Das Hamburger Food-Tech-Startup Infinite Roots hat eine Myzel-Technologie entwickelt, um aus Pilzen einen gesunden Fleischersatz zu produzieren. „Wir stellen aus dem Wurzelwerk von Speisepilzen unseren Grundrohstoff her, um Fleisch zu imitieren und dabei brauchen wir nur wenige Zusatzstoffe und keine Aromen oder Emulgatoren“, erklärte Co-Founderin Anne-Cathrine Hutz beim FIC. So nutzt Infinite Roots nicht den Pilzkörper, sondern das fadenförmige Wurzelgeflecht, Myzel genannt, das zahlreiche Nährstoffe, Vitamine und Mineralien sowie Antioxidantien sowie andere bioaktive Verbindungen aufweise. Mit diesem Ansatz konnte das Startup im Januar 58 Millionen US-Dollar von internationalen Investoren einsammeln, darunter die Dr. Hans Riegel Holding (HRH), der EIC Fund und die Rewe Group.
Der Zukunft unserer Ernährung widmen sich in Hamburg zahlreiche Unternehmen und Initiativen. Laut Statista ist diese Zukunft zunehmend fleischlos. „Alternativen zum herkömmlichen Fleisch wie pflanzliche Ersatzprodukte, In-vitro-Fleisch oder Insekten-Food werden laut Prognosen einen Bedeutungszuwachs erfahren.“ So habe sich die Produktion von vegetarischen und veganen Ersatzprodukten in Deutschland von 2019 auf 2023 etwa verdoppelt – auf rund 121.600 Tonnen. Eine Entwicklung, die im Juni 2024 auf dem Food Innovation Camp (FIC) positiv bewertet wurde, denn je größer das Angebot fleischfreier Varianten desto leichter der Umstieg auf eine vegetarische Ernährung. Und das sei nicht nur für jeden Einzelnen gut, sondern komme der gesamten Bevölkerung zugute. „Ein hoher Fleischkonsum fördert Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Diabetes und Herzinfarkte, was wiederum das Gesundheitswesen und somit unsere Wirtschaft belastet“, betonte Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl. Der ärztliche Leiter des Medicum Hamburg warnt allerdings vor Zusatzstoffen, die oftmals verwendet werden, um eine möglichst überzeugende Fleischimitation zu erzeugen. „Wenn Fleischersatz zum Kunstprodukt wird, wird es ungesund.“
Mit Myzel-Technologie zum Fleischersatz
Novel-Food-Verordnung
Für eine Markteinführung muss Infinite Roots allerdings noch den Anforderungen der Novel-Food-Verordnung entsprechen, denn der Herstellungsprozess neuartiger Lebensmittel ist in der EU zulassungspflichtig. Das gilt auch für die Bluu-Seafood-Produkte. Das aus dem Fraunhofer IMTE hervorgegangene Food-Biotech-Startup hat sich auf die Kultivierung von Fischzellen in einem Bioreaktor spezialisiert und dazu in Hamburg-Altona die erste Pilotanlage Europas in Betrieb genommen. Die Gründer Sebastian Rakers und Simon Fabich nennen den Ozean als Inspiration, den es zu schützen gelte. So seien die Meere massiv überfischt, während industrielle Aquakulturen als eine Form der Massentierhaltung die Unterwasserwelt verschmutze. Die aus Zellen von Atlantischem Lachs oder Regenbogenforellen produzierten Fischstäbchen oder Fischbällchen hingegen seien frei von Antibiotika sowie künstlichen Aromen, wiesen dafür einen hohen Gehalt an Omega 3-Fettsäuren auf. Aktuell konzentriert sich das Startup auf eine Markteinführung in den USA und Singapur.
Höllische Lust auf Mineralwasser
Auf jeden Fall gesund ist der Genuss von Mineralwasser – das Bundeszentrum für Ernährung empfiehlt 1,5 Liter pro Tag – nur ist es vielleicht nicht gerade das Prickelndste im Supermarktregal. Matthias Riedel und Roman Gilz wollen den konservativen Markt von Hamburg aus nun mit Mineralwasser in recycelbaren Dosen aufmischen. In Bloody Water lebe die rebellische Energie von Heavy Metal. Markenbotschafter ist Comedian und Metal-Fan Bülent Ceylan. Die Gründer verfolgen ein Marketingnarrativ, das auf Provokation und Horrorelemente setzt. So lautet der Slogan „Drink or Die“, das Logo besteht aus einem skelettierten Monsterfisch, und auf der Website ist die Warnung zu lesen: „Vorsicht – das Trinken unseres Wassers kann unerwartete Nebenwirkungen haben. Möglicherweise spürst du, wie eine seltsame Präsenz dich beobachtet, oder erlebst lebhafte Albträume, die dich tagelang verfolgen.“ So aufregend kann gesunde Ernährung sein.
ys/mm/sb