Auf 91 Seiten liefert die Studie #UseTheNews richtungsweisende Erkenntnisse für die Medienbranche. Denn auch, wenn zahlreiche jungen Erwachsenen häufig Social Media nutzen, so muss das nicht automatisch bedeuten, dass sie nicht an Nachrichten interessiert sind. Denn viele konsumieren zusätzlich auch die Nachrichten im Fernsehen oder Radio, lesen eine Tageszeitung oder informieren sich über die Online-Angebote klassischer Nachrichtenanbieter. „Anbieter journalistischer Nachrichtenformate stehen vor der Herausforderung, sich ihre Relevanz immer wieder neu zu erkämpfen. Im Projekt #UseTheNews arbeiten wir in einem starken Team zusammen an den passenden Antworten für unsere künftigen Angebote“, betont Peter Kropsch, Vorsitzender der dpa-Geschäftsführung.
Die Hälfte der Jugendlichen hält es nicht für wichtig, sich über Neuigkeiten und aktuelle Ereignisse zu informieren. Die Folge: Eine starke Informationskluft, denn sie sind zugleich deutlich schlechter informiert als ihre Altersgenossen, die regelmäßig auch journalistische Nachrichtenquellen nutzen. Zu diesen Ergebnissen kommt die bundesweite #UseTheNews-Studie „Nachrichtennutzung und Nachrichtenkompetenz im digitalen Zeitalter“, initiiert von Deutschen Presseagentur dpa und der Hamburger Behörde für Kultur und Medien. Durchgeführt wurde die Studie vom Leibniz-Institut für Medienforschung. Die Hamburg News fassen die Ergebnisse zusammen.
#UseTheNews-Studie als Richtungsweiser für die Medienbranche
Wie konsumieren junge Menschen Nachrichten?
Eines der Kernergebnisse der Untersuchung besteht darin, dass es natürlich nicht den prototypischen Jugendlichen oder jungen Erwachsenen gibt. Daraus leiten die Medienforscher*innen vier Nachrichten-Typen ab:
1. Journalistisch Informationsorientierte: hohes Nachrichteninteresse, umfangreiche Nutzung und große Relevanz journalistischer Quellen bei geringer Relevanz nicht-journalistischer Angebote; gut informiert
2. Gering Informationsorientierte: geringes Nachrichteninteresse, keine Nutzung und Relevanz journalistischer Quellen bei ebenfalls geringer Nutzung und Relevanz nicht-journalistischer Angebote; nicht gut informiert
3. Umfassend Informationsorientierte: hohes Nachrichteninteresse, umfangreiche Nutzung und große Relevanz journalistischer und nicht-journalistischer Angebote; gut informiert
4. Nicht-Journalistisch Informationsorientierte: mittleres Nachrichteninteresse, keine Nutzung und Relevanz journalistischer Quellen bei hoher Relevanz nicht-journalistischer Angebote; nicht gut informiert
News: Oft fehlt Bezug zum eigenen Leben
So hält es die Hälfte der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht für wichtig, sich über Neuigkeiten und aktuelle Ereignisse zu informieren. Bei journalistischen Nachrichten fehlt ihnen oft der Bezug zu ihrem persönlichen Alltag. Das sagen beispielsweise in der Altersgruppe der 14- bis 17-Jährigen mehr als zwei Drittel der Nicht-Journalistisch Informationsorientierten (67 Prozent). In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen sind es etwas weniger (59 Prozent). Aber auch bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die den stärksten Bezug zu klassischen Medien haben (Journalistisch Informationsorientierten) ist der Wert in beiden Altersgruppen mit jeweils knapp 40 Prozent vergleichsweise hoch.
Mit 46 Prozent widmet sich insgesamt knapp die Hälfte der befragten Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren mehrmals pro Woche journalistischen Angeboten, aber 58 Prozent schauen auch auf nicht-journalistische Akteure.
Freunde, Familie und Bekannte sind für die Meinungsbildung am wichtigsten – aber auch Influencer haben Impact
Nachrichten journalistischer Prägung seien bei jungen Menschen im Zuge der Meinungsbildung nicht mehr von entscheidender Bedeutung, so die Studie weiter. Freunde, Familie und Bekannte haben eine spürbar höhere Relevanz. Allein bei den 18- bis 24-Jährigen liegt in der Gruppe der Journalistisch Informationsorientierten das persönliche Umfeld mit den journalistischen Nachrichtenmedien gleichauf (59 Prozent, bzw. 61 Prozent). Auffällig ist die hohe Relevanz von Influencern auf die Meinungsbildung in der Gruppe der Nicht-Journalistisch Informationsorientierten aber auch bei den Umfassend Informationsorientierten. So halten in der Gruppe der 14- bis 17-Jährigen 41 Prozent der Umfassend Informationsorientierten, in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen 35 Prozent Influencer für „äußerst und sehr wichtig“ für die eigene Meinungsbildung.
Alltagsrelevanz und Mehrwert
Es läge nun an journalistischen Anbietern, die Alltagsrelevanz ihrer Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene herauszustellen, so die Studienautor*innen Uwe Hasebrink, Sascha Hölig und Leonie Wunderlich vom Leibniz-Institut für Medienforschung in Hamburg: „Nur durch solides Handwerk sowie verlässliche und tiefgründige Inhalte aus verschiedenen Perspektiven kann es gelingen, sich von nicht-journalistischen und meinungsstarken Akteuren abzugrenzen und einen überzeugenden Mehrwert zu schaffen, für den man im Zweifel auch bereit ist, Geld zu bezahlen", erklären die Medienforscher*innen.
Face-to-Face-Befragung von rund 1.500 Personen im Herbst 2020
Für die Studie „Nachrichtennutzung und Nachrichtenkompetenz im digitalen Zeitalter“ wurde das Zusammenspiel zwischen Nachrichteninteresse, Nachrichtennutzung, Informiertheit und Meinungsbildung untersucht. Dabei lag der Fokus auf der Bedeutung, die den verschiedenen journalistischen und nicht-journalistischen Nachrichtenangeboten zukommt. Hierfür wurden zwischen dem 12. Oktober und dem 6. Dezember 2020 insgesamt 1.508 Personen, in den Altersgruppen 14 bis 17 Jahre, 18 bis 24 Jahre und 40 bis 50 Jahre, Face-to-Face befragt.
#UseTheNews
Das bundesweite Projekt #UseTheNews geht der Nachrichtennutzung und -kompetenz junger Menschen auf den Grund und will neue Informations- und Bildungsangebote entwickeln. In einem News Literacy Lab sollen auf Basis der Studienergebnisse neue Nachrichtenangebote konzipiert werden. Begleitet wird das News Literacy Lab von Journalismus-Experten der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW). Initiiert wurde #UseTheNews von der Deutschen Presse-Agentur dpa und der Hamburger Behörde für Kultur und Medien.
Um das Thema Journalismus für und von der jungen Zielgruppe wird es auch beim Scoopcamp 2021 (15. und 16. September) gehen. Die Hamburger Innovationskonferenz für Medien wird von nextMedia.Hamburg und der dpa veranstaltet.
sb/kk