze Jahr über auf der Weide, aber im Winter bekommen sie getrocknetes Gras zugefüttert. Und im Februar hat das Grün beispielsweise eine andere Zusammensetzung als im Herbst.
Diese „Unregelmäßigkeit“ machen sich die drei Landwirte zunutze – als Marketingstrategie. Zusammen mit einer Hamburger Werbeagentur haben sie die „Jahreszeiten-Milch“ entwickelt. Je nach Saison wechselt die Verpackung. Die Milch schmeckt laut Möller mal cremiger, mal mundet sie leicht nussig, mal hat sie eine dezente Karamellnote.
De Öko Melkburen: Transparenz, wer die Lebensmittel anbaut
Zusätzlich haben die drei Biobauern noch eine Solidarische Landwirtschaft gegründet. Jeder kann sich hier einkaufen und erhält dafür jede Woche einen Ernteanteil, und die Transparenz, wo, wie und wer die Lebensmittel anbaut. „Die Leute halten uns die Treue, holen sich die Waren hier bei uns oder in den Außenstellen ab. Und wir haben eine gewisse Planungssicherheit“, sagt Möller. Was ihn besonders freut: „Unsere Kunden kommen auch, um zu helfen – auf dem Hof und auf den Feldern. Manchmal entstehen sogar Freundschaften.“
Starkes Netzwerk in der Metropolregion Hamburg
Immer öfter fragen Verbraucher:innen nach, wer ihre Lebensmittel produziert und wo sie unter welchen Bedingungen entstehen. In der Metropolregion Hamburg sind in den letzten Jahren verschiedene Initiativen entstanden, die sowohl den Wunsch nach Regionalität und Transparenz bedienen als auch nachhaltig wirtschaftende Betriebe in ihrer Entwicklung unterstützen wollen. So haben sich 39 familiengeführte Bioland-Höfe in Norddeutschland der Bauerngemeinschaft Hamfelder Hof zusammengeschlossen, um ihre Milch zu vermarkten. Mit Foodregio finden norddeutsche Foodproduzenten ein aktives Netzwerk. Auch Foodactive bringt Akteur:innen der Lebensmittelbranche in der Metropolregion Hamburg zusammen. Und in der Regionalwert AG Hamburg, zu der auch De Öko Melkburen gehören, zeichnen Verbraucher:innen Aktien, um die ökologischen Landwirtschaft in ihrer Region zu stärken.
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