Über die Hälfte der der befragten Unternehmen (52 Prozent) gaben an, dass sie sich seit der Corona-Pandemie mit größeren Herausforderungen in der Personalsuche konfrontiert sehen. Und jedes fünfte Unternehmen sagte aus, die Fluktuation der Beschäftigten sei während der Pandemie gestiegen. Damit bestätigt die Forsa-Studie die Ergebnisse der Befragung zur Wechselbereitschaft, die Xing bereits im Januar 2022 unter Deutschlands Arbeitnehmenden erhoben hatte. Der Erhebung zufolge sind vier von zehn Deutschen offen für einen neuen Job oder sind bereits konkrete Schritte gegangen, um eine neue Tätigkeit zu finden.
Die Arbeitswelt befindet sich nicht erst seit der Pandemie im Wandel. Das macht sich auch bei der Personalsuche bemerkbar, wie eine aktuelle Xing-Studie unter 200 befragten Unternehmen im Auftrag der Forsa, ergab. Der zufolge hat jedes zweite Unternehmen in Deutschland Probleme, ausreichend Personal zu rekrutieren, so die Studie des in Hamburg ansässigen Karriereportals.
Xing: Höhere Fluktuation seit Pandemie
Zufriedenheit wichtiger als Gehalt
Kompetentere Führung, eine bessere Work-Life-Balance oder eine spannendere Tätigkeit sind laut Xing-Studie Hauptmotive für das Verlassen eines Unternehmens. Allerdings schätzen der Umfrage zufolge viele Unternehmen die Beweggründe von Beschäftigten für einen Jobwechsel anders ein: Sie glauben, dass finanzielle Motive oder Konkurrenz anderer Arbeitgeber in erster Linie der Grund seien. Doch obwohl in Bewerbungsgesprächen das Gehalt mit 83 Prozent weiterhin eine zentrale Rolle für Arbeitnehmer*innen spielt, sind finanzielle Anreize tatsächlich nur bei jedem fünften Jobwechsel ausschlaggebend.
„Wir erleben eine Zeitenwende auf dem Arbeitsmarkt", sagt Frank Hassler, Vorstand der New Work Se und verantwortlich für die Geschäftsfelder Recruiting und Employer Branding. „Unternehmen müssen sich heute bei Talenten bewerben, nicht umgekehrt. Diese Machtverschiebung wird den Arbeitsmarkt nachhaltig verändern“.
Weiche Faktoren wichtiger im Recruiting
Die Umkehrung könnte auch Grund für die gestiegene Erwartungshaltung von Jobsuchenden sein. Neben dem Anspruch an Gehalt und Tätigkeit, sind auch die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, Jobsicherheit, flexible Arbeitszeiteinteilung, Unternehmenskultur und gutes Führungsverhalten für Beschäftigte von hoher Relevanz. Auch der Aspekt Nachhaltigkeit gewinnt im Arbeitskontext immer mehr an Bedeutung, wie 37 Prozent der Arbeitnehmer*innen in der Umfrage angaben. Diese sogenannten „weichen Faktoren" werden bei der Entscheidung für oder gegen ein Unternehmen immer wichtiger.
Der „Cultural Fit" ist entscheidend
Deshalb gilt es für Unternehmen nicht mehr nur den Fokus auf die Qualifikationen von Bewerber*innen zu richten, sondern auch darauf, ob sie ein guter „Cultural Fit" sind - also zur Unternehmenskultur passen.
„Unternehmenskulturelle Faktoren stehen sehr viel mehr im Fokus als früher“, sagt Hassler. „Das wirkt sich massiv aufs Recruiting aus – für Unternehmen, die diese Bedürfnisse von Jobsuchenden erkennen und entsprechend aufgestellt sind, eröffnen sich so riesige Chancen, auf dem Arbeitsmarkt den Wettbewerb um Talente für sich zu entscheiden.“
mb/kk