Augustin weiß, wovon sie spricht. Mit dem Umzug ins neue Headquarter von New Work SE – den ‚New Work Harbour‘ – im August 2021 wollte das Unternehmen nicht weniger als eine der attraktivsten Arbeitsumgebungen Deutschlands schaffen. „Es ging uns darum, das Beste aus beiden Welten zu schaffen: Ein ‚Office-Home‘.“ Damit dies gelingt, wurden die rund 900 Mitarbeiter*innen von Anfang an einbezogen und die Kommunikation umfasste digitale Elemente wie Infotainment, Edutainment und Gamification. Das Ergebnis ist ein Multispace-Konzept, um ganz nach Bedarf Kollaboration, Kreativität oder Konzentration am Arbeitsplatz zu ermöglichen. In Umfragen wurde zudem erhoben, was sich die Mitarbeiter*innen neben ihrem eigentlichen Arbeitsumfeld wünschen. „Wir haben Task Forces gebildet, zu Themen wie Fitness- oder Kantinen-Angeboten. Und wir haben eigens eine Dog-Policy entwickelt.“ Die Strategie ist aufgegangen, freut sich Augustin. „Gefühlt sind die Massen zurück. In der Kantine muss ich jetzt wieder Schlange stehen.“
Brauchen wir nach der Pandemie noch Büros? Die Vorteile des Homeoffice liegen auf der Hand: Zeit- und Ressourcen-Ersparnis, Büroflächen könnten in dringend benötigten Wohnraum umgewandelt werden und das Arbeiten in den eigenen vier Wänden führt oft zu einer größeren Produktivität. Entfällt doch zum Beispiel der (arbeits-)zeitfressende Plausch mit den Kollegen*innen an der Kaffeemaschine. Doch genau hier liegt auch das Problem. „Menschen brauchen persönliche Nähe und sozialen Austausch“, betonte Malin Augustin, Team Lead Employer Branding DACH bei New Work SE, Mitte Mai anlässlich des ersten IDea Lab 2022 unter dem Motto „Digital Identity in a Human World“ in der HafenCity. Eingeladen hatten neben dem Digitalunternehmen der Social-Intranet-Anbieter Haiilo (ehemals Coyo) und das Tech-Startup Nect. Augustin umriss, was einen attraktiven Arbeitgeber und ein attraktives Arbeitsumfeld auszeichnet – wichtige Faktoren zur Akquise von Mitarbeiter*innen und für die Bindung dieser. Die Hamburg News waren vor Ort.
Task Forces für Mitarbeiterzufriedenheit
Digitale Welten können süchtig machen
Bei der Attraktivität eines Unternehmens spielt die Unternehmenskultur eine wesentliche Rolle. Mela Chu, Gründerin der Kölner Innovationsberatung BLCKSWN, bezeichnet sich als digitale Humanistin und rät zu einer ethischen Unternehmenskultur im ‚digitalen Dschungel‘, wie sie es nennt. „Wir leben in einer VUKA-Welt.“ Das Akronym stehe für volatil, unsicher, komplex und ambivalent als Merkmale unserer modernen Welt. Verschärft wird VUKA zudem durch die Auswirkungen der Pandemie und den Krieg in der Ukraine. Und wenn es in der Realität zu ungemütlich wird, verstärke dies die Verlockungen der digitalen Welt, so die Expertin. „Soziale Netzwerke wie Instagram können süchtig machen, von Tik Tok gar nicht zu reden. Und im Metaverse kann sich jeder sein Wunschleben aufbauen. Es erlaubt eine schier uneingeschränkte Selbstoptimierung durch die Gestaltung eigener Avatare.“ Doch ist das wirklich erstrebenswert? Individualität, gar Diversität, bleibe in digitalen Welten leicht auf der Strecke. „Algorithmen folgen Trends, nicht Ecken und Kanten.“ Und da es menschlich ist, geliebt und anerkannt werden zu wollen, sei die Gefahr groß, sich dem Mainstream anzupassen. So sei die zunehmende Digitalisierung Fluch und Segen zugleich. Chu plädiert deshalb für einen sensiblen Umgang mit digitalen Tools seitens der User und für eine Unternehmenskultur, die gerade auch beim Einsatz digitaler Innovationen stets die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter*innen berücksichtigt.
Die digitale Zukunft gestalten – made in Hamburg
Die Chancen stehen gut, dass sich Unternehmen sehr genau ansehen, was potenzielle Mitarbeiter*innen glücklich macht. Laut einer aktuellen Xing-Studie hat jedes zweite Unternehmen in Deutschland Probleme, ausreichend Personal zu rekrutieren. Vor diesem Hintergrund gewinnt auch die Mitarbeiterbindung zusätzlich an Bedeutung. Mit einer digitalen Plattform will Gastgeber Haiilo Lösungen für eine bessere Arbeitswelt schaffen. Im Februar haben sich das Hamburger Softwareunternehmen Coyo, die finnische Firma Smarp und Jubiwee aus Frankreich zu Haiilo zusammengeschlossen. So entstand nach eigenen Angaben einer der weltweit größten Anbieter für Social Intranet, Mitarbeiterkommunikation und -engagement: Mehr als 750 internationale Kunden greifen zur Stärkung ihrer Unternehmenskultur auf die Haiilo-Anwendungen Haiilo Home, Haiilo Share, Haiilo Stories und Haiilo Insights zurück. Denn wie wichtig eine funktionierende Technik für die digitale Zusammenarbeit ist, hat die Pandemie nachdrücklich bewiesen. Für die Mitarbeiterzufriedenheit ist aber auch eine gut funktionierende interne Kommunikation ein wesentlicher Faktor. Für eine sicherere digitale Welt sorgt der dritte Gastgeber des IDea Lab 2022: Nect. Das Hamburger Startup hat sich zum Ziel gesetzt, Marktführer für KI-basierte Trust Services zu werden. Für ihre App zur Identitätsprüfung, basierend auf dem sogenannten Robo-Ident-Verfahren, wurde Nect 2020 mit dem Hamburger Gründerpreis ausgezeichnet.
ys/sb