Handel

Tee: Rekordverbrauch im Coronajahr 2020

7. Dezember 2021
Hamburg ist als traditionelle Handelsstadt auch eine erfolgreiche Teestadt. Der Hafen gilt als Drehscheibe des kontinental-europäischen Teehandels

„Tee erleuchtet den Verstand, schärft die Sinne, verleiht Leichtigkeit und Energie, und vertreibt Langeweile und Verdruss“, so ein Sprichwort aus China. Die Chinesen müssen es wissen – immerhin ist China der größte Tee-Produzent der Welt, liegt aber bei den Exporten nur auf Platz zwei, da der meiste Tee im Land verbleibt und somit von der teeliebenden Bevölkerung selbst konsumiert wird. Doch auch bei uns nimmt der Teegenuss zu. 2020 lag der Pro-Kopf-Konsum von Schwarz-, Grün-, Kräuter- und Früchtetee in Deutschland bei rund 70 Litern und damit 2 Liter höher als im Rekordjahr 2019.

Das berichtet der aktuelle Tee Report des deutschen Tee & Kräutertee Verbands mit Sitz in Hamburg. Absatzeinbußen durch coronabedingte Schließungen von Hotels, Gaststätten und Kantinen konnten durch die gestiegene Nachfrage im Lebensmitteleinzelhandel, Drogeriemärkten und im Fachhandel wettgemacht werden.

Ostfriesen sind Weltmeister im Teetrinken

Ein explizites Tee-Hoch identifiziert der Tee Report im Norden Deutschlands: „Einen Rekord im Genießen haben einmal mehr die Menschen in Ostfriesland aufgestellt. Mit dem Konsum von 300 Litern Schwarztee pro Kopf im Jahr krönten sie sich auch 2020 wieder zu den Weltmeistern im Teetrinken. Es folgten Irland und Großbritannien auf den Plätzen zwei und drei.“ Hamburg wiederum behauptet seine Position als bedeutender Handelsplatz für Tee.

„Hamburg ist seit Ende der 1990er Jahre die Drehscheibe des kontinental-europäischen Teehandels. Und es gibt derzeit keinerlei Anzeichen, dass sich daran in absehbarer Zukunft etwas ändert“, erklärt Maximilian Wittig, Geschäftsführer des Deutschen Teeverbands.

Tee in 108 Länder rund um die Welt verschifft

Mehr als ein Drittel der Mitgliedsunternehmen des Deutschen Teeverbands findet sich in der Metropolregion Hamburg. „Die Gesamtheit unserer insgesamt 46 in Deutschland ansässigen ordentlichen Mitglieder repräsentiert knapp 95% des deutschen Teehandels. Eine deutliche Konzentration in und um Hamburg ist jedoch offensichtlich“, so Wittig. Und der Experte betont die heimische Expertise beim Blending, Aromatisieren und der Konfektionierung, die weltweit geschätzt werde.

„Dieser gute Ruf ist nach wie vor ungebrochen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass von unseren Mitgliedsunternehmen regelmäßig innovative Impulse ausgehen, die Bedeutung für den weltweiten Teemarkt besitzen.“ 2020 wurden Tee-Spezialitäten aus Hamburg bzw. Deutschland in insgesamt 108 verschiedene Länder rund um die Welt verschifft, betont Wittig. „Diese Zahl beschreibt die anhaltende Nachfrage nach deutschem Tee-Know-how meiner Meinung nach sehr gut.“

Tea Taster*innen verkosten bis zu 600 Teeproben täglich

Das nötige Tee-Know-how in Perfektion beherrschen Tea Taster*innen. In der etwa siebenjährigen Trainingsszeit werden Zunge, Nase und Auge geschult. „Entscheidend für die Qualität eines jeden Tees sind Aussehen, Geruch, Farbe und Geschmack. Diese Kriterien wiederum sind abhängig von dem Ursprungsland, der Anbauregion, dem Klima, dem Erntezeitpunkt und der Verarbeitung und sie unterliegen von Jahr zu Jahr natürlichen Schwankungen“, heißt es auf der Website des Deutschen Teeverbands unter der Rubrik Experte werden. Wer sich für den vielleicht ‚sinnlichsten Beruf der Welt‘ entscheide, brauche echte Leidenschaft. Vor allem in der Haupternte- und Einkaufszeit verkosten Tea Taster*innen täglich bis zu 600 Teeproben. „Eine enorme Leistung, die allerhöchste Konzentration erfordert.“ Entsprechend gebe es in Deutschland auch nur 25 bis 30 Senior Tea Taster*innen.

Nachfrage nach Bio-Tee wächst

Konsumenten wüssten dieses Tee-Know-how durchaus zu schätzen. Zum einen gewährleisten Tea Taster*innen die gleichbleibende Qualität der Tees. Zum anderen aber weiß Wittig: „Teetrinker lieben die Vielfalt. Bei den Kräuter- und Früchtetees sind es vor allem Mischungen, die geschmackliche Abwechslung schenken. Ob aromatisiert oder nicht – Mischungen waren auch im vergangenen Jahr wieder stark gefragt.“

Zudem mache sich das wachsende Interesse an Bio-Produkten auch bei Tee bemerkbar. Der Bio-Anteil von Schwarz- und Grüntees wuchs auf einen neuen Spitzenwert von 12,9 %, der Bio-Anteil von Kräuter- und Früchtetees erreichte sogar 13,5% gegenüber 11 % im Vorjahr – so das Ergebnis des Tee Reports 2021.
ys/kk

Nachtrag: Beim Verfassen dieses Artikels half eine gute Tasse Tee.

Quellen und weitere Informationen

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